Tödliche Nebelkerzen (Perry Rhodan Bände 3071-74)

Perry Rhodan und Atlan kehren in eine Milchstraße zurück, die nach 500 Jahren alles vergessen hat. Alle Daten wurden gelöscht, die zuvor unbekannten Cairaner spielen sich als Friedensmacht auf, schlagen jedoch jeden Widerstand mit äußerster Brutalität nieder. Außerdem ist die Erde verschwunden. Mittlerweile ist klar: die Erde ist mit einem Gegenstück aus dem Dyoversum vertauscht, die Cairaner sind aus ihrer Heimatgalaxis vor den Kräften des Chaos geflohen und haben sinistre Pläne mit der Milchstraße. Die Haupthandlung konzentriert sich derweil jedoch auf eine Entführung: Atlans zuvor unbekannte Enkelin Jasmyne da Ariga und Gucky wurden auf stümperhafte Art von den völlig unprofessionell agierenden Tomopaten Genner und Ly entführt. Ihre miserable Planung reicht jedoch allemal aus, um Atlan und sein Team zu übertölpeln. Nun ist Atlan hinter den Entführern her, um seine Enkelin und seinen besten Freund zu retten.

Band 3071: Xirashos Tiefen (von Michelle Stern) Gucky und Jasmyne da Ariga wurden von den Tomopaten Genner und Ly entführt. Atlan versucht sie mit Verhandlungen zu befreien. Doch das ist längst nicht mehr möglich, Jasmyne ist geflohen und Gucky längst auf dem Weg zu den Cairanern. Ein Team Atlans dringt in die cairanische Station vor, zu der Jasmyne geflohen ist und entdeckt, dass die Cairaner dort terranische Schiffe nachbauen. Er rettet Jasmyne und vernichtet alles, was er vernichten kann. Der Roman steuert auf einen netten Höhepunkt zu. Durch den Nachbau der RAS TSCHUBAI kommt tatsächlich so etwas wie eine interessante, mysteriöse Atmosphäre auf. Das ändert aber nichts daran, dass der ganze Handlungsstrang wie ein unbedeutendes Ablenkungsmanöver wirkt. Genner und Ly sind als Charaktere völlig uninteressant, ähnliches gilt für Jasmyne da Ariga. Die Tomopaten enthüllen zwar, dass die Cairaner möglicherweise alles Leben in der Milchstraße auslöschen wollen. Nach beinahe zwei Jahren Handlung ist das aber ein ausgesprochen schwacher Hinweis, dem es nicht gelingt, die Spannung dieses langsamen Zyklus mit seinen mühsamen Fortschritten zu erhöhen. Zumal man sich sicher sein kann, dass diese Erkenntnis kaum bis keinen Einfluss auf die kommenden Hefte haben wird.

Band 3072: Der Ilt muss sterben! (von Leo Lukas) Es folgt der vermutlich größte Witz des Zyklus. Liest man nur den „Mythos“-Zyklus so muss unweigerlich der Eindruck entstehen, die Autorinnen und Autoren der „Perry Rhodan“-Serie haben keinerlei Ahnung, was sie mit dem Ilt Gucky machen sollen. Er hat eine Geschichte in einem Heft erhalten und die war nicht einmal besonders überzeugend. Daneben ist er ausschließlich ein nerviger Sidekick, der als besseres Transportgerät dient und unlustige Sprüche reist. Das ist für einen angeblich so ikonischen Charakter der Serie reichlich unwürdig. Da liegt es nahe, die Figure endlich in den verdienten Ruhestand zu schicken. Leo Lukas bereitet das hier vor: Gucky wird zunächst auf einer Ausweglosen Straße vermisst. Die Cairaner haben ihn dorthin verfrachtet und suchen nun selbst nach ihm. Er wird von den Tomopaten Genner und Ly als erste gefunden, die den wehrlosen Ilt töten. Im Anschluss werden sie von Atlan im Affekt exekutiert. Und natürlich redet keiner mehr von dem angeblich so dramatischen Plan der Cairaner alles Leben in der Milchstraße auszulöschen. Das Heft ist so unglaublich unspektakulär, dass Guckys Tod wohl auf gar keinen Fall permanent sein wird. Auf der einen Seite ist es ausgesprochen passend. Denn Gucky stirbt in der Rolle, die dieser Zyklus ihm zuschreibt: Als Statist in einer sinnfreien Rolle. Auf der anderen Seite würden wohl selbst die Erschaffer des „Mythos“-Zyklus einem so bekannten Charakter einen Tod unter etwas aktiveren und vor allem interessanteren Umständen ermöglichen. All das deutet darauf hin, dass hier einfach auf ärgerliche Art mit den Lesern gespielt wird, denen die Serie und vor allem Gucky noch etwas bedeutet. Mit solchen unspannenden Scharaden verliert man möglicherweise auch noch solche Leser. „Der Ilt muss sterben!“ schafft somit also das Kunststück, keinerlei Interesse daran zu entwickeln, mit welcher abstrusen Volte die Autoren Gucky wieder zurück in die Serie schreiben.

Band 3073: Auf der grünen Welt (von Michael Marcus Thurner) Gucky Tod bewegt die Besatzung der THORA verständlicherweise. Allerdings muss das Schiff auch repariert werden, also tut man das. Professor Lionel Obioma vermutet, das Atlan bei Guckys Tod etwas verheimlicht und stellt Nachforschungen an. Birge Schik versucht derweile mit einem Außenteam ein barnitisches Handelsschiff zu retten, dessen Captain durch seine Profitgier die Rettung alles andere als erleichtert. Gemeinsam stürzt man auf einer „grünen Welt“ ab, die versucht die Eindringlinge zu verdrängen. Um eine Handvoll Barniter zu retten, versucht Schik den Wächter der Welt von den friedlichen Absichten der Terraner zu überzeugen. Die abgeschlossene Handlung um den grünen Planeten, die menschliche Gemeinschaft darauf und die Symbiose mit Pflanzen ist durchaus kurzweilig und interessant. Verbunden wird das mit einer alten Gefahr, die sich in der Sonne des Planeten versteckt. Auch das ist interessant. Leider wird das Ganze in die unselige Gucky-Handlung eingebettet. Das deutet einmal mehr darauf hin, wie unwichtig die Gucky-Anhänger eigentlich sind. Hier wird kein Fortschritt erreicht, sondern lediglich signalisiert, „es ist vielleicht doch noch nicht vorbei“. Das in solch einem kraftlosen Zyklus kein Hauptcharakter der Serie permanent sterben wird, hätte man sich auch ohne diese Nebelkerzen denken können.

Band 3074: Der imaginäre Imperator (von Uwe Anton) Dancer und Schlafner infiltrieren mit dem TARA-Psi ein Schiff der Naat. Es stellt sich heraus, dass diese mit den Ladhonen versuchen, in die Bleisphäre und damit das Arkon-System vorzudringen. Der Einsatz geht schrecklich schief, viele sterben, aber Dancer und Schlafner sprechen mit einem Abgesandten des Messingimperiums, der ihnen verrät, dass sich hinter der Bleisphäre ein gespiegeltes Universum versteckt. Der bodenständige Teil des Romans ist ausgesprochen interessant. Dancer und Schlafner entwickeln einen komplexen Plan, um das Schiff der Naat zu infiltrieren. Dabei können sie auf die Hilfe eines Agenten der Arkonen bauen, der interessante Einblicke in die Gesellschaft und Mentalität der Naat bietet. Die eigentliche Mission des Naat-Schiffes wird dann aber ausgesprochen wirr. Warum sollte man solch einen wichtigen Einsatz so nahe an der gegnerischen Front beginnen? Warum bereitet man nicht zumindest Teile vor, bevor man sich der arkonischen Flotte zu erkennen gibt? Und wie kann man so unvorsichtig sein, ein ganzes Flaggschiff auf solch einer Mission zu riskieren? Die Unterhaltung mit dem Vertreter des Messingimperiums präsentiert dann weitere vage Andeutungen, unser Universum ist nicht sicher, Andromeda spielt eventuell eine Rolle und so weiter und so fort. Derer gab es in diesem Zyklus genug, selten folgten tatsächlich spannenden Ereignisse daraus. Da dieser Vertrauensvorsprung verspielt ist, weckt das Messingimperium keine Begeisterungsstürme.

Die Hefte von Mitte Mai bis Mitte Juni zeigen, wie viel Leerlauf im „Mythos“-Zyklus steckt. Schon der vorherige Monat hat mit der Entführung Jasmyne da Ariga eine Nebenfront eröffnet. Die wird in diesem Monat mit allen Mitteln der Kunst ausgebaut. Aus unerfindlichen Gründen wird daher Gucky (vorgeblich) geopfert, um den Zyklus noch etwas weiter bis zur Unkenntlichkeit zu strecken. Zugegeben: Wenn dieses belanglose Scharmützel und die kurze Trauer einiger Protagonisten aus der zehnten Reihe tatsächlich das Ende des legendären Ilts markieren, wäre das tatsächlich ein mutiger Mut. Nach der mutlosen Handlung des „Mythos“-Zyklus zu urteilen, wird Gucky jedoch demnächst wieder sehr lebendig und ausgesprochen nervig seine Statistenrolle in der Serie erfüllen. Dieses Ärgernis überschattet, dass Michael Marcus Thurner und Uwe Anton tatsächlich überzeugende Geschichten zu erzählen haben: Sowohl die Grüne Welt und ihr Wächter als auch die Infiltrierung des Naat-Flaggschiffes sind spannend und interessant. Wären sie nicht in eine so ärgerliche wie langweilige Rahmenhandlung eingebunden, sondern in eine Serie, die tatsächlich Wert auf einzelne Hefte legt und ihnen den notwendigen Raum bietet, indem es sie von raumfüllenden Nebenhandlungen befreit, dann hätten das starke Episoden werden können.

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