Furcht und Elend des Dritten Reiches

Das Stück „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ hat Bertolt Brecht im Jahr 1937 begonnen, es wurde 1938 in Paris uraufgeführt. Es reiht mehrere Alltagsszenen aus Nazi-Deutschland aneinander. Das ist enorm beeindruckend. Denn dort werden die Szenen beklemmend umgesetzt, die der Geschichtsunterricht vielleicht theoretisch erklären, aber gefühlsmäßig nicht transportieren kann. Dass Brecht all dies bereits 1938 erkannt, zusammengefasst und präsentiert hat, ist stark. Schließlicht glaubten viele westliche Politiker zu dem Zeitpunkt noch an die Appeasement-Politik und noch nach dem Krieg haben viele Deutsche die Ausmaße des Terrorregimes runtergespielt.

Am Berliner Ensemble ist das Stück in dem anliegenden „Pavillon“ inszeniert. Das ist ein gute Wahl. Der Raum ist recht klein, das Publikum sitzt sich gegenüber. Dadurch bleibt lediglich eine kleine Bühne übrig, das ganze hat Wohnzimmeratmosphäre. Das ist für das Stück gerade richtig, sind doch alle Szenen in kleinen Räumen angesiedelt.

Die Wohnzimmeratmosphäre sorgt jedoch rasch für Beklemmung. Wenn wie in der ersten Szene ein falsches Wort ausreicht, damit der Nachbar verhaftet und gefoltert wird oder gegen Ende die Eltern eines HJ-Jungen befürchten müssen, bei einem falschen Wort von ihrem Sohn verraten zu werden, dann wirkt das auf der kleinen Bühne ganz besonders beklemmend. Die Bandbreite der möglichen Gefühle im Stück ist groß.

Immer wieder werden die früheren Klassenunterschiede betont. Vor jeder Szene wird daher verkündet, ob man sich unter Arbeitern oder Kleinbürgern befindet. Dabei wird deutlich, dass zwar alle leiden, doch je schlechter man materiell gestellt ist, desto größer ist die Not. Auf diese Weise zeigt Brecht zusätzlich wie verschleiernd bereits 1937 die Propaganda der Volksgemeinschaft war.

Die Inszenierung des Berliner Ensembles transportiert mit guten Schauspielern genau das, was der Titel des Stückes verspricht: „Furcht und Elend des Dritten Reiches“.

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