Into the Forest I Go (Star Trek: Discovery)
|Der Anführer der Klingonen, Kol, ist mit seinem mächtigen Schiff auf dem Weg nach Pahvo. Die Discovery ist das einzige Sternenflotten Schiff, das die dortigen Lebensformen vor den Klingonen schützen könnte. Doch die Admiralität fordert Captain Lorca auf, sich zurückzuziehen. Lorca kommt dem zunächst scheinbar nach, bereitet mit seiner Crew jedoch einen waghalsigen Plan vor. Mit vielen gefährlichen Sprüngen der Discovery soll es gelingen, die Tarnvorrichtung der Klingonen zu entschlüsseln und klingonische Schiffe somit auch getarnt ortbar zu machen. Der Plan hat jedoch eine große Schwachstelle: Zwei Signalgeräte müssen direkt auf dem klingonischen Schiff angebracht werden. Burnham und Tyler melden sich, um diese gefährliche Mission auszuführen.
„Into the Forest I Go“ ist die neunte Episode der neuen „Star Trek“-Serie „Discovery“ und funktioniert zudem als Halbzeitfinale der ersten Staffel. Die Folge ist bemüht, möglichst viele Handlungsstränge der vorherigen Episoden zusammenzuführen und gleichzeitig eine Reihe von Cliffhangern für die zweite Hälfte der Staffel aufzubauen. Das gelingt ihr teilweise sehr gut, vor allem die ersten drei Viertel der Episode sind sehr gelungen. Doch während die Erzählung vor allem durch zwei starke Elemente glänzen kann, dämpfen zwei große Schwachpunkte den Eindruck der Folge.
Zunächst einmal trifft die Episode die bisherige Atmosphäre der Serie sehr gut. Alle Charaktere wirken überzeugend. Lorcas Plan ist waghalsig und riskant. Doch gleichzeitig nimmt man allen verbissen kämpfenden „Discovery“-Offizieren ihre Überzeugung sowohl den Krieg gegen die Klingonen zu beenden als auch für die Pahvo einzustehen, sofort ab. Dies zeigt auf der einen Seite, dass die Charakterarbeit der Serie durchaus erfolgreich war. Auf der anderen Seite glänzt jedoch auch „Into the Forest I Go“ mit vielen gelungenen Charakterszenen wie der wunderbar inszenierten Beziehung zwischen Stamets und Culber oder Tylers traumatischen Erlebnissen während seiner klingonischen Haft.
Darüber hinaus ist die Handlung der Folge enorm spannend. Die Infiltration des Sarkophag-Schiffes unter der Führung von Kol durch Burnham und Tylers ist sehr gut inszeniert. Die beiden werden relativ frühzeitig voneinander getrennt als ein Kontakt mit L’Rell bei Tyler eine post-traumatische Episode auslöst. Im Anschluss geht es für Burnham in erster Linie darum, ausreichend Zeit zu kaufen, um der Discovery ihre Analyse zu ermöglichen. Dadurch kommt es zu zwei hektischen Handlungssträngen, die parallel laufen: Burnham kämpft auf dem klingonischen Schiff um Zeit und ihr Überleben, während die Discovery ihre Analysesprünge durchführt. Der Handlungsstrang endet in einem grandiosen Finale und gehört zu dem Besten, was die Serie bisher geboten hat.
Völlig unverständlich ist, warum die Pahvo, die man ja immerhin durch die ganze Aktion auch beschützen möchte, überhaupt keine Rolle spielen. Wenn sie so starke Kommunikationswege haben, warum nutzen sie diese nicht? Und nachdem sie die Klingonen bereits gerufen haben, warum versuchen sie nicht, mit ihnen zu kommunizieren? Während die vorherige Folge noch ernstes Interesse an der Erforschung dieses Volkes zeigte, wird es hier zu einer Randnote reduziert. Das ist schade, die Pahvo hätten diese Episode nicht nur besser gemacht, sondern auch für ein typischeres „Star Trek“-Gefühl gesorgt.
Wirklich misslungen ist jedoch das letzte Viertel der Episode. Nachdem Abschluss der Kämpfe mit den Klingonen versuchen die Autoren verzweifelt einen Cliffhanger einzubauen. Zunächst einmal gelangt Admiral Cornwell innerhalb kürzester Zeit mit einem Shuttle zu einer sicheren Sternenbasis, die Discovery muss hingegen einen weiteren gefährlichen Sporen-Sprung wagen. Während dies nur stört, sind die aufgebauten Cliffhanger unangenehm vorhersehbar. Tyler steht in irgendeiner Verbindung mit L’Rell – die Vermutung, dass es sich bei ihm um Voq oder zumindest um einen von L’Rell manipulierten Agenten handelt, drängte sich bereits vorher auf. Dass Stamets letzter Sprung in einer Katastrophe enden würde, deutet sich so unangenehm ab, dass man hier kaum von einer Überraschung sprechen kann. Zu allem Überfluss manipuliert Lorca die Koordinaten für Stamets „letzten“ Sprung und lässt die Discovery zwischen zerstörten klingonischen Raumschiffen stranden. Es wäre so viel besser gewesen, so etwas nicht zu zeigen, sondern zum Bestandteil der nächsten Folgen zu machen. Die dadurch aufgebauten Cliffhanger wirken somit konstruiert. Es wäre besser, sie direkt aus der Auseinandersetzung mit den Klingonen abzuleiten, als in den letzten zehn Minuten der Episode so verzweifelt aufzubauen.
„Into the Forest I Go“ ist größtenteils die bisher stärkste Episode der Serie. Alles baut überzeugend aufeinander auf und den Autoren gelingt es verschiedene Handlungsstränge gelungen miteinander zu verweben. Die hektisch zusammenkonstruierten Cliffhanger am Ende der Folge können hingegen nicht überzeugen. Die Vorfreude auf die zweite Hälfte dieser Staffel schöpft sich daher aus der sehr guten Haupthandlung, nicht aus den dilettantischen Cliffhangern.