Der neue Phantomias in Gefahr (LTB Premium Band 14)

Die Rezension des ersten „neuen Phantomias“ Bandes bietet generelle Informationen zu der Reihe. „Der neue Phantomias“ in Gefahr“ enthält die Kapitel 26-30 der italienischen Phantomias-Serie. 

Die Erde ist in einer prekären Situation in dem Universum des „neuen“ Phantomias. Die Evronianer haben den Planetne im Visier und planen, alle Bewohner zu versklaven. Dagegen kämpft ausschließlich Phantomias mit der Unterstützung seines Supercomputer Eins und der Zeitagentin Klarissa an. Das Militär wiederum macht mit den Evronianern gemeinsame Sachen und außerdem ist die Erde ein Anziehungspunkt für temporale Kriminelle, die großen Schaden anrichten können. An dieser Grundsituation ändert sich nach den fünf Kapiteln in diesem LTB Premium Band nichts. Auch die Nebengschichten sind wieder einmal eher gemächliche Slapstickepisoden und wie eh und je entweder wild gezeichnet oder aber mit schwerer lesbaren Handschrifttverschnitten versehen.

Das 26. Kapitel „Speicherfehler“ ist eine nette Rückkehr in die Heimat des griesgrämigen Journalisten Konrad Kiwi, Neuseeland. Das Kapitel schließt an „Abenteuer in Neuseeland“ an. Die Evronianer sind zwar besiegt, aber jetzt macht eine Bande Krimineller den Maori das Leben schwer. Tatsächlich arbeitet eine Verbrecherbande daran, die Welt mit einem Virus zu kontrollieren und zu erpressen. Die Bedrohung ist angenehm bodenständig, die Episode trägt sich daher gut alleine. Es ist aber vor allem schön, Phantomias und Kiwi wieder einmal gemeinsam in Aktion zu sehen. Die beiden Antagonisten bauen immer unterhaltsame Reibungen zwischen sich auf. „Speicherfehler“ wird dadurch zu einem gelungenen Mix aus spannender Gangster-Geschichte und unterhaltsamen Wortgefechten.

Der Indianer Urk hat im 27. Kapitel „Ragnarök“ endlich die Möglichkeit, in seine Dimension zurückzukehren. Hier haben die Europäer Amerika nicht als erste entdeckt. Die Welt wird auf der einen Seite von den Indianern und auf der anderen Seite von den Wikingern beherrscht. Zwischen beiden Seiten herrscht Krieg. Phantomias muss Urk kurz nach der Rückkehr helfen, seine Schwester aus den Fängen der Wikinger zu befreien. Die beiden wissen nicht, dass sie dabei direkt in eine Falle laufen. „Ragnarök“ lebt davon, dass die Indianer-Dimension sowohl fremd als auch vertraut wirkt. Diese alternative Geschichtsversion ist interessant, die Erforschung durch Phantomias ist daher sehr spannend. Außerdem ist Urk dem Leser bereits bei seinem ersten Auftritt ans Herz gewachsen, daher leidet man mit ihm um seine Schwester mit. Der einzige Schatten über dieser unterhaltsamen Episode ist die Tatsache, dass Urks Rückkehr ausgesprochen schnell vonstatten geht. Hieraus hätte man gut einen Doppelband machen können, indem Urk und Phantomias mehr für die Passage in die andere Dimension tun müssten.

Direkt treten Phantomias Erzfeinde erstmals im 28. Kapitel „Kreuzfeuer“ auf. Auf einem Gefängnisschiff der Evronianer bricht eine Gruppe Gefangene aus. Sie brauchen Materialien, um ihr Schiff zu reparieren und greifen eine zurückgezogen lebende, technisch weit fortgeschrittene Siedlung im Norden Skandinaviens an. Die Gemeinschaft ruft Phantomias um Hilfe an. Bald findet er sich im Kreuzfeuer zwischen den Dieben und den Evronianern wieder – die natürlich versuchen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und Verbrecher und Menschen gleichzeitig ausschalten wollen. Obwohl diese Erzählung mit viel Action aufwartet, ist sie etwas schwächer als die anderen. Das liegt in erster Linie daran, dass das Potenzial der Zusammenarbeit zwischen Phantomias und den (aus Sicht der Evronianer) Verbrechern nicht ganz ausgearbeitet wird. Der Perspektivenwechsel geht zu schnell und die Aufarbeitung ist zu knapp. Zurück bleiben viele Gefechte, die teilweise zudem etwas unübersichtlich wirken. Einzig die Spannungen zwischen Phantomias kooperativen Ansatz und der aggressiven Herangehensweise des skandinavischen Generals sind sehr gelungen.

Zeitspiel“ bietet in der 29. Episode wiederum eine unterhaltsame Reise durch verschiedene Epochen. Klarissa und Phantomias kommen zwei Schmugglern von Zeittechnologie auf die Fersen, die wiederum durch die Zeit fliehen. Da sie nur rückwärts fliehen können, erleben Phantomias und Klarissa Abenteuer im 19. Jahrhundert, im Mittelalter zur Zeit der Dinosaurier und zuletzt gar zu Beginn der Erdzeit. „Zeitspiel“ ist sehr unterhaltsam, verirrt sich aber zwischenzeitlich in zu vielen Ortswechseln. Die Auflösung ist zudem etwas banal. Wenn die beiden Gangster sowieso nur in der Zeit zurückreisen konnten, wie wollten sie jemals wieder nach ihren Geschäften zurückkehren. Hier hätte etwas mehr Tiefgang gut getan. Dennoch ist das 29. Kapitel spannend und aufgrund der vielen Ortswechsel unterhaltsam.

„Der neue Phantomias in Gefahr“ endet mit dem 30. Kapitel „Bluthunde des Universums“. Diese Abschlusserzählung verbindet Action wieder sehr gut mit Witz. Phantomias untersucht eine weitere technische und potenziell gefährliche Hinterlassenschaft Duclairs. Dabei kommt er mit einem Söldner in Kontakt, der alte technische Geräte aufbringt, weiterverkauft und ab und zu Aufträge annimmt. Phantomias wird unfreiwillig für eine Mission rekrutiert, ihm bleibt keine Wahl anzunehmen, da nur der Söldner ihn zur Erde zurückbringen kann. Im Verlauf dieser kurzweiligen Episode stellt sich heraus, dass die Mission selbst in der Sahara spielt und Phantomias nebenbei einem weiteren Versuch der Evronianer, die Erde zu erobern den Riegel vorschiebt. Dies ist unterhaltsam und bildet einen gelungenen Abschluss des 14. LTB Premium Bandes.

Alles in allem hat man jedoch das Gefühl, dass der Serie etwas die Luft ausgeht. Auf der einen Seite überzeugen „Ragnarök“ und „Bluthunde des Universums“ sehr und bis auf „Kreuzfeuer“ sind die anderen Kapitel ebenfalls gut und solide. Aber alles in allem konzentrieren sich die Erzählungen auf abgeschlossene Geschichten mit ähnlichen Prämissen. Die Varianz der Bösewichter, bei denen es sich vermehrt um Kriminelle handelt (mit Ausnahme von „Ragnarök“ und „Bluthunde des Universums„) machen teilweise einen wenig kreativen Eindruck. Außerdem steht die Action vermehrt vor Emotionen, diese zwei Aspekte eines Phantomias-Abenteuers waren un den vorherigen Bänden oft gleichmäßiger verteilt. Trotz alledem sind die abgeschlossenen Kapitel für sich unterhaltsam – vor allem, wenn man sich mit etwas Abstand voneinander liest.

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