Die Geschichte einer uninspirierten Kandidatin und eines interessanten Admirals (Perry Rhodan 3037-40)
|Perry Rhodan und Atlan kehren nach 500 Jahren in die Milchstraße zurück und alles hat sich verändert. Die beiden Helden der Serie sind vergessen, die Erde verschwunden, Arkon in einer Bleisphäre verhüllt und zu allem Überfluss regieren die mysteriösen Cairaner die Galaxie. Sie geben sich als Friedensstifter aus und doch scheinen sich undurchsichtige Interessen zu verfolgen. Unter anderem unterhalten sie nur angespannte diplomatische Beziehungen zu den Überresten der einstigen Liga, die nun von Reginald Bull geleitet wird. Nach einigen Mühen konnte Perry Rhodan herausfinden, wo die Cairaner hergekommen sind. Ihre Heimatgalaxie steht mittlerweile unter dem Einfluss chaotarchischer Kräfte. Dennoch macht sich Rhodan mit einem Team auf den Weg dorthin, um mehr über die Cairaner zu erfahren. Atlan versucht derweil die Überreste der Arkoniden vor dem völligen Chaos zu retten.
Band 3037: Der Abyssale Ruf (von Michelle Stern) Rhodans Team erreicht den Abyssalen Triumphbogen der Phersunen. Hier erfahren sie, dass die Phersunen der Kandidatin Phatoom dabei dienen, die anstrebt, den Status einer Chaotarchin zu erreichen. Langfristig werden dafür alle vier Galaxien der ehemaligen Vecuia zerstört werden. Rhodan und seine Gruppe geraten mitten in eine Propaganda-Aktion, in der ausgewählte Völker in den Triumphbogen reisen dürfen, um Botschaften der Kandidatin zu erleben. Mithilfe eines Tricks erhalten Rhodan und einige Begleiter ein Ticket für die Reise. In „Der Abyssale Rufe“ erfährt man tatsächlich mal etwas Neues. Die Cairaner haben einst einer kosmokratischen Superintelligenz in Vecuia gedient. Nun scheint die Region von den Chaos-Mächten beherrscht zu werden und eine neue Chaotarchin ist im Begriff zu entstehen. Sollte Rhodan ein Fehler unterlaufen, könnte diese mächtige Ansammlung auf die Milchstraße aufmerksam werden – mit fatalen Nebenwirkungen in Form der mächtigen Phersunen-Waffen. Leider sind die neuen Erkenntnisse nicht wirklich in eine für sich unterhaltsame Geschichte eingewoben. Zeitgleich mit Rhodans Ankunft kommt es zu einem Rebellenaufstand in dessen Folge Rhodan die Thesan Flaith rettet. Die Vecuia ist also noch nicht ganz in den Händen der Phersunen und Phatoom. Abgesehen von diesem interessanten Moment dreht sich der Rest des Heftes ausschließlich darum, eine Scharade für die Phersunen aufzuführen und ein Ticket für den Propaganda-Trip zu erhalten. „Der Abyssale Ruf“ bringt dadurch neue Erkenntnisse, ohne eine wirklich spannende Geschichte zu erzählen.
Band 3038: Weltenenden (von Verena Themsen) Auf der Propaganda-Kreuzfahrt kommt es zum Eklat: Die Thesan Flaith versucht sich an einem Anschlag auf den Abyssalen Triumphbogen, um ihn von innen zu zerstören. Perry Rhodan und Gry O’Shannon bleiben dabei in dem Bogen zurück. Die Reise in die Propaganda-Welt der Kandidatin Phatoom ist atmosphärisch stark. Das Handeln der angehenden Chaotarchin wird in den besten Bildern dargestellt und Rhodan muss sich die ganze Zeit als Vertreter eines erst jüngst die Raumfahrt entwickelten Volkes ausgeben. Leider ist das Heft vollkommen vorhersehbar. Von Anfang an wird deutlich gemacht, dass Flaith irgendetwas plant. Der Anschlag kommt daher keineswegs überraschend. Stattdessen ist es ausgesprochen fahrlässig von Rhodan, die Thesan mitzunehmen. Immerhin riskiert er mit seinem Handeln die Zukunft der Milchstraße. Offen ist, was mit Rhodan und O’Shannon nun passiert. Abgesehen davon, ist die Episode aber weitgehend ereignislos.
Band 3039: Die Kanzlei unter dem Eis (von Wim Vandemaan) Rhodan wird nach dem Anschlag von den Phersunen gefangen gehalten. Er muss sich mit Synn Phertosh, einem Advokaten der Kandidatin Phatoom herumschlagen. Phertosh drängt ihn, in seinen Träumen an seine Heimatwelt oder -galaxie zu denken. Der mentalstabilisierte Rhodan kann sich dem widersetzen, während sein Team unter Icho Tolot einen genialen Angriff auf die überlegenen Phersunen plant, um Rhodan zu befreien. Mit diesem Heft haben Rhodan und Kollegen endgültig die Aufmerksamkeit der Phersunen auf sich gezogen. Die Entführung bzw. Gefangennahme Rhodans ist eher unspektakulär. Die Bedrohung einer Enttarnung ist zwar hoch, doch den Unterhaltungen zwischen Rhodan und Pertosh fehlt es leider an Tiefe. Dadurch erscheint die eigentlich hauptsächlich mentale Auseinandersetzung etwas oberflächlich. Die Befreiungsaktion wiederum ist angenehm kurzweilig zu lesen. Die Liga-Flotte spielt die Phersunen geschickt aus, lässt sich zu dem Randplaneten abdrängen, auf dem sie Rhodan vermutet und kann so ihre Ziele befreien. Das ist anders als der Rest der in „Vecuia“ spielenden Hefte ausnahmsweise sogar mal recht temporeich. Am Ende ist Rhodan gerettet, doch die Bedrohung durch die Phersunen hält an, ohne dass man nennenswerte weitere Informationen gesammelt hat. Letztlich hat Rhodan also genau das erreicht, was er verhindern wollte: Die Aufmerksamkeit der Kandidatin Phatoom zu erlangen. Das ist eine ärmliche Ausbeute für sechs Hefte in der „Vecuia“-Region, hat aber immerhin das Potential für spannendere Handlungen in der Zukunft.
Band 3040: Arkons Admiral (von Kai Hirdt) Chaos im einstigen Imperium der Arkoniden: Die Naat greifen unerlässlich arkonidische Schiffe an, selbst wenn diese von der USO geschützt werden. Außerdem kommt es regelmäßig zu Angriffen der Ladhonen-Piraten. Und während es innerhalb der Sternenbaronien weiterhin Rebellen gibt, die den Baron stürzen möchten und stattdessen das Imperium wieder errichten wollen, tun die Cairaner, die angeblichen Friedensbewahrer, nichts. Bully und Atlan vermuten, dass dahinter ein Plan steckt. Als Atlan in die Region aufbricht, überschlagen sich die Ereignisse. Der arkonidische Admiral Markul del Fermi verteidigt die Baronien überraschend erfolgreich gegen die Naat und die Ladhonen. Atlans Ankunft bringt die Balance endgültig aus dem Gleichgewicht. Es stellt sich heraus, dass der bereits tot geglaubte Rebell Jarak da Nardonn noch am Leben ist und mit den Naat sowie den Ladhonen ein Bündnis geschlossen hat, um das arkonidische Imperium wieder herzustellen und Atlan und den Baron Larsav da Ariga aus dem Weg zu räumen. Atlan steht einer militärischen Übermacht gegenüber, die verlangt, dass er sich den auf undurchsichtige Weise mit den Cairanern im Bunde stehenden Ladhonen ausliefert. „Arkons Admiral“ ist ein für diesen Zyklus ungewöhnlicher Roman. Hier überschlagen sich die Ereignisse auf eine Art, dass viel Spannung entsteht. Das Heft endet zwar mit einem Cliffhanger, aber auf dem Weg dorthin passiert so viel wie sonst in vier Heften (also so viel wie sonst in einem Monat!). Natürlich ist es nicht der beste Stil, wenn ein bereits Totgeglaubter aus dem Nichts wieder auftaucht. Das wirkt etwas uninspiriert. Und auch „Arkons Admiral“ kann sich nicht vor den unnötigen flachen Charakterisierungen der Serie retten. Ein Beispiel: Reginald Bull ist bereits seit Band 3013 wieder ein Teil der Handlung. Atlan muss aber, genau wie Rhodan, noch immer ständig dessen Motive hinterfragen. Dieses Thema ist nun schon x-fach durchdiskutiert worden. Da es nur auf Spekulationen beruht wirkten diese Freundschaftsbürche zu Beginn platt und sind es noch immer. Gerade in der endlosen Wiederholung wirkt dies oberflächlich. Diese Oberflächlichkeit zeichnet alle Verbindungen zwischen Charakteren der Serie aus, die sich scheinbar selbst nach teils jahrtausendealter (!) Freundschaft wie Schulkinder in ihren Beziehungen aufspielen. Andererseits zeigt das jüngst in Band 3036 völlig fehlbeschriebene Beispiel der Freundschaft zwischen Donn Yaruda und Rhodans Enkelin Farye Seopheroa, dass die Serie auch ernste Probleme hat, Beziehungen außerhalb des Stammpersonals zu beschreiben. In „Arkons Admiral“ verbindet Kai Hirdt viele Handlungselemente auf sehr gelungene Art und Weise. Die rebellierenden Naat, die Ladhonen, die ihre Überfälle scheinbar mit den angeblich Frieden stiftenden Cairanern absprechen, die Arbeit des USO- sowie des Liga-Geheimdienstes und dazwischen sowohl Atlan als auch der aufstrebende Admiral del Fermi sorgen für einen temporeichen und spannenden Mix. Am gelungensten an „Arkons Admiral“ aber ist, dass die Episode abgesehen von Atlans Zweifeln an Bull mit überraschend gut gezeichneten Protagonisten aufwartet. Diese zeichnen sich nicht durch peinlich-platte Beschreibungen der Erzählstimme, sondern durch ihre Aktionen aus. Atlan zeigt sich hier von seiner persönlichen Seite, wenn er Verantwortung für Arkon übernimmt. Der junge Admiral del Fermis zeigt seinen genialen Instinkt durch seine Schlachtführung, nicht durch oberflächliche Beschreibungen. Und der Baron da Ariga macht seine fatalistische Resignation durch ständig wechselnde Befehle erfahrbar. „Arkons Admiral“ kann dadurch anders als viele andere Hefte darauf aufbauen, dass die Handlung durch erfahrbare Charaktere getragen wird, was die Spannung sehr erhöht. Denn handlungsmäßig „Arkons Admiral“ legt eigentlich nur die Grundlage für die folgenden, sich mit dem Konflikt um die arkonidischen Baronien beschäftigenden Hefte. Dabei ist das Heft für sich stehend aber bereits eines der bisher unterhaltsamsten, spannendsten und handlungsstärksten des Zyklus.
In seinem zehnten Monat erreicht der „Mythos“-Zyklus eigentlich seinen Tiefpunkt. Die drei Hefte in „Vecuia“ trumpfen eigentlich mit einer spannenden Enthüllung auf: Die Cairaner sind unter anderem vor chaotarchischen Kräften aus ihrer Heimat geflohen. Dem Autoren-Team gelingt es jedoch nicht, diese Information mit soliden Geschichten zu verbinden. Stattdessen plätschert die „Vecuia“-Handlung so uninspiriert vor sich hin, wie sie begonnen hat. Dazwischen gibt es das ein oder andere Highlight, z.B. die sehr gut beschriebene, von Icho Tolot geleitete Befreiungsschlacht. Aber in ihrer Gesamtheit bietet der Handlungsbogen nicht viel mehr als die spärlichen Informationen über die Kandidatin Phatoom. Angesichts der Brutalität der Phersunen, die regelmäßig ganze Welten und Sternensysteme vernichten, um ihre Materie der Kandidatin für ihre Umwandlung zur Chaotarchin zuzuführen, wirkt dies wie eine großartige Verschwendung von Spannungs- und Handlungspotential. Am Ende des Monats gibt es aber eine große Überraschung: „Arkons Admiral“ ist eine Geschichte, die man bereits mit dem Wissensstand von spätestens Band 3025 hätte erzählen können. Zum ersten Mal werden hier die verschiedenen Fraktionen und Konstellationen des Zyklus zu einem dichten und spannenden Heft vereint, dass eine bodenständige und damit erfühlbare Handlung mit für die „Perry Rhodan“-Serie überraschend gelungenen Figuren und dem richtigen Maß an Kampfhandlungen vereint. Das lässt einen erstmals im Zykls bereits auf die Fortsetzung harren, die aber gleichzeitig die große Bürde trägt, dieser Vorlage gerecht zu werden.