Fortune of War (von David Mack)

Inhalt: 20 Jahre vor Beginn der Handlung von „Fortune of War“ wurden die Husnock vernichtet. Bei einem Angriff töteten sie die Ehefrau „Kevins“. Dieser ist ein Douwd, ein überaus mächtiges und unsterbliches Wesen. Aus Rache vernichtete Kevin die Husnock. Admiral Riker erfuhr dies einst hautnah durch eine Mission der Enterprise, die ihn mit Kevin in Kontakt brachte (TNG Episode „Die Überlebenden auf Rana-Vier“). Nun machen die Husnock wieder von sich reden: Ihre tödlichen Hinterlassenschaften konnten entschlüsselt werden.

Die Husnock waren ein agressives, auf stete Expansion bedachtes Volk. Dementsprechend schafften sie nicht nur eine riesige Flotte, sondern entwickelten auch Waffen aller Art. Doch das Geheimnis dieser Waffen blieb lange verborgen, da niemand die komplexen Sicherheitscodes der Husnock entschlüsseln konnte. Nun ist dies einem Forschungsteam der Föderation gelungen. Sie erhoffen sich dadurch, vor allem zivile Projekte voranzutreiben und nebenbei die Gesellschaft (und die Ziele) der Husnock besser zu verstehen.

Dieses Hoffnung stellt sich rasch als naiv heraus: Das Forschungsteam wird umgehend nach der Entschlüsselung überfallen, die meisten Wissenschaftler werden getötet. Die unbekannten Angreifer entkommen. Die Titan und ihre Begleitschiffe sind die einzigen Sternenflotteneinheiten in Reichweite. Bald finden sich Admiral Riker, Captain Vale und ihre Besatzung in einem verrückten Wettlauf mit Freiheitskämpfern, Ferengispekulanten und den Breen darüber, wer die Waffen der Husnock als erster unter Kontrolle bringen kann. Das Rennen wird erbittert geführt, denn wer immer die mächtigen Husnock-Waffen besitzt, ist in der Lage alle Mächte des Alpha-Quadranten auzuschalten.

Kritik: „Fortunes of War“ beginnt mit einer intensiven Darstellung des Untergangs der Husnock. Der Leser erfährt hier aus der Perspektive eines äußerst arroganten Husnock Statthalters, dass man kurz davor steht, die Föderation zu überfallen. Angesichts der weit entwickelten Waffensystem gehen die Husnock nicht davon aus, dass die Föderation eine nennenswerte Chance hat. Dies ist ein überzeugender Start. Er unterstreicht noch einmal den Schrecken, den „Kevin“ mit der Auslöschung der Husnock entfacht hat. Denn auf der einen Seite wurde zwar die Vernichtung der Föderation gestoppt, auf der anderen Seite wurde ein umfassender Genozid begannen. Der Start legt aber auch den Grundstein für das eigentliche Thema des Romans. Die Husnock sind sich ihres Sieges aufgrund ihrer überlegenen Waffensysteme sicher. Nun wurden die Waffensystem entschlüsselt. Wer sie kontrolliert, ist theoretisch in der Lage dazu, den kompletten Quadranten zu dominieren. Ab dem ersten Kapitel wird dadurch deutlich, wie hoch der Einsatz in „Fortunes of War“ ist: An der Mission der Titan hängt die Freiheit der Föderation.

Der Roman konzentriert sich auf den Wettstreit um die Husnock-Waffen. Hier verbirgt sich keine tiefgründigere Erzählung als die Bemühung der Titan-Crew, den Frieden in der Galaxis aufrecht zu erhalten. Mack inszeniert das Ganze als kurzweilige Aneinanderreihung verschiedener Auseinandersetzungen. Denn hinter der Entführung (und Ermordung) der Wissenschaftler stehen verschiedene Fraktionen. Bald verfolgt der Leser verzweifelte Freiheitskämpfer, geldgierige Ferengi und grimmige Breen dabei, wie sie sich gegenseitig im Kampf um die Husnock Waffen ausboten. Das ist spannend und erinnert teilweise an eine leichte TV-Episode.

Der Leser ahnt leider schnell, dass sich unter den verschiedenen Fraktionen die Breen durchsetzen werden. Ab hier wird die Geschichte relativ linear: Die Titan muss alles daran setzen, die Breen aufzuhalten. Aber auch dieser Wendung gewinnt Mack noch einen interessanten Aspekt ab. Denn Captain Vale versteht die Auseinandersetzung mit dem Kommandanten der Breen-Flotte wie eine Schachpartie. Für den eher impulsiv handelnden Admiral Riker, der nicht in alle Entscheidungen eingeweiht ist, ist es teilweise eine große Herausforderung, sich nicht über Vales Autorität hinwegzusetzen. Am Ende gelingt nicht nur der Plan, sondern Riker lernt weiter, sich als Admiral zurückzunehmen.

In einer interessanten Nebenhandlung steht die erste Offizierin Sarai vor einem Dilemma. Sie ist nur an Bord der Titan, weil sie nach einer falschen Entscheidung von einem Admiral protegiert wurde. Dieser Admiral erwartet von ihr jedoch, dass sie ihr regelmäßig Spionageberichte über Admiral Riker und Captain Vale zukommen lässt. Dies wurde bereits im vorherigen Titan-Roman thematisiert. Hier wird die Handlung voran getrieben und Sarai gelingt es am Ende, ihre Peinigerin auszutricksen. Dieser Handlungsabschnitt macht Sarais Charakter erst interessant. Gleichzeitig steht er jedoch für den ärgerlichsten Aspekt des Romans: Warum gibt es nach all den Pleiten der vergangenen Jahre in der Sternenflotte immer noch so viele Hardliner? Scheinbar führt der Typhon Pact noch immer dazu, dass viele Admiral glauben, sie müssten die Föderation einfach weiter aufrüsten und das Problem sei erledigt. Aus der selben Perspektive könnte man fragen, warum die Föderation überhaupt daran forscht, die Husnock Waffen zu reaktivieren? Wäre es nicht klüger gewesen, sie zu konfiszieren? Sie also sicherzustellen und somit allem Zugriff zu entziehen? Die Titan-Reihe hat eine Tradition, Handlungselemente einzuführen und dann nicht zu beenden (s. die Rolle der Andorianer in „Fallen Gods„). Dennoch wäre es wünschenswert, wenn Riker mithilfe von Sarai die Admiralität zumindest wieder ein wenig den Idealen der Sternenflotte näher bringt (zumal Sarai ausgerechnet damit erpresst wird, dass sie mit Präsident Ishan Anjar jemandem vertraut hat, der die Ideale der Föderation mit Füßen getreten hat).

Fazit: „Fortune of War“ ist ein gradliniger, unterhaltsamer und spannender Wettstreit um alte, aber mächtige Waffen. Die eindeutige Rollenverteilung lässt zwar nicht besonders viel Tiefgang aufkommen, die vielen unterschiedlichen Fraktionen und ihre Motive sowie die einfallsreichen Taktiken der Titan-Besatzung machen den Roman dennoch lesenswert.

(Trekzone-)Bewertung: 3,5/5 Punkten

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert