Tote Mädchen Ertrinken Nicht (ARD Radiotatort)

Auf Harriersand wird eine ertrunkene Teenagerin gefunden. Der britische Austauschkommissar Jonathan Brooks geht umgehend von einem Selbstmord aus, die Bremer Kommissarin Yelda Üncan vermutet einen Mord. Die Clique der Toten verdächtigt den Ex-Freund des Mädchens – er hat sie über eine längere Zeit gestalked. Üncan hat jedoch bei der Clique selbst ein ungutes Gefühl. Eine Autopsie zeigt, dass es tatsächlich ein Mord war. Als der Ex-Freund ein Alibi vorlegen kann und die Drogengeschäfte der Clique aufgedeckt werden, verkompliziert sich der Fall. Und Brooks muss sich zudem mit seinem Bruder auseinandersetzen, der ebenfalls Kontakte ins Bremer Drogenmilieu hat.

Der Kriminalfall ist interessant und gut konstruiert. Bis zum Ende ist nicht ganz klar, wer der Mörder ist. Üncan stößt auf ein Geflecht jugendlicher Unsicherheit, Zukunftswünsche und viel Eifersucht. Die daraus erwachsenden, oft radikalen Entscheidungen machen den Fall spannend und kurzweilig. Dass vier Jugendliche auf einer Flussinsel Drogen an gelangweilte Touristen verkaufen, wirkt ein wenig übertrieben. Vor allem der organisatorische Aufwand der Produzenten, ihre vier jugendlichen Dealer mit Material zu versorgen, ist doch etwas aufwändig. Aber es gibt die Grundlage für zusätzliche Verteilungskonflikte und Ängste der Jugendlichen und führt zu einem sehr spannenden Finale.

Wie im ersten Teil des neuen Bremer Duos ist die Rolle Jonathan Brooks‘ etwas anstrengend. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wuchs er als Waise in unglücklichen Verhältnissen in England auf. Sein älterer Bruder flüchtete rasch nach Hause, Jonathan litt jahrelang unter der Erziehung seiner lieblosen englischen Tante. Nun ist er in Bremen, weil er seinen Bruder hier vermutet. Tatsächlich konnte er am Ende des ersten Teils einen Kontakt herstellen, sein Bruder ist mittlerweile in der Bremer Unterwelt aktiv und bedrohte erst einmal Üncan sollte Brooks nicht genau das machen, was sein Bruder verlangt. Nun arbeiten die beiden im Hintergrund des Falls an ihrem komplizierten Verhältnis. Der Kontrast zwischen dem bodenständigen und spannenden Fall und den immer wieder unterbrechenden, Unterhaltungen zwischen Brooks und seinem Bruder ist ärgerlich. Anders als im Vorgänger trägt Brooks etwas mehr zu den Ermittlungen bei. Seine Familiengeschichte ist aber weiterhin eine Bürde für den Unterhaltungswert des Bremer Tatorts.

Auch die zweite Folge des Duos Üncan/Brooks ist daher eine Mischung aus einem interessanten und spannenden Fall und einer ärgerlichen Nebengeschichte, die dieses Mal immerhin mit einem besseren Cliffhanger endet. Der verspricht nämlich, dass Brooks Familiendrama in der dritten Folge endlich abgeschlossen wird.

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