Das letzte Bier war schlecht (ARD Radiotatort)

Im Bremer Viertel wird in einem Hinterhof ein Türsteher tot aufgefunden. Der Mann erlag einem Herzinfarkt. Da er einen Herzfehler besaß, waren Stöße in Verbindung mit Drogen lebensgefährlich. War es also ein Unfall? Oder hat einer seiner vielen Feinde hier bewusst nachgeholfen? Kommissarin Yelda Ücan ermittelt in dem Fall. An ihrer Seite steht Jonathan Brooks, Teilnehmer eines Austauschprogrammes mit der Polizei in London und ausgesprochen arrogant.

Als regelmäßiger Radiotatort-Hörer fragt man sich zunächst, was aus dem vorherigen Bremer Team geworden ist. Dies wurde vor gerade einmal einem Jahr neu eingeführt und basierte auch auf großen Unterschieden innerhalb des Ermittlerduos. Waren die Unterschiede damals noch eher politischer Natur, geht es nun vor allem um zwischenmenschliche Unterschiede. Scheinbar brauchte der Autorenwechsel im Bremer Radiotatort auch neue Protagonisten. Wirklich schlüssig ist das Konzept angesichts der großen Ähnlichkeiten mit dem vorherigen Team jedoch nicht.

Der Fall selbst ist recht interessant. Jeder Mensch in dem Umfeld des Opfers hat auf die ein oder andere Art ein Motiv. Keines der Motive ist aber zwingend genug, dass es auf einen bewussten Mord hinweisen könnte. Daher vermutet die Polizei zunächst einmal einen Unfall. Dem Duo Ücan und Brooks gelingt es jedoch, immer mehr Hinweise zu finden, dass dem Türsteher bewusst Drogen untergemischt wurde.n Diese kleinteilige Ermittlungsarbeit, bei der es sowohl auf subtile Verhöre – Brooks Stärke – als auch forsches Vorgehen – Ücans Stärke – ankommt, ist spannend und unterhaltsam.

Weniger unterhaltsam ist hingegen das neue Ermittlungsduo. Die Konflikte wirken arg überspitzt und teilweise übertrieben albern. Vor allem aber gelingt es nicht, Jonathan Brooks konsequent darzustellen. Immer wieder hat der Kommissar arrogante Momente, verhält sich unsensibel und selbstfokussiert. Gleichzeitig soll er ausgesprochen gut Verhöre leiten können, da er sich in sein Gegenüber einfühlen kann. Und zuletzt ist er einfach nur auf der Suche nach seinem lange verschollenen Bruder, mit dem er seine Kindheit in Bremen verbracht hat – und der nun scheinbar Teil der Bremer kriminellen Szene ist. All das ist sowohl zuviel für einen Charakter als auch ausgesprochen widersprüchlich. Brooks bringt daher viel Unruhe in die Episode, ohne wirklich starke Momente zur Handlung beizutragen.

Alles in allem ist der Bremer Neustart nicht wirklich überzeugend. Die Nachfolge des bodenständigen Gespanns aus Kommissarin Evernich und Staatsanwalt Gröninger tritt nun eine genau so bodenständige und überzeugende Kommissarin in Form von Yelda Ücan an. Ihr Partner Jonathan Brooks bringt jedoch eine viel zu rührselige Kindheitsgeschichte mit sich und verhält sich widersprüchlich. Dass sein älterer Bruder am Ende auch noch Teil der Bremer Unterwelt zu sein scheint, ist das letzte misslungene Element einer insgesamt nicht besonders überzeugenden Figur.

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