On the Fringes of the Fractal (von Greg van Eekhout)

Denis Freund Sherman verliert alles. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände werden seiner Familie alle Stats entzogen. In der Meritokratie der Zukunft, in der Beruf, Aussehen und Verhalten die eigenen Stats bestimmen, die wiederum festlegen, in welchem Haus man mit welcher Kleidung und welchen Gegenständen leben darf, gleicht dies einem Todesurteil. Denis mag dies nicht mehr akzeptieren: Zusammen mit Sherman wagt sie das Undenkbare – sie lassen einfach alles stehen und liegen, kümmern sich nicht mehr um ihre Stats und finden zusammen mit einem intelligenten Hund heraus, was hinter dem Stat-System liegt.

„On the Fringes of the Fractal“ spielt in einer hyper-individualisierten, herzlosen Gesellschaft. Alles wird ge- und vermessen. Je nach dem Resultat der eigenen Bewertung erhält man Konsumgüter oder eben nicht. Das ganze ist eine noch bösartige Version der jüngst in Deutschland erschienen, relativ milden Satire Qualityland. Gibt es in der Version noch etwas Pluralismus, so ist hier alles einem großen Konzern untergeordnet, der alles beherrscht.

Wie kann man unter diesen Umständen wahre Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen? Selbst Hunde können einem jederzeit entzogen werden. So ist es Denis Nachbarn erlaubt, einen Anspruch auf ihren Hund anzumelden, schlicht weil ihr Stats-Wert den Denis’ übersteigt. Wirklich gruselig wird die Erzählung als Denis und Sherman zusammen mit Denis Hund die vermeintlich heile Vorort-Stat-Welt verlassen. Als sie die erste Stadt erreichen, wartet eine leblose Ruinenlandschaft auf sie. Der letzte Widerstand hier wird gerade von Bombern gebrochen, kurz darauf wird auch die Stadt in einen vermessenen Stats-Vorort verwandelt. Kurzum verschiedene Konzerne führen Kriege gegeneinander, um ihr Stats-Territorium auszubreiten, die dazwischen gelegenen Städte werden gleich ganz planiert, schließlich bietet ihre zu hohe Bevölkerungsdichte nur die Möglichkeit für Widerstand. Eine schaurige Dystopie.

„On the Fringes of the Fractal“ gelingt es jedoch nicht nur, diesen Messwahnsinn glaubwürdig in Szene zu setzen. Trotz der dunklen Hintergründe bleibt die Geschichte überraschend optimistisch. Das liegt zum einen an dem klaren, hellen Ton des Autors. Es liegt aber auch an der positiven Einstellung Denis. Während Sherman zunächst keinen Ausweg mehr sieht, gelingt es Denis, Sherman von einem Leben außerhalb des Stats-Systems zu überzeugen. Am Ende bildet das Paar zusammen mit Denis Hund einen kleinen Fleck auf dem ansonsten perfekt ausgestalteten Fraktal. Die Kurzgeschichte wird so ein unterhaltsames Lehrstück darüber, das Widerstand sowie ein frohes Leben auch in der ausweglosesten Situation noch möglich ist.

Die Kurzgeschichte „On the Fringes of the Fractal“ von Greg van Eekhout ist 2016 in der Anthologie „2113: Stories Inspired by the Music of Rush“ erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Best American Science Fiction and Fantasy 2017“, herausgegeben von Charles Yu und John Joseph Adam.

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