Zeitbeben (von Sascha Vennemann / Maddrax Band 500)

In letzter Sekunde gelingt es Matt und Aruula mithilfe eines Wurmlochs den Mond wieder in seine ursprüngliche Umlaufbahn zu versetzen. Eine weitere Apokalypse wird so verhindert. Doch irgendetwas läuft dennoch nicht nach Plan. Nach der Rettungsaktion funktionieren die Funkgeräte nicht mehr, seltsame Polarlichter schweben in der Luft. Bald stellt sich heraus, dass in der Nähe des Wurmlochs ein Lancaster aus einer anderen Dimension in die Handlungszeit versetzt wurde. Geschützt wird es von einem undurchdringlichen Pflanzenwall. Matt und Aruula werden mit den Dampfschiffen der Parallel-Lancasterbewohner konfrontiert und gehen der Frage nach, ob hier eine neue Bedrohung für die Erde aufgetaucht ist.

Von Beginn des Romans an erlebt man die Welt des Parallellancasters. Es handelt sich um eine steampunkähnliche Gesellschaft, deren wirtschaftlichen Treibkräfte große Dampfschiffe sind. Wirklich faszinierend ist dieses Setting nicht, eigentlich ist es eine Wirtschaft, die sich auf Zeppeline stützt. Auch die Rivalität zwischen einem Arbeiterkind und einem verwöhnten Millionärssohn auf der Flugakademie kann nicht wirklich überzeugend. Allerdings sind mit diesen beiden Charakteren zwei potentielle Rivalen geschaffen, die im Laufe des Zyklus noch an Statur gewinnen könnten.

Die Handlung in der bekannten Serienzeit startet ebenfalls etwas enttäuschend. Überraschenderweise wurde die Erde nicht im vorherigen Teil, dem Zyklusfinale, gerettet. Dadurch entstand die Erwartung, dass die Rettung noch für eine spannende Geschichte sorgen könnte. Dem ist nicht so, der Mond wird innerhalb der ersten Seiten in seine ursprüngliche Laufbahn zurückversetzt. Warum bedurfte es dieses Cliffhangers?

Der Rest des 500. Jubiläumsband entwickelt eine Reihe interessanter Phänomene. Denn Matt und Aruula werden bald nach der erfolgreichen Rettung der Erde mit merkwürdigen Ereignissen konfrontiert. Polarlichter tauchen auf, Funkgeräte fallen aus, das sind alles keine guten Anzeichen. Dazu kommt das plötzlich auftauchende Lancaster, das zudem von einem merkwürdigen Pflanzenwall geschützt wird. Da man als Leser weiß, dass der Jubiläumsband irgendeine Art von neuem Rätsel für die kommenden 25 bis 50 Bände bereitstellen muss, erzeugt dies ausreichend Spannung, um das Interesse nicht zu verlieren. Dennoch stellt sich bald die Frage, was so spektakulär an dem verschobenen Lancaster und diesem Zykluseinstieg ist. Schließlich geht von dieser Stadt nicht unmittelbar eine Gefahr aus. Vennemann kann über diesen behäbigen Zykluseinstieg ganz gut hinwegtäuschen, indem er Matt und Aruula auf spannende Weise in Konflikt mit der Millionärsfamilie aus der bereits erwähnten Parallelwelthandlung geraten lässt. Vor allem die Luftkämpfe sind sehr gelungen in Szene gesetzt. Trotzdem machen sich die Helden der Serie am Ende des Romans auf die Suche nach weiteren, von Pflanzen umringten, aus anderen Zeiten und Universen versetzten Städten, ohne dass der Leser weiß, was an ihnen überhaupt wichtig ist.

„Zeitbeben“ ist ein ruhiger Jubiläumsband: Die Handlung schlägt weder eine radikale neue Richtung ein, noch ist der Roman besonders handlungsreich. Stattdessen wird mit dem Arbeiterkind Julian Springs ein potentiell interessanter neuer Held für den Zyklus aufgebaut und mit dem etwas dumpf agierenden, verwöhnten Millionärssohn Theodore Dwyer ein potentiell interessanter Antagonist. Das geschieht in einem interessant erzählten Abenteuer. Alles in allem wirkt der Zykluseinstieg jedoch etwas behäbig, es bleibt unklar, was die versetzten Städte neben einem etwas rustikalen Industrialisierungssetting handlungsmäßig bieten.

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