Raumkapitän Sun Tarin (von Alfred Bekker)

Kapitän Sun Tarin soll für die Kridan einen Brückenkopf innerhalb der Solaren Welten erobern. Der Fokus liegt auf dem Tau Ceti System. Dies hat für die Kridan eine besondere Bedeutung. Hier stießen sie einst erstmalig auf die Menschheit. Aus ihren Augen beobachteten die vogelartigen Besucher dabei ein brutales Verbrechen: Die Bewohner der Kolonie ernährten sich von dem Fleisch von intelligenten Vögeln. Auch für Miles Jennings, den Bordarzt der Sternenfaust, ist seine Heimate Tau Ceti ein Rotes Tuch. Denn seine Eltern und Großeltern waren maßgeblich daran beteiligt, die Erkenntnis über die Intelligenz der Vögel geheim zu halten.

Der Titel verspricht einen Roman, der dem Leser die wichtige Nebenfigur der Serie „Sternenfaust“ Sun Tarin näher bringt. Das ist nicht ganz richtig. Viel mehr lernt man hier nämlich über den Bordarzt der Sternenfaust Miles Jennings. Die Geschichte von Tau Ceti ist in erster Linie die Geschichte seiner sehr autoritär regierenden Familie, mit der er einst brach. Dazu gesellt sich die Biographie des Forschers, der die Intelligenz der Schlachtvögel entdeckt hat und dessen Erkenntnisse jahrelang unterdrückt wurden. Zeitweise fühlt sich das an wie ein Etikettenschwindel.

Doch die Erzählung weiß durchaus zu überzeugen. Die Vögel haben ihre natürlichen Feinde überlebt. Was zunächst ein Grund zur Freude war, stellte sich rasch als trügerisch heraus. Ohne Feinde vermehrten sie sich rasend schnell und litten unter Hunger. Dadurch entwickelte sich eine Selbstmordkultur, um das natürliche Gleichgewicht beizubehalten. Die Menschen und ihre Schlachthäuser wurden daher als Erlösung gesehen, da sich die Vögel nun nicht mehr selbst umbringen mussten, sondern auf die Willkür der Menschen vertrauen konnten.

Dennoch ist die Schlachtung natürlich eine moralisch fragwürdige Praktik, zumal die Menschheit das Problem der Überbevölkerung auch anders hätte lösen können. Die Familie Jennings unterstützte die Schlachtung auch zunächst aus Versorgungsgründen. Als andere Alternativen bereit standen, blieben lediglich politisch-symbolische Gründe, um weiterhin auf das Vogelfleisch zuzugreifen. Dieses verwerfliche Handeln kostet die Menschheit einen hohen Preis: Aufgrund dieser Praktiken ist der Hass der Kridan auf die Menschheit ungezügelt.

 

Sun Tarin und sein Großvater haben natürlich auch eine Rolle in dem Roman. Letzterer führt die erste Erkundungsmission in Tau Ceti durch, ersterer attackiert das System schließlich, um dort einen Brückenkopf einzurichten. Diese Handlungsstränge sind unterhaltsam, tragen aber nur wenige neue Facetten zu Sun Tarins Charakter bei.

Alles in allem ist der Roman deutlich besser als seine zuletzt sehr schwachen Vorgänger. Allerdings sorgen die vielen Handlungsstränge und Rückblenden dafür, dass keine Handlungsebene in der Tiefe behandelt werden kann. Das ist schade, denn gerade die moralischen Probleme der Schlachtung intelligenter Wesen, um zu überleben, hätte durchaus das Potenzial für eine umfangreichere Handlung geboten.

 

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