Ende der Schonzeit (ARD-Radiotatort)

Eine Spaziergängerin findet den grünen Landtagsabgeordneten Max Mayer tot im Pfaffenwald. Er ist von einem Hochsitz gestürzt. Kommissar Finkbeiner kehrt nach einer schweren Dienstverletzung zeitgleich zu seinem Arbeitsplatz zurück. Er ist noch auf einen Rollstuhl angewiesen und kann daher nicht vor Ort ermitteln, ob der Tod des Abgeordneten tatsächlich ein Unfall war. Das übernimmt seine Kollegin Brändle. Bei Finkbeiner gehen dennoch immer mehr Zeugenaussagen ein, die alle einen Schuss zum Todeszeitpunkt des Abgeordneten vernommen haben. Da sich Mayer mit einer neuen Jagdnovelle die Feindschaft einiger Jäger auf sich gezogen hat, ist ein Mord nicht mehr auszuschließen.

Finkbeiners Rückkehr sorgt für eine Interessante Konstellation. Der sonst an die aktive Ermittlung gewöhnte Kommissar muss Zeugenaussagen von eigenständig zum Präsidium kommenden Bürgern aufnehmen. Dabei wird deutlich, dass diese Art der Zeugenbefragung nicht Finkbeiners Stärke ist. Da er die Zeugen nicht, wie sonst, selbst ausgewählt hat, merkt man ihm die anfängliche Skepsis bei jedem Gespräch deutlich an. Das ist nicht der einzige unterhaltsame Aspekt dieses Handlungsstrangs: Im Pfaffenwald hielt sich zu dem Todeszeitpunkt Mayers eine halbe Schulklasse auf, die durch ihren umweltbewussten Lehrer aus verschiedenen Gründen abends im Wald waren. Darunter auch einige Mädchen, die nicht nur aus Umweltschutzgründen an dem Lehrer Interesse haben. Aus diesen Gesprächen gelingt es Finkbeiner auf für den Zuhörer unterhaltsame Weise wichtige Hinweise für Brändle herauszuarbeiten.

Der Tathergang war allerdings alles andere als eindeutig. Am Ende gelingt es den Ermittlern daher auch nicht den wahren Verantwortlichen für Mayers Tod alle ihre Taten nachzuweisen. Auf dem Weg dorthin warten auf Brändle und ihre Mitarbeiter eine Radiotatort-typische Familientragödie und ein furchteinflößendes Jäger-Power-Pärchen. Im Finale der Rekonstruktion Finkbeiner und Brändles treffen diese beiden Motive aufeinander, was dem Fall ein zufriedenstellendes und bewegendes Ende verschafft.

Nicht ganz gelungen ist jedoch, dass mit der Aufklärung auch Finkbeiner seine Schussverletzung aufarbeiten muss. Diese Szene steht im Raum, ohne dass sie überzeugend aufgelöst wird. Sie wirkt gezwungen: Besser wäre es gewesen, man hätte den gesamten Krimi auf dieses Trauma geschrieben. Dass das Thema über die gesamte Laufzeit eine Rolle spielt und um am Ende nur kurz erwähnt wird, ist schwach.

Insgesamt ist „Ende der Schonzeit“ aufgrund der überzeugenden Melange aus Familiendrama, Schulkomödie und brutalem Interessenegoismus sowohl ein spannender und unterhaltsamer Fall der Stuttgarter Ermittler.

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