The Long Mirage (von David R. George III)

Inhalt: Auf Deep Space Nine geht alles seinen Gang, doch auf Bajor rumort es. Religiöse Enthüllungen lassen den Glauben an die Propheten erschüttern, die Gesellschaft zersplittert in immer kleinere Sekten. In dieser Zeit der Unruhe kehrt Kira aus dem Wurmloch zurück. Sie erkennt in Altek Dans einen alten Bekannten (und Partner) aus ihrer Zeit in der bajoranischen Vergangenheit. Doch Altek hat eine Beziehung mit Ro angefangen und bewirbt sich noch immer (vergeblich) darum, nach Bajor zurückkehren zu dürfen. Angesichts der religiösen Schwierigkeiten ist die Regierung jedoch sehr zurückhaltend gegenüber jeder weiteren Verbindung mit den Propheten.

Quark und Nog vermissen derweil beide Personen auf Deep Space Nine. Für Quark macht die Arbeit in seiner geliebten Bar deutlich weniger Spaß seit sein treuer Stammkunde Morn Deep Space Nine verlassen hat. Nog wiederum hat das Gefühl, dass sein letzter wirklicher Freund an Bord der Station, das Hologramm Vic, in Schwierigkeiten steckt. In seinem eigenen Programm war Vic lange verschwunden und tauchte jüngst lediglich mit einer kryptischen Warnung auf. Scheinbar sind einige Kriminelle im Programm ihm auf den Fersen. Unabhängig voneinander beginnen die beiden Ferengi Nachforschungen anzustellen.

Kritik: Wie zuletzt alle „Deep Space Nine“-Romane aus der Feder David R. George IIIs ist „The Long Mirage“ ein recht langatmiger Roman. Er wird getragen von den vielen Personen, emotionalen Konstellationen und Scharaden, die George III über die Jahre aufgebaut hat. Das ist ausgesprochen seriell aufgebaut und erinnert in vielen Momenten eher an eine Seifenoper. Denn im Mittelpunkt stehen immer Gefühle, die jedoch niemals tief erforscht werden, sondern lediglich postuliert worden (Quark vermisst Morn halt und liebt Ro, Punkt). Da neue Romane nur einmal im Jahr erscheinen, braucht es immer eine Weile, um wieder in die Situation zu finden und sich mit all den (nicht immer übermäßig wichtigen) Asyl-, Religions- und Beziehungsproblemen zurecht zu finden.

Letztlich ist auch „The Long Mirage“ wie der Vorgänger Teil einer größeren Aufräumaktion. Alle Handlungsstränge erscheinen wie Nebenhandlungen. Die Handlung um Vic und Morn sind genau so Konsequenzen aus vorherigen Romanen wie die religiösen Wirren auf Bajor und die Zukunft von Altek Dans. Tatsächlich hat der „Deep Space Nine“-Relaunch schon seit langem keinen richtigen Handlungskern mehr: Die Charaktere leben vor sich, sehen sich ab und zu einer Bedrohung ausgesetzt (die dann aber in merkwürdigen Rückblenden erzählt wird) und verliert dadurch trotz vieler sympathischer Persönlichkeiten die Fähigkeit, den Leser emotional zu packen und für den langsamen Erzählstil zu begeistern.

Wieder einmal werden interne bajoranische Schwierigkeiten aufgegriffen. Die Vedek-Versammlung ist weiterhin ein Ort politischer Spielchen. Das hat man bereits häufig gesehen. Kira war dabei mal Außenseiterin, mal Teilnehmerin im Spiel um die Macht. Auch in „The Long Mirage“ muss sie sich wieder durch sensibles Terrain manövrieren und dabei ihre Vorstellung von religiöser Entfaltung verteidigen. Das trägt gefühlt wenig Neues bei und sorgt insgesamt für keinen wirklich befriedigenden Fortschritt in der Handlung um künstlich geschaffene Monde im Orbit Bajors.

Dennoch sorgen die beiden Frauen des Romans, Kira und Ro, für die stärksten Momente. Sie klären ihre Lebenslage hier etwas auf. Ro nimmt sich endlich Zeit für ein klärendes Gespräch mit Quark. Es ist bereits seit Beginn des „Deep Space Nine“-Relaunches klar, dass Quark eindeutige romantische Gefühle für Ro hat. Immer deutlicher wurde aber auch, dass Ro diese kaum erwidert und in Quark „nur“ einen guten Freund sieht. Diese Spannung wurde in letzter Zeit immer offensichtlicher und riskierte diese Triebfeder des Relaunches unglaubwürdig zu machen. Ro sucht hier endlich ein klärendes Gespräch, das sehr überzeugend gerät.

Kira wiederum ist auf einmal in der Situation, in der sie sich an ein anderes Leben mit Altek erinnert und dennoch in unserer Gegenwart in einer (Fern)Beziehung mit Odo lebt. Auch diese Aufschlüsselung ist sehr gut gelungen. Selbst wenn Kiras Handlungsmomente nicht wirklich für spannende Momente sorgen, so ist ihre emotionale Seite sehr gelungen.

Die Geschichte um Vic und Morn ist unterhaltsam und kann am Ende gar etwas Spannung aufbauen. George III gelingt es geschickt, die beiden Abwesenheiten miteinander zu verknüpfen. Außerdem erscheinen Nog und Quark in ihrer Determination, ihre Freunde wiederzufinden, sehr überzeugend. Lustigerweise sind sich Onkel und Neffe dabei ausgesprochen ähnlich, obwohl sie sonst häufig ihre Unterschiede betonen. Letztlich gelingt es aber auch dieser Erzählung nicht, sich so in den Vordergrund zu spielen, dass sie den Roman tragen könnte. Natürlich ist es schön, dass jetzt wieder mehr Figuren auf Deep Space Nine leben, nur bräuchte es auch wieder interessante Einfälle, was man mit diesen Figuren machen könnte.

Und so erscheint es einmal mehr als sei die durch die „Destiny„-Trilogie notwendig gewordene Aufräumarbeit auf Deep Space Nine nun endlich abgeschlossen. Das Team ist jetzt noch etwas größer geworden, viele Verwirrungen konnten aufgeklärt werden und George III hat in den kommenden Romanen hoffentlich die Muße sich wieder auf Geschichten zu konzentrieren, die sich nicht wie eine Ansammlung an Nebenhandlungen anfühlen.

Fazit: „The Long Mirage“ entführt den Leser auf ein gemütliches und emotionales und gemütliches Deep Space Nine. Hier werden wieder einmal religiöse Unsicherheiten, Freundschaften und Beziehungen diskutiert. Das ist nett zu lesen, ist handlungs- und erzähltechnisch aber weitgehend belanglos. Wer die vorherigen Romane des Relaunchs kennt und schätzt wird streckenweise gut unterhalten, für alle anderen ist dies ein weiterer durchschnittlicher Roman, der die Hoffnung auf eine bessere und vor allem temporeichere Zukunft des Relaunchs nährt.

(Trekzone-)Bewertung: 2,5 / 5 Punkten

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