Rote Pest (von Jana Paradigi und Ramon M. Randle / Maddrax Band 526)

Die Dimensionsverschiebungen verkünden neues Unheil aus Neuseeland. In einer den Völkern aus „Der Herr der Ringe“ ähnelnden Gemeinschaft taucht eine aggressive rote Pflanze auf, die droht, andere Vegetation zu überwuchern. Als Matt und seine Begleiter in Neuseeland eintreffen, haben die Hobbit ähnlichen Bewohner der Gegend bereits versucht, das „Unkraut“ zu bekämpfen. Dadurch hat sich die „rote Pest“ nur noch weiter ausgebreitet. Welche Gefahr geht von dieser Pflanze aus und hat sie etwas mit den undurchdringlichen Hecken um jede Dimensionsverschiebung zu tun? Derweil stockt in Rymaris die Integration der einst Fleisch fressenden Hydriten aus einer anderen Dimension. Die Hydriten fühlen sich während ihrer Entwöhnungsphase eingeengt und ihre Anführerin Shin’loa hat Schwierigkeiten, gewalttätige Tendenzen zu unterdrücken. Zu allem Überfluss ist sie sich nicht mehr ganz sicher, ob die Hydriten unserer Dimension um Quart’ol tatsächlich nur das Beste für ihr Volk im Sinn haben.

„Rote Pest“ ist der Auftakt für einen Zweiteiler. Die Haupthandlung um die Hobbit ähnliche Gemeinschaft, die mit einem aggressiven, pflanzlichen Eindringling zu kämpfen hat, ist interessant. Es unterstreicht einmal mehr die erzählerische Freiheit, die die Autoren durch die Dimensionsverschiebungen gewonnen haben. Denn Paradigi und Randle haben hier die Möglichkeit, ein „Der Herr der Ringe“-ähnliches Szenario zu entwickeln. Das ist ganz amüsant, wirkt jedoch an etwas zu vielen Stellen erzwungen und zu direkt. Spannender ist die Herkunft des roten Eindringlings und vor allem ihre Bedeutung für die weitere Handlung. Erstmals taucht hier ein Spieler auf, der die undurchdringlichen Hecken der Dimensionsverschiebungen überwinden könnte. Gleichzeitig scheint die „rote Pest“ jedoch kaum Platz für andere pflanzliches oder tierisches Leben zu bieten. Selbst der irdische Pflanzengott GRÜN fühlt sich durch die Anwesenheit des vermeintlichen Unkrauts bedroht. Dadurch kumuliert die Handlung in Bemühungen, die Ausbreitung der roten Pflanzen einzudämmen, um größere Schäden für die irische Flora und Fauna zu verhindern. Das ist spannend, aber in diesem Auftaktband natürlich noch nicht erfolgreich. Der Leser wird daher mit einem Cliffhanger in die Wartezeit auf die nächste Folge entlassen. Dabei rätselt man sowohl darüber, wie Matt und seine Freunde die Ausbreitung der „roten Pest“ stoppen werden als auch, ob man hierüber endlich weitere Informationen über die Hintergründe der Dimensionsverschiebungen erfährt. Das dadurch entstehende Interesse lässt die arg konstruierte Kulisse vergessen und schafft Vorfreude auf die Fortsetzung.

Noch überzeugender ist die Nebenhandlung. Zweiteiler und generell Unterzyklen beginnen oft damit, dass erst einmal viel Glas zerschlagen wird. Genau danach sieht es in Rymaris aus. Die Hydriten aus einer anderen Dimension sollen eigentlich durch Fleischverzicht zur Friedfertigkeit zurückfinden. Allerdings gibt es Stimmen in der Gemeinschaft, die die Stadt durch Gewalt übernehmen möchten. Da Quart’ol als Vertreter „unserer“ Hydriten ein etablierter Charakter ist und bei solch einem Umsturz höchstwahrscheinlich sterben würde, ist das sehr spannend. Überraschenderweise endet dieser Handlungsstrang in einer (vorübergehenden) Lösung für den Konflikt bzw. die Missverständnisse zwischen den beiden Seiten. „Rote Pest“ schafft damit gleichzeitig die Grundlage und das notwendige Interesse für die Fortsetzung und erzählt eine spannende, aber befriedigend in sich abgeschlossen wirkende Geschichte auf einer zweiten Handlungsebene. Das macht die Folge zu einem idealen ersten Teil eines Mehrteilers.

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