A Civil Campaign (von Lois McMaster Bujold)

„A Civil Campaign“ ist die direkte Fortsetzung des Kriminalromans „Komarr„. Miles klärte hier eine Verschwörung Komarrischer Nationalisten auf. Im Laufe der Ermittlungen kam der Gatte der Vor-Lady Ekatrin ums Leben während sich Miles unglücklicherweise gleichzeitig in Ekatrin verliebte. Nun sind beide nach Barrayar zurückgekehrt, wo auf einmal die Schranken jahrhundertealter barrayanischer Traditionen zwischen ihnen stehen. Gleichzeitig sind beide in die Hochzeitsvorbereitungen Imperator Gregors involviert. Das wäre aber noch nicht alles: Angesichts der Abwesenheit seines Vaters, vertritt Mike die politischen Interessen der Vorkosigans. Just in dieser Zeit kommt es zu zwei „interessanten“ Streitigkeiten um Provinztitel und Sitze im imperialen Rat. So wechselt zum Beispiel eine Vor-Dame ihr Geschlecht, um dem nächsten Erbe den Titel  und Ratssitz streitig zu machen. In dem starren Barrayar sind solche Ereignisse selbstverständlich Minenfelder – und so überrascht es nicht, dass Miles unfreiwillig in die politischen Auseinandersetzungen gezogen wird und just des Mordes an Ekatrins Gatten beschuldigt wird. Da die Vorgänger absoluter Geheimhaltung unterliegen, steht Miles auf einem Schlachtfeld, auf dem er sich nicht wehren darf.

Die Zusammenfassung des Handlungsbeginn zeigt bereits, dass „A Civil Campaign“ angesichts actionreicher oder nachdenklicher „Barrayar“-Romane etwas aus der Reihe fällt. Es geht hier um die Hochzeit Gregors, die komplizierten Liebesbeziehungen von Miles und seinem Halbbruder Mark sowie zwei kleinere politische Streitigkeiten. Doch wie in klassischen Familienromanen macht Bujold daraus ein großes Vergnügen: In diesem Roman steht der Humor im Mittelpunkt, der von der ständigen Konfrontation zwischen Barrayars Wertvorstellungen und den beiden neuen, sehr unkonventionellen Counts aber auch von einer urigen Geschäftsidee Marks lebt.

Gleichzeitig konzentriert sich der Roman aber auch auf die Gefühle seiner Protagonisten. Miles ist Ekatrin völlig verfallen. Das ist kein Wunder, in der Serie schwärmt Miles immer wieder auf äußerst übertriebene Weise von seinen weiblichen Mitstreiterinnen. Diesmal ist er jedoch besonders gereizt, was zu einigen unterhaltsamen Szenen mit seinem Halbbruder Ivan fühlt. Bujold gelingt es nicht wirklich, den Unterschied zwischen Miles Liebe zu Ekatrin und seiner Liebe zu früheren Frauen, wie z.B. Quinn, deutlich zu machen. Der einzige Unterschied bleibt bis zum Schluss, dass Miles von Ekatrin bedingungslos zurück geliebt wurde (Quinn liebte schließlich in erster Linie sein Alter Ego Admiral Naismith und nicht den Vor-Lord Vorkosigan). Diese Liebe muss sich jedoch erst einmal entwickeln. Und wie Ekatrin sich langsam aber sicher ihrer Gefühle für Miles bewusst wird, ist in diesem Roman sehr gut dargestellt.

Die politische Auseinandersetzung ist in diesem Roman hauptsächlich Kulisse. Trotzdem ist sie eine clevere Art, dem Leser Barrayar nach langer Abwesenheit seiner Protagonisten (mit der Ausnahme von Memory) wieder näher zu bringen. So ist sie zwar auf der einen Seite die Rechtfertung für die seichteren Liebeshandlungen. Auf der anderen Seite verliert man sich aber gerne wieder in den politischen Ränkespielen des wunderbar aus der Zeit gefallenen, zwischen Moderne und Archaismus zerrissenen Planeten der Vors. Außerdem führt dieser Handlungsstrang zielsicher auf ein cleveres und mit einigen Slapstickelementen genau in den Roman passendes Finale zu.

Trotz des teilweise seichten Inhalts bietet „A Civil Campaign“ eine wunderbare Liebeskomödie vor politisch-reaktionärer Kulisse. Anders als vorherige Barrayar-Romane bietet das keine atmosphärisch dichte Balance zwischen Action und Tiefgang sondern eine willkommene und unterhaltsame Abwechslung durch Liebesirrungen und politischen Verwirrungen

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