Der Binaar-Minizyklus (Maddrax Bände 417-424)

Acht Bände lang irrten Matt und Aruula nun über den Robotermond Binaar. Hier bringen die Friedenswahrer ihre mehr oder weniger elektronischen Testsubjekte unter. Anders als in der Stadt Toxx verhindern sie Gewalt hier nicht. Im Gegenteil, sie erlauben den Robotern (und biologisch-technischen Mischformen), sich zu Gruppen zusammenzuschließen und miteinander um Einfluss auf dem Planeten zu konkurrieren. Cyborgs und andere Roboter, die biologische Komponenten benötigen, erhalten Ihre Ersatzteile aus brutalen Zuchthöhlen. Alle konkurrieren zudem um Mentan – die zentrale Energiequelle. Matt und Aruula mussten sich auf Binaar daher nicht nur vor den Friedenswahrer verstecken, sondern zudem zwischen den verschiedenen Clans manövrieren, die um die Gunst der Friedenswächter konkurrieren.

Eindringlich fremdartig

Das Setting von Binaar ist damit außerordentlich fremdartig. Den Autoren der Serie gelang es in fast jedem Band sehr gut, die Unterschiede zwischen biologischen und technischen Denkweisen herauszuarbeiten. Das verlieh den Erzählungen auf Binaar nicht nur einen Science Fiction-Charakter, sondern strahlte auch einen unglaublichen Reiz aus. Denn hinter dem abstrakten Denken der Roboter steht immer das Eigeninteresse, viele grundlegende Prinzipien ihrer Gesellschaft funktionieren genau wie die biologischer Gesellschaften. In vielen Fällen sind Roboter hingegen noch skrupelloser als biologische Lebewesen, da ihnen oft ein eingebautes Gewissen fehlt.

Vor allem im Auftaktband des Zyklus machten die Autoren die Brutalität des Regimes deutlich. Hier zählen einzig und allein Roboter, alle anderen Lebewesen werden zu reinen Zuchtsubjekten degradiert, denen mithilfe radioaktiver Strahlung weitere Organe angezogen werden. Leider tritt dieser Schatten der Robotergesellschaft im Laufe des Zyklus etwas in den Hintergrund und es gelingt den Autoren nicht mehr, den Grusel des Auftakts zu wiederholen.

Alle gegen Alle

Im Laufe ihrer Reise durch Binaar, machen sich Matt und Aruula einmal mehr viele Feinde. Am Ende werden sie von verschiedenen Clans, den Friedenswächtern sowie dem Smythe-Roboter, der es nach Binaar geschafft hat, gejagt. Sie kooperieren mit den Renegaten, einer Gruppe Roboter, die sich den Spielen der Friedenswahrer verweigert und den Planeten verlassen möchte. Doch auch hier haben sie Gegner. Dies sorgt natürlich für viel Spannung: Mal ist Smythe den Helden auf den Fersen, mal ein bestimmter Clan.

Gleichzeitig übertreiben die Autoren es jedoch mit den unterschiedlichen Fraktionen. Während zum Beispiel der Handlung um Smythe noch ausreichend Platz eingeräumt wird, um daraus einen wirklich unterhaltsamen Dreiteiler zu machen, werden einige Clanfehden eher am Rande abgehandelt. Das könnte man mit Platzgründen rechtfertigen; am Ende des Zyklus wird jedoch noch einmal eine neue Fraktion eingeführt. Hier hätte man sich auf weniger beschränken sollen und dieses knappere Material hingegen vertieft behandeln sollen.

Kleine, aber interessante Schritte nach vorn?

Für den Gesamtzyklus bringt Binar erst einmal nicht viel: Zwar spielen vermehrt Szenen auf den Welten der Friedenswahrer, der Informationsgewinn dabei ist jedoch gering. Am Ende gibt es lediglich die Möglichkeit, dass mit den Renegaten eine Fraktion den Friedenswahrer Probleme machen könnte. Für acht Romane ist das jedoch ein mageres Ergebnis.

Auch der Fokus dieses Zyklus liegt also auf dem faszinierenden Settings. Dies wird im Binaar-Minizyklus fast noch besser umgesetzt als im bereits gelungenen Aquus-Minizyklus. Durchgehend zeichnen die Autoren eine Skizze einer fremdartigen Robotergesellschaft in die Vorstellung der Leser, sodass die ein oder andere durchschnittliche Handlung schnell vergessen ist und die gelungenen Abenteuer im Kampf gegen Smythe und andere Roboter sowie eine herzzerreißende Roboter-Liebes-Geschichte in Erinnerung bleiben werden.

 

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