Bloß keine Spannung! (Perry Rhodan 3040-44)

Perry und Atlan finden nach 500 Jahren eine Milchstraße vor, die sie vergessen hat. Die Erde ist nur noch ein Mythos, das Arkon-System unerreichbar und die mysteriösen Cairaner kontrollieren alles – angeblich um den Frieden zu bewahren. Bully hat die Menschheit in einem neuen politischen System konsolidiert und widersteht dem Machtanspruch der Cairaner und ihren brutalen Bestrafungen für all diejenigen, die in ihren Augen den Frieden brechen. Während Perry in die Heimatgalaxie der Cairaner aufgebrochen ist, um mehr über das mysteriöse Volk zu erfahren, versucht Atlan die Reste des arkonidischen Reiches daran zu hindern, in einem Bürgerkrieg zu versinken. Dafür wurde er vom derzeitigen Kristallbaron zum Mascanten, zum Admiral der arkonidischen Flotte, ernannt. Doch nun steht er einer übermächtigen Flotte aus Rebellen und Ladhonen gegenüber und das Schicksal der Kristallbaronien steht auf dem Spiel…

   Band 3041: Die hermetische Botschaft (von Susan Schwartz) …aber, das ist glücklicherweise kein Grund zur Sorge. Denn Atlan hat 24 Stunden Zeit den Forderungen seiner Gegner, darunter seine eigene Auslieferung, nachzukommen. Diese Zeit nutzt er, um einer jungebliebenen aber eigentlich bereits jahrhundertealten Arkonidin zuzuhören, die ihm eine hermetische Botschaft zukommen lässt. Das ist eine nette Lebensgeschichte eines Mädchens, das körperlich nicht altert und von langen Schlafphasen befallen wird. Da es aber direkt im Anschluss eines der spannendsten und ereignisreichsten Romane veröffentlicht wurde, wirkt die Episode langatmig und etwas blutleer. Zu allem Überfluss ist die Botschaft nicht besonders explosiv: Die Cairaner brauchen für ihr Projekt Arkon und sie können die Bleisphäre, die den Planeten umgibt, nur mit Atlans Aura eines Ritter der Tiefe überwinden. Atlan würde den Prozess vermutlich nicht überleben. Das soll wohl eine spektakuläre Enthüllung sein, schließlich steht nun Atlans Leben auf dem Spiel. Allerdings: Atlans Leben stand bereits zuvor auf dem Spiel, schließlich fordert eine Allianz aus zwei großen Flotten seine Auslieferung an den Feind. Außerdem: Warum haben die Cairaner Perry und Atlan nach ihrer Ankunft dann umgehend angegriffen, statt mit einem wenigstens halbwegs klugen Plan zu versuchen, Atlans Vertrauen zu erschleichen und ihn und seine Ritteraura für ihre Zwecke einzuspannen? Keine kluge Enthüllung zu einem wahrlich unklugen Zeitpunkt.

Band 3042: Gucky und der Sternenkonsul (von Uwe Anton) Gucky bemüht sich um ein besseres Verhältnis zu den Cairanern. Doch nur der Sternenkonsul Taorto Gaazkin empfängt ihn. Dessen mit Parakräften gesegnete Tochter Neseese bewacht Gucky. Durch viele Verwirrungen erlebt Gucky einen Selbstmordversuch der Cairanerin mit, verhindert diesen, erlangt Gaazkins Vertrauen und erfährt: Atlan ist ein Teil der cairanischen Pläne, die Bleisphäre um Arkon zu öffnen, wobei Atlan jedoch sterben würde. Zunächst einmal ein kleiner positiver Punkt: Guckys Erkundungen der Welt, auf die ihn Gaazkin beordert, sind atmosphärisch für ein „Perry Rhodan“-Heft sehr stark. Die dort in Museen ausgestellte Propaganda, die Gucky als kleines Monster darstellt, ist zumindest etwas amüsant. Ansonsten verzweifelt man in diesem Heft an den Exposé-Autoren der Serie. Wie kann man nach einem gelungenen Heft 3040 umgehend Spannung und Interesse an der Handlung herausnehmen? In dem man wie in der 3041 einfach eine gänzlich andere Geschichte mit uninspirierter Enthüllung präsentiert. Wie kann man das Interesse an der Handlung noch weiter absenken? Indem man den Erzälkern (vermeintlich normales Mädchen trägt ein Geheimnis in sich und enthüllt ein Geheimnis) einfach noch einmal in einem anderen Kontext wiederholt und dabei dieselbe (!) Enthüllung präsentiert. Es ist schon schlimm genug, dass niemand angemerkt hat, wie dämlich diese Enthüllung die angeblich ja recht pfiffigen Cairaner aussehen lässt. Aber dass niemand diese Doppelung verhindert hat, ist beeindruckend.

Band 3043: Die Welt der Báalols (von Michael Marcus Thurner) Die Cairaner hecken etwas auf Trakarat mit den Báalols aus. Also reist der terranische Geheimdienst NDE nach Trakarat, um nach dem rechten zu sehen. Der Spion Spinoza Godaby und der TARA-Psi Roboter-Mensch-Hybrid stoßen dabei auf die tefronische Agentin Ydio-Do. Fortan arbeiten die beiden Seiten gemeinsam gegen die Cairaner und gelangen in ein geheimes Lager auf einem anderen Kontinent. Dabei erfahren sie, dass die Cairaner womöglich bereits länger als gedacht in der Milchstraße operieren und dass sie ein mysteriöses Projekt unter dem Titel Supramentum auf Trakarat unterhalten. Die Episode führt zu nichts, da sie nur der erste Teil eines Zweiteilers ist. Dennoch ist das Heft eines der lesbareren der letzten Zeit. Thurner gibt sich wahrlich Mühe mit seinen Charakteren und erzählt ihre Erlebenisse nicht nur rückblickend, sondern durch ihre Taten. Das ist erfrischend. In diesen Momenten bedauert man es ein wenig, dass „Perry Rhodan“ seine teilweise sehr gelungen beschriebenen Orte nicht wirklich ernst nimmt und man vermutlich nach dem Zweiteiler nie wieder (oder lange nicht mehr) nach Trakarat zurückkehren wird.

Band 3044: Das Supramentum (von Michelle Stern) Dieser Teil spielt fast ausschließlich in der Stadt Klayndnar auf Trakarat. Die Agenten des NDE sowie Ydio-Do finden heraus, dass das Supramentum ein riesiger Golem ist, der mit Psy-Kräften die Milchstraße unterjochen könnte. Sie versuchen das Projekt zu sabotieren, scheitern, doch der Golem selbst hat eine Fehlfunktion und tötet viele Bewohner der Stadt, bevor er in einer selbst verursachten Explosion vergeht. Die Episode ist auf der einen Seite etwas albern, die Agenten haben nämlich ein viel zu leichtes Spiel damit, die Sicherheitsvorkehrungen der Cairaner zu umgehen. Andererseits passiert vieles so hektisch, dass dem Leser gar nicht richtig klar wird, was dieser Golem für die Cairaner eigentlich tun soll. Wichtig ist vermutlich letztlich nur, dass die Absichten der Cairaner tatsächlich alles andere als nobel sind. Das hätte man sich aber auch denken können. Immerhin greift die Folge die gelungene Atmosphäre Trakarats aus dem Vorgängerheft auf und ist so trotz wirrer Handlung immerhin atmosphärisch stark und unterhaltsam. Letztlich bringt der Zweiteiler der Liga ausgesprochen viele Informationen über die Taten der Cairaner. Einmal mehr zeigt sich, dass wenn sich bei „Perry Rhodan“ im „Mythos“-Zyklus wirklich mal was bewegen soll, die dritte Reihe der Protagonisten liefern muss wie die hier beschriebenen Agenten. Daher ist es fast schade, dass die Geheimagenten nun wohl erst einmal in der Versenkung verschwinden: Die Autoren geben sich bei ihren Charakterisierungen nicht nur mehr Mühe, sie sorgen in der Regel auch für bessere Handlungen.

Bessere Handlungen hat die Serie dringend notwendig. Dem „Mythos“-Zyklus gelingt es weiterhin nicht, Interesse an den Entwicklungen in der Milchstraße zu wecken. Im Gegenteil: Jede Enthüllung lässt die Cairaner unprofessioneller und damit irgendwie auch ungefährlicher aussehen. Aber es gelingt auch nicht wirklich, gute und in sich abgeschlossene Geschichten zu erzählen. Die beiden Mädchen-Handlungen aber auch die Spionage-Aktion auf Trakarat sind zu nah an der Haupthandlung angesiedelt, als dass sie für sich stehend überzeugen könnten. „Perry Rhodan“ versucht so einen Spagat zwischen Makro- und Mikro-Handlung, die letztlich nur mikroskopische Fortschritte in der übergreifenden Makro-Handlung produziert, die dennoch zu viel Raum einnimmt, um überzeugende, kleine Geschichten in jedem einzelnen Heft zu erzählen. Und so scheitert die Serie auf beiden Ebenen.

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