Der neue Phantomias im Visier (LTB Premium Band 11)

phant5Die Rezension des ersten „neuen Phantomias“ Bandes bietet generelle Informationen zu der Reihe. „Der neue Phantomias“ im Visier“ enthält die Kapitel 21-25 der italienischen Phantomias-Serie. 

Die fünf Geschichten im nunmehr fünften Phantomias-Sammelband bringen die Haupthandlung der Serie nicht voran. In keiner Erzählung erfährt Donald mehr über die Evronianer und wie man sie besiegen kann. Auch wird die Verschwörung der Erdmilitärs nicht weiter ausgebaut. Trotzdem bietet der Sammelband wieder eine Reihe unterhaltsamer Comics: „Der neue Phantomias im Visier“ zeigt deutlicher als die Vorgänger, dass der neue Phantomias auch in sich abgeschlossene „Stand-Alone“-Folgen überzeugen kann.

Zukunft ist Vergangenheit ist der rätselhafte Auftakt des Bandes. Phantomias und Klarissa werden plötzlich in eine andere Dimension versetzt. Während sie in der dortigen Fantasy-Welt Rebellen dabei unterstützen den „großen Alten“ zu stürzen, muss Eins in Entenhausen auf äußerst unterhaltsame Art eine Gruppe Verbrecher, das PBI und den Journalisten Konrad Kiwi abwehren. Es ist vorhersehbar, dass etwas mit Klarissa nicht stimmt. Die dadurch entstehende Konfrontation mit Phantomias Erzfeind, dem Zeitpiraten, ist jedoch sehr gelungen. Hier entsteht langsam aber sich Respekt zwischen Feinden. In Kombination mit Eins lustiger Verteidigung ist Zukunft ist Vergangenheit ein etwas vorhersehbarer aber atmosphärisch gelungener und unterhaltsamer Auftakt.

Absoluter Nullpunkt ist im Vergleich zum Auftakt deutlich düsterer und nachdenklicher. Phantomias, Klarissa und Urk versuchen in einem riesigen verlassenen Raumschiff im Ring des Saturns zwei Menschen zu retten. Diese Episode funktioniert auf zwei Ebenen besonders gut. Auf der einen Seite ist die Rettungsmission spannend und nach der Enthüllung des Schicksals der Besatzung (die eine unvorteilhafte Begegnung mit den Evronianern hatte) geradezu tragisch. Auf der anderen Seite zeigt die Folge überraschend gut, wie verloren sich Urk trotz seines relativ erfolgreichen Lebens in Entenhausen in der Phantomias Dimension fühlt. Absoluter Nullpunkt ist dadurch nicht nur spannend, sondern im Hinblick auf Urk und den Krieg mit den Evronianern sehr nachdenklich.

Mekkano basiert auf einer noch gelungeren Idee als Absoluter Nullpunkt: Ein Evronianer wird von Evronianern über der Erde abgeschossen. Er ist krank: Durch sein intensives Studium der Menschheit ist er nun in der Lage, Gefühle zu erleben und hat ein Gewissen entwickelt. Das macht ihn für die Evronianische Gesellschaft unbrauchbar und sogar zur Gefahr. Gerade deswegen hasst der kranke Evronianer die Menschheit. Die Umständ zwingen ihn und Phantomias dennoch zur Zusammenarbeit. Dies ist eine sehr schöne Geschichte über die Zusammenarbeit und das leicht entstehende Vertrauen zwischen Feinden. Leider ist die Nebenhandlung um einen Rüstungskonzern nicht so überzeugend wie die Hauptidee der Episode.

Tyrannic greift einen Handlungsstrang aus dem siebten Kapitel (Erdbeben) der Serie wieder auf. Professor Morgan Fairfax wird von einem diktatorischen Regime, das an Nordkorea erinnert, befreit und soll nun weiter für Chaos auf der Welt sorgen. Phantomias kooperiert mit dem PBI um Fairfax zu stoppen. Die Folge ist actionreich und erinnert an einen Bond-Film. Sie ist außerdem angenehm offen gehalten und weist kein klares Ende auf. Dennoch rangiert sie aufgrund der sich wiederholenden Elemente (Professor Fairfax arbeitet de facto an derselben Strategie wie in Erdbeben) unter den schwächeren Kapiteln dieses Sammelbandes.

Herbstlaub hebt das Niveau wieder. Klarissa erlebt eine Fehlfunktion und muss sich in der Zukunft vor Gericht verteidigen. Phantomias, der mit dem dortigen System nicht vertraut ist, tritt in ein Fettnäpfchen nach dem anderen und macht das Verfahren für Klarissa immer schwieriger. Er muss sich in kurzer Zeit in einem Geflecht aus politischen Intrigen, dem Kampf für Droidenrechte, Zeitpiraten und den Interessen von Klarissas Schöpfer zurechtfinden. Das ist dicht erzählt, überraschend vielschichtig und endet mit einer emotionalen Enthüllung. Das macht Herbstlaub neben Absoluter Nullpunkt zu dem Höhepunkt des Sammelbandes

Die zusätzlichen Kurzgeschichten sind wie im vorherigen Band nicht besonders überzeugend. Sowohl die Szenen aus dem Leben des Schauspieler Burton La Valle als auch die Einblicke in die Enzyklopädie der Evronianer sind kurzweilig. Allerdings sind die Zeichenstile eigenwillig und anstrengend, was den Spaß etwas schmälert.

Alles in allem sind auch die Kapitel 21 bis 25 der neuen Phantomias-Serie (die nunmehr beinahe zwei Jahrzehnte alt ist) sehr überzeugend. Langsam nähert sich die Handlung den Kapiteln, die in Deutschland Ende der 90er nicht übersetzt wurden. Anfang 2017 kommt der sechste Sammelband in den Handel, scheinbar ist die Neuauflage erfolgreicher und eine Fortsetzung der unterhaltsamen und gelegentlich angenehm vielschichtigen Phantomias-Sage lohnt sich.

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