Trippelschritte in allen Universen (Perry Rhodan-Bände 3075-78)

Aufruhr in der Milchstraße! Perry Rhodan kehrt nach 500 Jahren zurück und niemand erinnert sich. Stattdessen beherrschen die mysteriöse Cairaner die Glaaxis und alle Daten der Vergangenheit wurden durch ein genau so mysteriöses Ereignis ausgelöscht. Und zu allem Überfluss ist die Erde verschwunden. Während Rhodan die Erde in einem Paralleluniversum wiederfinden kann, schlägt sich Atlan mit Unruhen um seine ehemalige Heimatwelt Arkon herum. Der Planet ist seit langem von einer undurchdringbaren Bleisphäre umhüllt. Die Naat, angestiftet von den Ladhonen und Cairanern, drängen jedoch darauf, die Barriere zu durchbrechen. Die Cairaner erhoffen sich dadurch Erkenntnisse, die in ihrem Kampf gegen eine feindliche Chaotarchin in ihrer Heimatgalaxis helfen könnten. Doch die Bleisphäre ist gefährlich und die Experimente können fatale Auswirkungen auf die Milchstraße haben.

Band 3075: Die Warnung der Signatin (von Uwe Anton) Dancer und Schlafner haben einen Naat-Raumer infiltriert, der nach der Durchkreuzung der Bleisphäre zerstört wird. Während der Durchreise erhalten die Agenten Atlans jedoch vage Andeutungen von Vertretern des Messingimperiums hinsichtlich der Motivation der Cairaner. Eine vielversprechende Wendung in einem ansonsten langatmigen Handlungsstrang. Ein Heft später werden die Andeutungen nicht einmal erwähnt. Stattdessen geht es verständlicherweise erst einmal darum, dass sich Dancer und Schlafner von dem zerstörten Schiff auf ein anderes retten. Im Anschluss dreht sich die Handlung jedoch nur noch um die Bemühungen der Naat, ein weiteres Schiff durch die Bleisphäre zu senden. Das ist nicht nur selbstmörderisch, sondern auch gefährlich. Daher beginnen die arkonischen Truppen, um die Galaxie vor den Auswirkungen einer sich ausbreitenden Bleisphäre zu schützen, ein Scharmützel mit den Naat. In der Folge tauchen die Cairaner auf und zwingen alle Konfliktparteien zu einem Waffenstillstand. Das Heft illustriert überzeugend, dass die Bleisphäre gefährlich ist. Wirklich spannende Situationen kommen jedoch nicht auf, Dancer und Schlafner geraten einmal in wirkliche Lebensgefahr und diese Situation ist nicht einmal besonders spannend. Stattdessen soll wohl die Ungewissheit der Bleisphäre den Leser packen. Das gelingt nicht. Unverständlich ist auch, warum die Cairaner ihre militärische Überlegenheit am Ende nicht ausnutzen, um sofort Atlans Auslieferung zu verlangen. Schließlich glauben sie, mit seiner Ritteraura die Bleispähre öffnen zu können. Unter dem Vorwand einer Besprechung hätte man Atlan leicht nachdrücklich zur Kapitulation auffordern können. Der Versuch wird nicht einmal gemacht. „Die Warnung der Signatin“ ist ein weiteres Heft über die Bleisphäre, an dessen Ende man weder bahnbrechende Informationen erhalten hat, noch eine spannende, unterhaltsame erzählung erlebt hat.

Band 3076: Inmitten der Lichtfülle (von Arndt Ellmer) Die Agenten Dancer und Schlafner, der TARA-Psi sowie zwei hastig entsandte Wissenschaftler dringen in das Sternenrad der Cairaner ein. Dort erkunden sie einen Planeten, auf dem Galaktiker unter der Fitiche der Cairaner leben. Am Ende erfahren sie von dem Sohn einer Agentin des Panarchivs, dass das Sternenrad ein Hinterbleibsel der Superintelligenz HAT’HATHANG ist und dass die Superintelligenz eventuell noch aktiv ist. Das Heft ist über weite Strecke ein Lückenfüller in einem Block, der das Sternenrad erkundet. Dass Galaktiker auf dem Planeten leben, erfährt der Leser nach wenigen Seiten von der Cairanerin. Dabei wird gleich mit enthüllt, dass die Cairaner die Galaktiker als zukünftige Botschafter sehen, die den Frieden in der Milchstraße langfristig sichern sollen. Mehr finden die Agenten der Liga nicht heraus. Sie entdecken einzig konkretere Hinweise darauf, dass die Galaktiker länger als offiziell angegeben in der Milchstraße aktiv sind. Doch Hinweise dieser Art gab es bereits reichlich, das ist nichts Neues. Der Planet wartet zudem mit wenig faszinierenden Eigenschaften auf. Etwas Spannung entsteht dadurch, dass die Cairaner bald die Spur des Liga-Teams verfolgen und Jagd auf die Agenten machen. Doch die Gefahr bleibt meist abstrakt und das Heft wird dadurch selten mitreißend. Am interessantesten ist die cairanische Agentin Dupa Emuladsu. Aus ihren Augen erfährt man nicht nur die meisten Informationen des Hefts, sondern erlebt einmal mehr, dass die Cairaner tatsächlich an ihre eigene Propaganda glauben. Scheinbar wird dieses Volk von ihren eigenen Herren getäuscht. Dupa ist eine weitere vertane Chance, denn dass die Cairaner an ihre eigene Heldenerzählung einer friedensschaffenden Macht glauben. Dieser Handlungsstrang nährt jedoch die permanente Hoffnung, dass hinter der bisherigen Handlung des „Mythos“-Zyklus tatsächlich noch ein interessantes Rätsel verborgen ist. Außerdem ist mit Dupas Sorge um ihren eigenwilligen Sohn erstmals seit längerer Zeit wieder eine überzeugene emotionale Handlung in die Serie geraten. Am Ende erhält Dupa Emuladsu von einer Liga-Agentin ihren entlaufenen Sohn zurück. „Inmitten der Lichtfülle“ mag zwar eine generische Erkundung eines von Gegnern beherrschten Planeten bieten, das Heft legt aber auch den Grundstein für eine potenziell überzeugendere Fortsetzung.

Band 3077: Unter dem Weißen Schirm (von Verena Themsen) Dancer und Schlafner sind mit dem TARA-Psi und zwei Wissenschaftlern weiterhin auf dem Sternenrad der Cairaner. Dort erfahren sie, dass die Cairaner die Bleisphäre unbedingt betreten möchte und vorhaben, das komplette Sternenrad dorthin zu versetzen. Die Cairaner hoffen dies mithilfe eines Supercomputers zu erreichen. Um dies zu verhindern, plant die Truppe zunächst, den Computer zu sabotieren. Doch als eine der Wissenschaftlerinnen von den Cairanern gefangen genommen wird, erfährt sie, dass sich in der Maschine lebende Gehirne verbergen. Die Aktion wird daher abgesagt. Das Versteckspiel der Agentengruppe vor den Cairanern bei gleichzeitiger verdeckten Ermittlungstätigkeit ist routiniert erzählt, entbehrt aber spannender Momente. Überraschend gelungen sind die Unterhaltungen der Wissenschaftlerin Chione mit der Cairanerin Dupa Emuladsu. Chione hat Dupa ihren Sohn zurückgebracht, der in der Zwischenzeit von den Cairanern mutmaßlich zu Hirnfutter für ihren Supercomputer verarbeitet wird. Obwohl Dupa alle Propaganda der Cairaner für gegeben akzeptiert, wachsen ihr dadurch Zweifel, ob die Terraner wirklich so schlimm sind, wie es ihre eigenen Forschungen bisher ergeben haben. Dem Heft hätte der Mut gut getan, die komplette Geschichte in Verhörprotokollen zu erzählen. Es ist etwas ärgerlich, dass mit diesem Heft ein weiterer Block ohne wirkliche Ereignisse abgeschlossen wurde. Vier Hefte lang haben Dancer und Schlafner zunächst Raumschiffe, nun ganze Planeten infiltriert. Der Erkenntnisgewinn ist winzig: Es war bekannt, dass die Cairaner in die Bleisphäre vordringen wollen, nur dass sie dies mit dem Sternenrad tun wollen, ist neu. Der Inhalt der Hefte war ebenfalls überschaubar. Zu keinem Zeitpunkt konnten Dancer und Schlafner wirklich auf die Ereignisse Einfluss nehmen. Stattdessen hat man vier Hefte lang, Naat und Cairanern bei der Arbeit zu gesehen. Daher ist die Entscheidung am Ende, die Sabotage abzubrechen, zwar moralisch verständlich, erzähltechnisch aber eine große Enttäuschung. Man meint, in einem Monat könnten entweder mehr als nur eine lange, ergebnislose verdeckte Operation oder aber zumindest Handlungsfortschritte erzählt werden. Einziger Hoffnungsschimmer ist, dass zukünftige Hefte das Auftauchen des Kristallimperiums sowie die Hinterlassenschaften der Superintelligenz HAT’HATHANG und die in diesem Heft gelungene Dupa Emuladsu für substantiellere Geschichten nutzen.

Band 3078: Pluto (von Susan Schwartz & Christian Montillon) „Pluto“ ist der Auftakt eines weiteren Abschnitts in der Dyosphäre. Perry Rhodan hat hier die Erde wieder gefunden und konnte einen Krieg mit den Topsidern verhindern. Doch nun steht ein kosmisches Ereignis, eine Tastung kurz bevor. Vorher gelingt es Rhodan, die Beziehungen zu den Topsidern noch weiter zu verbessern und einem Attentat zu entkommen. Auf dem Planeten Yenren erlebt man aus den Augen der Veteranin Onryn wie sich ein neuer Krieg zwischen zwei Wüstenvölkern anbahnt und ein merkwürdiges, extraplanetares Element eine wichtige Rolle dabei spielt. Und im Prolog erfährt man: Gucky lebt doch noch. Im Vergleich zu der drögen Handlung im primären Universum war die Handlung im Dyoversum nach anfänglichem Stillstand zuletzt überraschend interessant. Allerdings leidet dieser Handlungsabschnitt darunter, dass er immer wieder (und scheinbar auch dieses Mal) als Quadrologie konzipiert ist. Dadurch passiert im erstne Teil nichts Nennenswertes. Das trifft auf die Handlung um Perry Rhodan auch in „Pluto“ zu: Rhodan führt ein paar kurzweilige Gespräche mit Freunden und Topsidern und überlebt dann das xte Attentat. Allein in diesem Zyklus gab es so viele Attentate auf Rhodan (und andere Protagonisten), dass man sich fragt, bei welcher Anzahl die Expokraten endlich ein Veto einlegen. Die Handlungsebene auf Yenren ist für die Serienverhältnisse in „Perry Rhodan“ ungewöhnlich stimmungsvoll. Meist sind unbekannte Völker hier recht generisch, werden auf eine ungewöhnliche Eigenschaft fixiert. Die Figur Onryns, einer dekorierten Veteranin, die sich nach Frieden sehnt und Erforschungen der Wüste plant, ist sympathisch und in ihrem Dilemma zwischen Regeln und Erkenntnisdrang ungewöhnlich vielschichtig. Man erfährt zwar wenig über die Funktion dieses Handlungsstrang, aber da Onryn in mehrere Abenteuer (für „Perry Rhodan“-Verhältniss ebenfalls ungewöhnlich: in einem einzigen Heft!) gerät, sind diese Abschnitte sehr spannend. Weitgehend ruiniert wird das Heft jedoch durch den Prolog, der Gucky Überleben thematisiert. Bereits sein Tod war erzählerisch so miserabel konzipiert, dass dem Leser umgehend klar war, dass dies keineswegs das Ende des meist eher nervigen als legendären Mausbiebers war. Fühlte man sich damals leicht auf den Arm genommen, hat man nun das Gefühl, als Leser gar nicht mehr Ernst genommen zu werden. Nicht mal um eine spektakuläre Rückkehr der ikonischen Serienfigur bemüht man sich. Stattdessen wird seine Rückkehr in die Serie wohl so vonstatten gehen wie die Handlung dieses „Mythos“-Zyklus: vorhersehbar und langatmig.

Die „Perry Rhodan“-Hefte des Juli/August können nicht überzeugen. Nach dem offensichtlich fingierten Tod Guckys bleibt die Handlung auf der Stelle stehen. Eine interessante Handlungswendung, der Auftritt des Kristallimperiums, wird umgehend ignoriert, eine Infiltration der Gegner Arkons bleibt über vier (!) Hefte ohne nennenswerte Ereignisse. Einzig das Auftauchen des cairanischen Sternenrads bringt Bewegung in die Handlung. Allerdings nicht, weil dadurch irgendetwas geschieht, sondern weil man dem (vermeintlichem) Gegner des Zyklus erstmals direkt gegen über steht. Immerhin gelingt mit der Figur Dupa Emuladsu erstmals im Zyklus eine etwas komplexere Figur, die zwischen ihrem Glauben an das cairanische Friedensideal, die Furcht vor der Bedrohung Phaatom und ihrer Liebe zu ihrem nicht in die cairanische Gesellschaft passenden Sohn Aipu hin- und hergerissen ist. Dennoch ist das Abschlussheft dieser Monatsrückschau „Pluto“ eine willkommene Abwechslung. Hier geschieht zwar ebenfalls nur wenig, aber immerhin bemüht sich dieser Handlungsabschnitt stärker um Atmosphäre bei der Schilderung der Lebensbedingungen im Dyoversum und den interessanten Vorgängen auf dem Wüstenplaneten Yenren. Da übersieht man beinahe, dass mit dem Attentat auf Rhodan wieder einmal in die erzählerische Retortenkiste gegriffen wird und Guckys Rückkehr den negativen Eindruck des angetäuschten Todes sogar noch verstärkt.

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