Crossover (von Oliver Fröhlich / Maddrax Band 523)

Die Heftromanserie „Maddrax“ feiert ihren 20. Geburtstag mit einem titelgebenden „Crossover“. Derzeit tauchen in der apokalyptischen Zukunft des „Maddrax“-Universums überall mysteriöse Dimensionsverschiebungen auf. Matt und Aruula geraten ungewollt in einen dieser Vorgänge und finden sich im Jahr 1971 auf der Erde wieder. Perry Rhodan ist gerade von seiner Mondreise zurückgekehrt und versucht einen Weltkrieg zu verhindern. Matt und Aruula wiederum müssen sich in dieser Welt erst einmal zurechtfinden und anschließend eine Möglichkeit entdecken, wieder in ihre Dimension zurückzukehren. Dabei kommt ihnen ein Archivar gerade recht, der sich anschickt, aus Rhodans Lager ein paar arkonidische Artefakte zu stehlen.

Nach dem Kurzgeschichtenband „Verlorene Erinnerungen“ ist „Crossover“ nun bereits der zweite Jubiläumsband zum 20. Geburtstag der Serie. Während die Kurzgeschichten unterhaltsam waren, fehlte ihnen doch die Substanz, um sie über den Durchschnitt der „Maddrax“-Hefte zu heben. Damit hat „Crossover“ kein Problem. Die Verbindung der erfolgreichsten und ältesten noch laufenden Science Fiction Serie Deutschlands, „Perry Rhodan“, und dem spektakulären Genre-Mix „Maddrax“ ist bereits ein Spektakel. Sie ist aber auch ein eindruckvolles Zeichen dafür, dass sich „Maddrax“ nun mehr 20 Jahre am Markt behauptet hat. Neben dem wöchentlich erscheinenden, in der Regel sehr weitschweifenden Platzhirsch „Perry Rhodan“ hat das kaum eine Serie vermocht. Der Erfolgrezept wird in diesem Heft von beiden Redaktionen unterstrichen: „Maddrax“ ist eben gar kein Konkurrent zur Weltraum-Serie „Perry Rhodan“, sondern kocht seine ganz eigene Suppe. Während die eine Seite den Schwerpunkt auf die zyklische Rahmenhandlung legt und die wöchentlichen Einzelhefte im großen Ganzen verschwinden, bemüht sich „Maddrax“ zwei Mal im Monat ein spannendes, in der Regel aber abgeschlossenes und nur durch eine lose verbundene Rahmenhandlung verknüpftes Abenteuer in seinem abwechslungsreichen Science Fiction-, Fantasy- und Horroruniversum zu erzählen. Und genau das macht „Crossover“.

Die Handlung zeigt, dass sich „Maddrax“ eigentlich in jede Art von Erzählung überzeugend einfügen kann. Die Dimensionsverschiebung wird genau so geschickt genutzt wie der diebische Archivar, der den nützlichen Reset-Button zur Hand hat. Denn natürlich dürfen sich am Ende der Handlung weder Matt und Aruula noch Perry Rhodan und seine Begleiter an die Begegnung erinnern. Dazwischen liegt ein ereignisreiches Abenteuer, in dem Matt die Hintergründe der Mondfahrt Rhodans erfährt, mit dem Archivar in dessen Lager eindringt und den Anschlag eines macht- und anerkennungshungrigen Mutanten vereitelt. Dabei erlebt man Rhodan und Matt auf der Jagd nach dem Attentäter in einer zunächst von Skepsis, dann aber von gegenseitigem Respekt geprägten Zusammenarbeit. Und genau auf diese Szene muss ein Crossover hinauslaufen. Oliver Fröhlich gelingt es, dieses Zusammentreffen atmosphärisch stark, mit einer soliden Prise Humor und vor allem einem hohen Erzähltempo zu erzählen.

Durch die Notwendigkeit einer raschen Rückkehr, kommen zwei Charaktere der Episode etwas zu kurz. Sowohl der russische Mutant als auch der chinesische Kommandant machen Matt und Aruula das Leben schwer, kommen aber am Ende auf viel zu abrupte Art ums Leben. „Crossover“ gelingt es sehr gut, das tragische, von Fehlschlägen geprägte Leben des Mutanten zu skizzieren. Auch die Zweifel und Motive der Militärs sind überzeugend angerissen. Beide Protagonisten hätten das Potenzial gehabt, mehr als nur ein Antagonist in der Handlung zu sein. Dafür ist ab angesichts der Handlungsfülle kein Platz, beide werden im Finale getötet, bevor sie z.B. durch einen Seitenwechsel mehr zur Handlung beitragen können. Besonders beeindruckend ist hingegen, dass es Fröhlich gelingt, den Matts und Aruulas Rückkehr (ohne Erinnerung natürlich) nicht nur inhaltlich überzeugend, sondern auch noch spannend zu inszenieren. Etwas anders sieht es bei Perry Rhodan und seinen Begleitern aus: Unter dem Anraten des Arkoniden Crest, löscht diese Seite ihre Erinnerungen selbst aus. Das wirkt dann doch ein Stück zu edel, schließlich wären die gewonnen Informationen durchaus nützlich für die Mammutaufgabe, die Erde des Kalten Krieges zu befrieden.

„Crossover“ ist ein sehr gelungener Festband. Oliver Fröhlich gelingt es, die Faszination, die „Perry Rhodan“ und vor allem dessen Anfangsphase ausstrahlt, sehr gut einzufangen und die Helden beider Serien überzeugend, augenzwinkernd und spannend in Szene zu setzen. Das ist aufgrund der nicht vorhersehbaren Handlung durchgehend überraschend, detailverliebt und unterhaltsam. Und als Ebook-Leser spürt man bei „Crossover“ angesichts der phantastischen Hommage an das erste „Perry Rhodan“-Heft auf dem Cover das Gefühl, etwas zu verpassen.

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