Hexenjagd 2.0 (von Lucy Guth / Maddrax Band 507)

Matt und Aruula messen eine weitere Dimensionsverschiebung. Diesmal trifft es Berlin: Die Heimat der Amazonen wurde mit dem Berlin einer anderen Dimension ausgetauscht. Das alternative Berlin entstammt einer Erde, in der die Reformation nie stattgefunden hat. Die katholische Kirche ist allmächtig und die Inquisition verfügt über alle staatlichen Gewaltbefugnisse. Das Resultat ist eine Gesellschaft, die Frauen brutal unterdrückt. Für die von einer Jagd zurückkehrenden Amazonen ist dies brandgefährlich.

Das katholische Parallel-Berlin ist die nunmehr dritte Alternativwelt im neuen Zyklus. Dem Leser ist längst bekannt, was hier vor sich geht. Zum wiederholten Male liest man jedoch von Protagonisten (auf beiden Seiten), denen nicht bewusst ist, in welch eine Welt sie geraten sind. Dieser Informationsvorsprung wird mittlerweile etwas langatmig.

Diese kleine Schwäche macht „Hexenjagd 2.0“ mit einem überzeugenden Setting und einer spannenden Handlung leicht wieder wett. Ohne Reformation hält die Hexenverfolgung bis in die Moderne hinein an, Deutschland ist eine Theokratie, die zwar formal von einem vom Vatikan legitimierten Kanzler, faktisch aber vom Leite der Inquisition regiert wird. Dieser Staat bringt so brutale wie interessante Charaktere hervor. So schreckt der Führer der Inquisition vor keiner Gewalt zurück, um Hexen ausfindig zu machen. Gleichzeitig tut er dies jedoch nicht – wie leider viele andere, eher „schlichte“ Bösewichte in „Maddrax“ – aus reinem Sadismus, sondern weil er tatsächlich an „seine“ Sache glaubt. Dem gegenüber steht ein überraschend gewitzter und vielschichtiger Kanzler Ratzinger, der es in dieser Alternativversion seiner selbst zu äußerst langem Leben gebracht hat. Beide Protagonisten sorgen für einige unerwartete Momente und füllen „Hexenjagd 2.0“ mit Leben.

Daneben überzeugt auch die Handlung der Episode. Die Amazonen werden bei ihrer Rückkehr umgehend von der Inquisition festgenommen. Sie werden als Hexen identifiziert und für den Dimensionswechsel verantwortlich gemacht. Matt und Aruula schließen sich mit einer Gruppe tatsächlicher Hexen zusammen und befreien die Amazonen aus den Händen der Inquisition. Das ist bereits spannend. Doch dann dreht sich die Handlung überraschend: Die Amazonen wechseln aus der Defensive in die Offensive und stürmen den Bundestag, den sie wiederum als Schrein ihrer Göttin ansehen. Daraus entwickelt sich ein spannendes und gleichzeitig geradezu aberwitziges Finale.

Natürlich ist die Existenz tatsächlicher Hexen mit einer Reihe von Fragen verbunden. Bisher ähnelte die Parallelerden unserer Erde. In der Regel verlief nur ein einschlägiges Ereignis anders (wie z.B. das Überleben der Dinosaurier da es zu keinem Meteroiteneinschlag kam). Dadurch fällt auf, dass „Hexenjagd 2.0“ keine Erklärung für das Auftauchen von Magie liefert. Auch wirkt es etwas merkwürdig, dass die katholische Gesellschaft (oder zumindest Ratzinger) das Verbleiben der Amazonen so rasch akzeptiert. Zuletzt bleibt die Frage, ob aus diesen interessanten Welten im Lauf des Zyklus noch etwas gemacht wird. Werden Matt und Aruula nun einfach nacheinander die verschiedenen, verschobenen Welten abklappern? Oder stehen diese irgendwie in Verbindung miteinander?

„Hexenjagd 2.0“ ist eine weiterer wilder, spannender und interessanter in eine andere Dimension. Wie bereits in den drei Wochen zuvor ist der neue Maddrax-Zyklus ausgesprochen unterhaltsam und vielseitig, sodass man sich bereits auf weitere Abenteuer in verschobenen Erdteilen aus anderen Dimensionen freut.

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