GRÜN (von Sascha Vennemann und Lucy Guth / Maddrax Band 528)

Der Pflanzengott GRÜN wurde in der Auseinandersetzung mit dem aggressiven Parasiten „rote Pest“ schwer geschwächt. Um das Wesen zu regenerieren, bringen Matt und Aruula es zu einer vor der australischen Küste gelegenen Kopie des Uluru. Dort lädt GRÜN seinen derzeitigen Träger Matt ein, in seiner Welt und seinen Gedanken zu verweilen, damit sich der Pflanzengott erholen kann. Während Matt dabei bahnbrechendes über seine Vergangenheit und eine mögliche Zukunft der Erde erfährt, hält Aruula derweil vor dem Felsen Wache und entdeckt dabei unerwartete Gefahren.

Matt und GRÜN sind miteinander verbunden. Matt erfährt während GRÜNs Regeneration mehr über dessen Entstehung, aber auch über dessen Rolle im Leben seines Sohns Daa’tan und GRÜNs Erkenntnisse hinsichtlich der ständig auftauchenden Dimensionsverschiebungen. Das ist sehr lesenswert. Denn für eine Rückblende ist die Erzählung sehr knapp gehalten und umfasst viele Themen. GRÜN reißt die Geschichte einiger tausend Jahre temporeich und spannend auf wenigen Seiten ab. Die Erläuterung, wie aus dem eher intuitiv agierenden GRÜN ein bewusstes Wesen wurde, ist vor allem für Leser (wie mich), die die Serie beim ersten Auftauchen GRÜNs noch nicht gelesen haben, sehr aufschlussreich. Mit Daa’tan spricht GRÜN einen wunden Punkt in Matts Leben an. Sein Sohn wurde ihm früh von den Da’muuren geraubt und als Waffe gegen ihn gewendet. Letztlich blieb Matt nichts übrig, als seinen eigenen Sohn zu töten. Er wusste nicht, dass Daa’tan über Aruula ebenfalls mit GRÜN verbunden war. GRÜN enthüllt, dass Da’taan durch diesen Kontakt in den Pilzen seiner Welt weiterlebt. Dies bietet Matt die Chance eines schönen, klärenden Gesprächs, das auch für Neuleser, die Daa’tans Tod nicht mit erlebt haben, verständlich und berührend ist. Diese Begegnung wird sicher auch noch für Gesprächsstoff zwischen Matt und Aruula bieten und bereitet eventuell eine Rückkehr Daa’tans in die Serie vor. Zum Abschluss des Gesprächs enthüllt GRÜN während seiner Regeneration, dass er hinter den Pflanzenhecken um jede Dimensionsverschiebung steckt. Dadurch hat er die Welt vor vielen Plagen aus anderen Dimensionen beschützt. Gerade am Beispiel der „roten Pest“ zeigt sich, wie wichtig dies ist. Besagte „rote Pest“ hat sich in einer anderen Dimension aus GRÜN entwickelt, weil der vom Menschen vorangetriebene Klimawandel pflanzlichem Leben keine Überlebensmöglichkeiten bot, solange menschliches Leben nicht ausgelöscht würde. Die Dimensionsverschiebungen, so stellt sich heraus, sind ebenfalls das Resultat einer Umweltsünde: Die Archivare können zwar zwischen den Dimensionen reisen, hinterlassen dabei laut GRÜN aber solche Schäden, dass die Barrieren zu dünn geworden sind. Die Schockwelle der Mondversetzung hat die Barrieren weiter angegriffen und nun droht die Erde über kurz oder lang von Verschiebungen aller Art überwuchert zu werden. Das ist eine spannende und zeitgemäße Erklärung für die bisherigen Ereignisse des Zyklus. Es erinnert ein wenig an den Versuch der „Star Trek: The Next Generation“-Serie klimapolitische Themen aufzugreifen und Warp-Reisen als potentiell schädlich für das Universum zu deklarieren. Dank der ausgiebigen Vorbereitung dieses „Maddrax“-Zyklus erscheinen die Auswirkungen der ungewollten Nebenwirkungen des Dimensionsreisens deutlich realer und damit bedrohlicher. Der Erde drohen jetzt nicht nur zufällige Gefahren durch die „alltäglichen“ Verschiebungen, wie z.B. Zombiehorden oder aggressive Parasiten, sondern auch eine komplette Auslöschung durch Dimensionsüberlagerungen. Alles in allem sind GRÜNs Enthüllungen während seiner Regeneration spannend, berührend und informativ zugleich.

Vor dem Eingang zu GRÜNs Welt hält Aruula die Stellung. Sie muss sich zunächst gegen einen ungewöhnlich sympathischen und gelungenen Kraken zur Wehr setzen und anschließend gegen einen bisher unbekannten Unterwasserstamm, der Ähnlichkeiten zu den Hydriten aufweist. Das ist kurzweilig und bringt das notwendige Tempo in die Handlung, das die Erläuterungen GRÜNs nicht erschaffen können. Wie schon in den vorherigen Folgen dieser Trilogie wird dabei der (vermeintliche) Gegenspieler für die nächste Episode bereits durch eine Nebenhandlung eingeführt.

Am Ende gelingt es mithilfe des regenerierten GRÜNs auch noch die Gefahr der „roten Pest“ zu bannen. Nach zwei Heften, die das Gefahrenpotential dieses Parasiten eindrucksvoll illustrierten, wirkt dieser Abschluss etwas kurz. Andererseits ist die Bekämpfung des Parasiten auch in ihrer Kürze sehr überzeugend. Außerdem ist es beeindruckend, dass dieses inhaltlich reichhaltige Heft überhaupt noch Zeit und Platz für diesen Abschluss hat, der die Gefahr bannt und wenig Fragen offen lässt. „GRÜN“ ist damit ein rundum gelungener Abschluss für eine starke Trilogie, die eine spannende und temporeiche Geschichte mit weitreichenden Enthüllungen für die Zyklushandlung verbindet.

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