Die Kolonie (von Sascha Vennemann / Maddrax Band 501)

Die Erde ist gerettet, der Mond wieder in seiner alten Umlaufbahn. Doch merkwürdigerweise wurde eine Stadt aus einer anderen Dimension auf die Erde versetzt. Matt und Aruula untersuchen das Phänomen und geraten in die Intrige einer gerissenen Industriellenfamilie. Im System der Kasynari verursacht das Wurmloch, mit dem die Erde gerettet wurde, jedoch Probleme. Außerdem versetzen die Kasynari den Flächenräumer in Gefechtsbereitschaft versetzt – ohne dabei die katastrophalen Konsequenzen dieser Waffe zu überdenken.

Das zweite Heft des Zyklus ist deutlich interessanter als der Vorgänger „Zeitbeben„, der ein eher langweiliger und langatmiger Einstieg in die neue Welt nach der Rettung der Erd darstellte. In „Die Kolonie“ präsentiert sich das alternative Lancaster bereits deutlich interessanter. Die stumpfen Dwyers scheinen glücklicherweise nicht die nächsten Gegenspieler dieses Zyklus zu werden. Stattdessen werden sie in einer augenzwinkernden und unterhaltsamen Scharade von Matt und Aruula enttarnt und im Anschluss von der Polizei des Alternativ-Lancasters in Gewahrsam genommen. Das ist ausgesprochen unterhaltsam. Außerdem bedeutet das, dass die in die apokalyptische Zukunft der Erde versetzte Industriestadt nicht automatisch zur Antipode dieses Zyklus wird. Stattdessen bleibt die Frage interessant, in welcher Form die Bewohner verschiedener Dimensionen sich die Erde teilen werden und was es mit den mysteriösen Pflanzenmauern und Lichtzeichen auf sich hat.

Im System der Kasynari überschlagen sich die Ereignisse im Vergleich zu der dann doch etwas gemächlichen Erdhandlung. Das ausfallende Wurmloch zerstört weite Teile der Kasynari Führungsstation. Um die gemeinsame Heimat der Kasynari und Exil-Menschen zu schützen, ordnet der Rat der Kasynari an, den Flächenräumer zu aktivieren. Allerdings wird der dafür notwendige lebendige Stein dadurch aus seinem Schutzgefäß geholt und beginnt umgehend damit, das Wachpersonal zu übernehmen. Xij kann dies und die damit verbundene Verwandlung allen Lebens im System in Stein nur in letzter Sekunde verhindern. Diese Handlung ist sehr gut verdichtet, temporeich und sehr spannend. Am Ende erkennen Menschen und Kasynari wie sehr sie nun aufeinander angewiesen sind. Und so haut die Hau-Ruck-Aktion den schönen Nebeneffekt, dass sich die beiden Parteien ein Stück näher gekommen sind.

Colonel Kormak wiederum, der für das ganze Chaos des zerstörten Wurmloches überhaupt erst verantwortlich ist, wird für seine Rücksichtslosigkeit einmal mehr belohnt: Er schafft es im Epilog auf die Erde zurück. Von ihm werden wir als Gegenspieler also sicher noch mehr lesen. Im vergangenen Zyklus wurde er am Ende auf einen wahnsinnigen und vor allem leichtsinnigen Sadisten reduziert. Das ist eine langweilige Persönlichkeit. Interessanter war der originale Kormak. Der hat zwar rücksichtslos seine Bunker-Community kontrolliert und sie brutal gegen jeden Besucher eingesetzt. Gleichzeitig setzte er sich aber auch für das Überleben seiner gesamten Gemeinschaft ein, anstatt nur für seine eigenen Machtphantasien. Es bleibt spannend welche dieser beiden Versionen in diesem Zyklus eingesetzt wird.

„Die Kolonie“ ist der eigentlich (spannende) Zyklusauftakt. Die Handlung kommt in Schwung und sowohl das neue Lancaster als auch die namensgebende Kolonie im Kasynari-System stellen sich als Kulisse für interessante und spannende Handlungen heraus. Das ist so unterhaltsam, dass zum ersten Mal Interesse aufkommt, was die Autoren der Serie wohl noch mit den merkwürdigen Phänomenen nach der Rettung der Erde vorhaben.

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