Hearts and Minds (von Dayton Ward)

Inhalt: Wie die vorherigen Romane um die Alienspionageabwehr der USA nach dem zweiten Weltkrieg, spielt dieser Roman sowohl in der „Gegenwart“ der Enterprise-E (also im Jahr 2386) als auch in der Vergangenheit (in diesem Roman das Jahr 2031). In besagtem Jahr 2031 stürzt ein Schiff der Eizand über der Erde ab. Das Klima in der Spionageabwehr ist mittlerweile deutlich rauer geworden als noch zu Zeiten des Kalten Krieges. Die Spannungen zwischen den Mächten der Erde haben ihren Höhepunkt erreicht, der Planet steuert direkt auf den dritten Weltkrieg zu. In diesem Klima sorgt die Neuigkeit, dass die Eizand die Erde als ein potenzielles Ziel für die Evakuierung ihres Planeten auserkoren haben, für absolute Paranoia. Daher hat es das Team um Mestral, das Gary Seven in seinen Bemühungen, außerirdische Beeinflussung auf der Erde zu verhindern, nicht leicht, eine Eskalation zu verhindern.

Im Jahr 2086 erreichen Captain Picard und die Enterprise auf einer Forschungsmission das bis dahin von der Föderation unerforschte System der Eizand. Die Welt ist von großen Zerstörungen gezeichnet. Für die Sternenflottencrew ist rasch erkennbar, dass auch auf Eizand ein Weltkrieg gewütet hat. Hier jedoch ging der Wiederaufbau nicht so schnell vonstatten wie auf der Erde. Für Picard ist der Fall jedoch noch merkwürdiger: Admiral Akaar hat Lieutenant Commander Taurik vor dem Abflug von der Erde mit zusätzlichen Informationen ausgestattet, für den Fall, dass die Sternenflotte das System der Eizand erreicht. Picard gefällt dieses umgehen der Befehlsordnung auf seinem Schiff gar nicht. Er setzt daher Gespräche mit der Führung der Eizand ohne Tauriks Teilnahme an. In der Unterhaltung zwischen Picard und der politischen Führerin der Eizand, Hilonou, stellt sich heraus, dass der fatale Weltkrieg einst durch einen Angriff der Menschheit ausgelöst wurde. Obwohl sich Hilonou darüber bewusst ist, dass mehrere Jahrhunderte verstrichen sind, nimmt sie Picard und sein Außenteam fest. Die Sternenflottenangehörigen sollen für die Taten der Menschheit im 21. Jahrhundert geradestehen.

Kritik: Derzeit gibt es zwei „Star Trek“-Romanserien mit explizitem seriellen Bezug zu temporalen Elementen. Christopher L. Bennetts Department of Temporal Investigations ist mittlerweile in eine sehr überzeugende Ebook-Serie verwandelt worden und fokussiert sich auf die Bekämpfung temporaler Veränderungen durch die Föderation. Dayton Wards Serie wählt einen anderen Fokus: In seinen Büchern verbindet Ward Ereignisse aus zwei Zeitebenen, ohne dass dabei die Zeitlinie stark manipuliert wird. Im Fokus steht eine Gruppe von Agenten, die von Gary Seven aufgebaut wurden und im Auftrag der Aegis die Menschheit dabei unterstützen, in die uns aus den „Star Trek“-Serien bekannte Zukunft zu gelangen. Die bisherigen Romane boten solide Unterhaltung mit in der Regel sehr überzeugenden Vergangenheitsszenarien. Der Erzählwert der Romane lag in der Regel darin, dass die Hintergründe und Ereignisse auf zwei Zeitebenen nicht nur miteinander verflochten, sondern für den Leser nicht sofort erkennbar waren. Insofern rätselte man mal mehr und mal weniger erfolgreich mit den Protagonisten mit. In „Hearts and Minds“ ist das anders. Die Rahmenhandlung ist sehr vorhersehbar und der Roman enthält kaum überraschende Elemente und Wendungen.

Die zwei Erzählebenen des Romanes sind von unterschiedlicher Qualität. Im Jahr 2031 dreht sich die Handlung hauptsächlich um die Paranoia der Menschheit kurz vor dem dritten Weltkrieg. Der Großteil dieses Handlungsstrang ist aus der Sicht amerikanischer Geheimdienste erzählt, die sich nicht recht entscheiden können, ob der Osten oder Aliens die größere Gefahr sind. Interessanterweise erscheint die Menschheit hier Aliens gegenüber paranoider als zu Zeiten des Kalten Krieges. Das ist ein netter Kommentar auf die (vermeintliche) Einfachheit des dualen Konfliktes während des Kalten Krieges und die unübersichtlichen und komplexen Konfliktlagen der heutigen Zeit. In der Praxis bietet dieses Setting aber sehr wenig: Der amerikanische Geheimdienst jagt die Agenten Gary Sevens von einem Ort zum nächsten, ohne dass dabei Zeit für wirkliche Ereignisse oder Charakterentwicklungen bleibt. So ist zwar eine mit Gary Sevens kooperierende Mitarbeiterin des Geheimdienstes durchaus interessant, Ward bemüht sich jedoch nicht wirklich, diese Person weiter zu entwickeln. Alles in allem bietet diese Ebene nur sehr wenig außer der vorhersehbaren Idee, dass es innerhalb der Menschheit Kräfte gibt, die auch in einer Aufklärungsmission zu einer fernen Intelligenz in erster Linie darauf drängen, etwaige Bedrohung präventiv zu bekämpfen. Durch diese prä-föderative Denkweise geraten Captain Picard und seine Besatzung 250 Jahre später in Schwierigkeiten.

Dieser Erzählstrang in der Seriengegenwart ist jedoch nicht viel einfallsreicher: Das Enterprise-Außenteam wird recht früh im Roman gefangen gesetzt. Anschließend folgen verschiedene Ausbruchversuche sowie eine unerwartete Zusammenarbeit mit der Resistance der Eizand. Das ist an und für sich nicht wirklich kreativ: Die Auflösung der Erzählung besteht letztlich daraus, dass eine abtrünnige Gruppe Eizands das Außenteam befreien und das Außenteam im Umkehrschluss dabei hilft, die Hintergründe des Erstkontakts zu vermitteln.

Dieser Hintergründe sind der einzig wirklich gelungene Moment in dem Roman. Hier stehen nämlich die tragischen Schicksale der menschlichen Aufklärungsmission im Mittelpunkt. Alle Astronauten gingen davon aus, dass sie die Entscheidung darüber in den Händen halten, mit den Eizand Kontakt aufzunehmen oder Waffengewalt einzusetzen. Erdgeheimdienste sahen das anders und installierten ein automatisches Angriffsprotokoll. Die kurze Szene in der diese schreckliche Erkenntnis bei den Astronauten einsetzt sowie die Schilderung des darauf folgenden, für politische Zwecke missbrauchten Schauprozesses fern der Heimat sind der stärkste und emotionalste Moment des Buches.

Ansonsten krankt „Hearts and Minds“ in erster Linie daran, dass die Stärke der beiden Vorgänger – die pfiffige Kombination von Ereignissen aus der Vergangenheit mit denen der Seriengegenwart – nicht genutzt worden ist: Es gibt eigentlich keine Überschneidung zwischen den beiden Erzählebenen. Der einzige Versuch, direkten Kontakt herzustellen, geschieht durch völlig unsinnige Befehle, die Admiral Akaar Lieutenant Commander Taurik zukommen lässt. Taurik erhält dadurch einen Informationsvorteil, den er nicht mit dem Rest der Besatzung teilen darf. Die Beweggründe Akaars, der diese Informationen aus geheimen Archiven gesammelt hat, bleiben weitestgehend vage. Am Ende wird dies auf ärgerliche Art mit den Ereignissen aus dem jüngsten Roman David Macks (Section 31: Control) begründet: Der Verweis auf Picards zweifelhaftes Verhalten in der Tezwa-Affäre. Admiral Akkar waren diese Vorgänge nicht bewusst, sie sind erst durch die Enthüllung aller Geheimnisse der Sektion 31 an die Öffentlichkeit gelangt. Nun weiß Akaar nicht mehr, ob er Picard trauen kann. Dies wirkt extrem konstruiert. Denn selbst wenn er an Picards Loyalität zweifelt, was gewinnt er davon, Picard ins offene Messer laufen zu lassen? Die Folgen der „Control“-Handlung sind enorm spannend, man muss sie allerdings ernst nehmen. Hier wirkt die Erklärung wie schnell zusammengeschustert. Diesen unsinnigen Teil hätte man getrost weglassen können, um stattdessen der Vergangenheitshandlung einen interessanteren Erzählkern zu geben oder aber eine interessantere Verbindung zur Seriengegenwart zu bauen. Die Folgen des Endes von Sektion 31 sollten an anderer Stelle thematisiert werden.

Fazit: „Hearts and Minds“ ist ein Erstkontakt- und ein Spionageroman. Beides passt in diesem Fall nicht richtig zusammen. Dayton Ward verwirrt sich in eigentlich guten Ideen, die nicht wirklich zusammenpassen. Das hinterlässt eine langatmige Spionageerzählung aus dem Jahre 2031 und eine solide, aber im Detail ärgerliche Erstkontakterzählung in der Seriengegenwart, die einzig und allein von einer überzeugenden Auflösung der Haupthandlung gerettet wird.

(Trekzone-)Bewertung: 2/5 Punkten

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