Social Media und Abschottung in der Post-Apokalypse (Maddrax Band 475-499)

Ein weiterer Unterzyklus der Heftromanserie Maddrax geht nach einem Jahr zu Ende. Doch anders als gewöhnliche Unterzyklen wird hier auch die vierjährige Bemühung der Helden beendet, den Absturz des Mondes auf die Erde und dadurch eine zweite Apokalypse aufzuhalten. Die Ausgangslage dafür war ausgesprochen düster: Der Mond stürzt, doch die Friedenswahrer – die der Menschheit in ihrem System einen eigenen Planeten zugesprochen haben – sind nur an den Gehirnen der Menschen interessiert. Dieses Thema war zum Ende des vorherigen Blocks bereits etwas anstrengend: Während der Leser über die Absichten der Friedenswahrer informiert war, blieb dies den Protagonisten weitgehend verborgen. Das führte zu manchen langweiligen oder vorhersehbaren Situationen.

Im neuen Block ändert sich das recht schnell: Matt wird von Aruula über die wahren Absichten der Friedenswahrer informiert. Rasch entsteht ein neuer Plan: Mithilfe des Widerstands innerhalb der Friedenswahrer gelangen die beiden Helden in das System der Pancinowa, die über Wurmlochtechnologie verfügen. Dieser Abschnitt ist zunächst ausgesprochen interessant. Denn die Pancinowa sind paranoid und xenophob, jeder der in ihr System reisen möchte wird daher in eine Art Hohlwelt umgeleitet und versauert dort. Matt und Aruula erleben in dieser faszinierenden Welt interessante Abenteuer und können letztlich fliehen. Dieser Abschnitt ist atmosphärisch dicht und obwohl er zu der Haupthandlung fast nichts beiträgt sind die einzelnen Abenteuer ausgesprochen interessant.

Cancriss, die Heimatwelt der Pancinowa selbst, stellt sich dann als Social Media Welt heraus. Die Pancinowa sind permanent miteinander vernetzt. Diese Idee ist ganz nett. Leider führt sie nicht wirklich zu spannenden Romanen. Auf Matt und Aruula wirken diese vernetzten „Gestade“ wie eine Droge. Die Hefte sind recht vorhersehbar und bieten in merkwürdigen Traumwelten nicht wirklich überzeugende Geschichten.

Zwei Episode spielen auf dem Mars. Hier sorgt Wang’kul dafür, dass die Konfliktparteien voneinander getrennt werden. Der Grund für den nahenden Krieg zwischen der Diktatur unter Gonzales, den Waldmenschen und den Mutanten ist nicht behoben, Wang’kul sorgt nur dafür, dass sich die drei Parteien nicht begegnen können. Interessant ist, dass am Ende diese Situation, in der viele Menschen eigentlich unter Gonzales leiden, als kleines Idyll inszeniert wird. Auf diese Art ist die Handlung auf dem Mars, die mit überzeugenden Charakteren glänzte, mit der Zeit aber an Zugkraft verlor und das immer selbe Thema wiederholte, erst einmal eingefroren. Vielleicht sorgt eine kleine Pause ja dafür, dass wieder neue Ideen für die Mars-Episoden entstehen.

Der eigentliche Höhepunkt dieses Zyklus kommt ungewöhnlich früh. Matt und Aruula gelingt es nach ihrer Rückkehr von Cancriss, sowohl die Pancinowa als auch die Friedenswahrer davon zu überzeugen, einander zu helfen. Damit ist die gröbste Bedrohung für die Menschheit erst einmal abgewendet: Die Friedenswahrer erhalten eine alternative Energiequelle zu den menschlichen Gehirnen, die Pancinowa versprechen mithilfe eines Wurmlochs den Mond in seine ursprüngliche Position zurück zu versetzen. Dies bringt eine neue Dynamik in die Haupthandlung.

Leider geht dem Zyklus auf den letzten Metern etwas die Luft aus. Während die politische Situation bereinigt ist, verliert sich die Handlung in merkwürdigen Drachengeschichten in San Francisco. Das sind weiterhin gute Einzelabenteuer. Nach über 90 Folgen Vorarbeit wäre es jedoch wünschenswert gewesen, die Handlung am Ende stärker zu verdichten. Das geschieht nicht und auch das Finale wirkt seltsam blutleer: Hier wird letztlich einfach nur das Wurmloch aufgestellt und der Mond am Absturz gehindert (auch wenn dies erst einmal noch als Cliffhanger offen gelassen wird – aber dass die Erde vernichtet wird ist wohl ausgeschlossen).

Dennoch gibt es auch hier neben schwachen Rückblenden weiterhin starke Einzelromane, in denen den Friedenswahrern bei ihrem Kampf gegen den Streiter geholfen wird oder die Klonfabrik für eine alternative Gehirnquelle umkämpft bleibt. Und das beschreibt die Bände 475 bis 499 sehr gut: Wann immer Einzelabenteuer erzählt werden, ist die Serie ausgesprochen stark. Wird die Haupthandlung vorangetrieben, bleibt dies in der Regel schwach. Das sorgt für sehr gute Unterhaltung mit spannenden Heften und ein klein wenig Enttäuschung, wenn man auf die Handlungsfortschritte des vergangenen Jahres zurückblickt.

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