Architects of Inifinity (von Kirsten Beyer)

Inhalt:
Die Full Circle Flotte hat im Delta Quadrant viel durchgemacht. Mehrere Schiffe sind in Auseinandesetzungen zerstört worden. Die eigentlich friedliche Mission hetzt von einer gewalttätigen Auseinandersetzung zu der nächsten. Mit Mühe und Not konnte man aus dem Krenim Imperium fliehen. Captain Chakotay schlägt angesichts der Überarbeitung der Besatzungen vor, baldmöglichst eine Ruhepause einzulegen.

Die ideale Gelegenheit dafür bietet sich an, als Seven ein neues Mineral entdeckt. Die Fundstelle ist ein merkwürdiger Planet, auf dem verschiedene Biospheren existieren, die künstlich angelegt sein müssen. Admiral Janeway willigt ein, dass die drei verbliebenen Schiffe der Flotte den Planeten erforschen. Dabei soll jedes Crewmitglied die Möglichkeit erhalten, etwas Zeit zur Erholung auf dem Planeten zu verbringen.

Doch einigen Sternenflottenoffizieren, allen voran Captain Farkas ist der Planet nicht geheuer. Alles ist zu perfekt, um wirklich harmlos zu sein. Tatsächlich wirf jede Untersuchung neue Fragen auf.

Kritik: „Architects of Infinity“ ist größtenteils ein seichter Roman, der sich mit den Problemen und Problemchen der Full Circle Besatzungsmitglieder beschäftigt. Es braucht beinahe zwei Drittel des Romans bis überhaupt eine brenzlige Situation die Sternenflottenoffiziere konfrontiert. Bis dahin wird der Leser mit den guten und schlechten Zeiten an Bord der Voyager und ihrer Schwesterschiffe konfrontiert.

Für drei Pärchen stehen die Schwierigkeiten der Liebe im Mittelpunkt. Ensign Icheb ist zum ersten Mal seit seiner Befreiung von den Borg mit ungewohnten Gefühlen konfrontiert. Lieutenant Bryce zeigt großes Interesse an ihm. Und obwohl Icheb diese Gefühle rational erwidert, stellen sie sich einfach nicht ein. Es stellt sich heraus, dass seine Eltern bestimmte Nervenbahnen blockiert haben, sodass Icheb unter den Borg nicht leiden musste – nun aber auch keine romantischen Gefühle empfinden kann. Ichebs Verwirrung ist glaubwürdig, da sacht beschrieben. Das macht diese Unterhandlung zu einer der stärksten des Romans.

Kim wiederum steht einem deutlich schwierigeren Problem gegenüber. Seine Freundin, Lieutenant Nancy Colon, ist schwanger, todkrank und außerdem bewusstlos. Ihre letzte Aussage war, dass sie das Kind abtreiben möchte, sich aber weigert, die Gene des Embryos für ihre eigene Rettung zu verwenden. Kim wünscht sich nichts sehnlicher als Nancys Überleben und das Überleben des Kindes. Nach einem Noteingriff, in dem das Kind entfernt wurde und nun einen eigenen Rechtsstatus obliegt es Kim die Entscheidungen über die Therapien zu treffen. Das ist nicht einfach für ihn. Für einige Ärzte der Flotte ist dies ebenfalls nicht einfach: Sie überschreiten moralische Grenzen, um Nancy zu retten. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch ein Volk der Föderation, das seine eigene Medizingeschichte aus gutem Grund vor der Föderation in einem eigenen Vertrag geschützt hat: Durch einen genetischen Defekt beuten sich einige Individuen dieser Spezies selbst aus. Dieser genetische Defekt ermöglicht aber eventuell das Überleben Nancys. Glücklicherweise gibt es genau ein Crewmitglid in der Flotte, das von diesem Planeten stammt. Allerdings geht bei der Operation etwas schief und bald darauf schweben zwei Lebewesen in Lebensgefahr. In diesem medizinischen und rechtlichen Graubereich verlieren sich nicht nur Kim und einige Ärzte, sondern auch die Handlung. Denn obwohl die Elemente dieses Handlungsstrangs für sich durchaus überzeugend sind, ist die Summe leider eher langweilig und verwirrend. Es erscheint unter anderem äußerst unwahrscheinlich, dass die Föderation solch große Geheimnisse ihrer Mitglieder toleriert.

Zuletzt arbeiten Janeway und Chakotay an ihren Gefühlen. Sie beide sind zufrieden mit ihrer Beziehung und fragen sich doch, wie sie nach der Flotte weitergehen wird. Dieser Handlungsstrang ist äußerst knapp. Das ist angenehm, denn Beyer nutzt diese Beziehung ausnahmsweise nicht für ein Problem: Sie kumuliert in einem „Feel Good“-Moment. Eine genau so knappe Nebenhandlung beschäftigt sich mit der Paris Familie. Tom und B’Elanna. Während des Urlaubs erkennt ihre Tochter erstmals, dass sie so etwas wie eine Heimat vermisst. Beyer nutzt diese Erkenntnis für einen weiteren „Feel Good“-Moment: Heimat ist schließlich da, wo man sich wohlfühlt. Ergo müssen Tom und B’Elanna mehr dafür unternehmen, dass sich ihre Tochter auf der Voyager wohl fühlt. Beide Handlungen sind nett, gefällig aber weder spannend noch besonders tiefgründig.

Am Interessantesten und gleichzeitig am ärgerlichsten ist das Innenleben von Lieutenant Devi Patel. Die Wissenschaftsoffizierin steht permanent im Schatten von Seven, sieht ihre gute Arbeit nicht wertgeschätzt. Auf dem Planeten erhält sie zum ersten Mal die Chance, eigenständig ein Team zu leiten. Sie pusht sich selbst und ihre Teammitglieder bis zum Limit und überschreitet dabei manchmal Sicherheitsvorkehrungen. Der daraus resultierende Konflikt ist sehr gelungen. Außerdem ist der Gedanke interessant, dass sich Sternenflottenoffiziere benachteiligt fühlen, die nicht wie die Kern-Crew der Voyager sieben Jahre im Delta-Quadranten verbracht haben und somit keine enge Verbindung zur Führungsspitze der Flotte aufweisen können. Dieser Konflikt wird jedoch kaum aufgegriffen – lediglich Kim muss sich am Ende des Romans einer wütenden Offizierin diesbezüglich stellen. Patel wiederum ist in ihrem Ehrgeiz, sich zu beweisen sehr verständlich. Leider spitzt Beyer die Geschichte darauf zu, dass sich Patel für den Wissensgewinn ihrer Mission opfern möchte. Dies passt nicht zu dem kühlen, rationalen, aber verletzten Charakter. Beyer begründet diesen Schritt damit, dass Wissen für Patel über allem anderen steht. Dies wirkt übertrieben – zumal Patel hier genau denjenigen zuarbeitet, von denen sie sich verkannt fühlt. Das ist entweder unwahrscheinlich unglaubwürdig oder aber unwahrscheinlich altruistisch.

Die Stärke des „Voyager“-Relaunchs sind seine starken Charaktere und der gefällige, kollegiale Ton der Reihe. Hier wird dies übertrieben: Die Handlung steht hinter all den Beziehungskonstellationen zurück. Es dauert ewig, bis Patel und ihr Team überhaupt den ersten Durchbruch erreichen. Bis zum Schluss wird nie ganz klar, worum es sich bei dem Planeten eigentlich handelt. Es scheint eine Art Waffe zu sein, die die Sternenflotte ungewollt aktiviert hat. Aber kaum wird dies entdeckt, geht der Roman in einen eigentlich dramatischen Cliffhanger über. Angesichts der langsamen Handlung ist das hektische Ende tatsächlich etwas überraschend – doch wirklich packend ist es nicht. Dafür fehlt „Architects of Infinity“ schlichtweg der Spannungsbogen

Fazit: „Architects of Infinity“ überzeugt mit meistens gut getroffenen Charakteren und einer spürbaren Faszination für die Erforschung des unbewohnbaren und doch bewohnten Planeten. Es fehlt dem Roman aber an Spannung und relevanten Handlungsereignissen. „Architects of Infinity“ ist damit letztlich lediglich ein durchschnittlicher Auftaktband, der die Grundlage für die Fortsetzung der Geschichte. Nur wer „Star Trek“-Romane nicht für spannende oder nachdenkliche Momente, sondern lediglich für Beziehungen und Krankheiten zwischen den Protagonisten liest, wird hier gut unterhalten.

Bewertung: 2,5

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