Zusammenbrüche (von Keith R. A. DeCandido)

Inhalt: Nach den verlustreichen Ereignissen in „Feuersturm“ wird Captain Gold von jeder Verantwortung freigesprochen. Obwohl ihm damit juristisch attestiert wird, dass er während der Krise richtig gehandelt hat, fühlt er sich weiterhin schuldig. Im Kreise seiner Familie schöpft er die Kraft, um in der Folge den Angehörigen der Opfer sein Mitleid auszusprechen. Commander Gomez betrauert derweil vor allem ein Opfer: Ihren Partner Duffy.

Kritik: „Breakdowns“ ist der vierte und letzte Teil der Aufarbeitung der „Feuersturm„-Katastrophe. Obwohl er sich auf die beiden Charaktere konzentriert, die am meisten unter den Ereignissen leiden, ist es der schwächste Teil. Die Novelle steuert zielstrebig auf eine Konfrontation zwischen Gomez und Gold zu. Diese Auseinandersetzung ist allein jedoch viel zu wenig, um die Novelle zu tragen.

Das bedeutet nicht, dass der vorliegende Text schlecht ist: Sowohl Golds als auch Gomezs Trauer sind sehr gut getroffen. Für Gold ist eine Familienzeremonie der Schlüssel, um wieder Kraft für seinen weiteren Weg zu tanken. Die dabei bestehende Dynamik zwischen einzelnen Familienmitgliedern ist sehr einfühlsam beschrieben. Gold Erholung geht dadurch überraschend schnell: Die Stärke seiner Familie baut ihn auf. Gleichzeitig vergibt DeCandido hier aber auch eine Chance etwas mehr über die Familie der Golds zu erfahren. Stattdessen erlebt man eine atmosphärisch nette Plauderrunde, ohne substanzielle Informationen. Es erscheint immerhin glaubwürdig, dass Gold aus diesen Interaktionen Stärke zieht.

Auch Gomez Trauer und ihr Aufenthalt bei ihren Eltern sind überzeugend dargestellt. Auf das Drängen ihrer Schwester enthüllt sie ihrer Familie, dass Duffy ihr kurz vor seinem Tod einen Hochzeitsantrag stellte, den sie unbeantwortet ließ. Ungewollt gerät sie zwischen die Fronten ihrer ewig miteinander streitenden Mutter und Schwester. Dabei werden ihr von ihrer Schwester grausame, ihr Vertrauen verletzende Hypothesen an den Kopf geworfen. Obwohl diese Szene sehr gelungen ist, misslingt DeCandido die Aufarbeitung. Das missbrauchte Vertrauen wird nicht thematisiert, Gomez begibt sich umgehend zu der Konfrontation mit Gold. Das ist eine große verpasste Chance.

Die finale Konfrontation ebenfalls realistisch dargestellt, verpasst aber eine weitere Chance: Nur Gomez ist hier die schwache Person. Mit harten Aussagen gelingt es Gold die zweifelnde und vor allem verärgerte Gomez zur Rückkehr auf die DaVinci zu überreden. Diese Szene hätte man deutlich differenzierter darstellen müssen. So erscheint es, dass allein eine Familienfeier und eine liebende Gattin Gold Stärke geben, während Gomez nun einmal beides fehlt und sie deswegen ihre Trauer schwerer verarbeiten kann. Hätte Gold hier auch Schwäche gezeigt, hätten beide Protagonisten an Statur gewonnen.

Fazit: „Breakdowns“ ist eine ruhige Novelle mit sehr überzeugenden Trauerszenen. Bei der Verarbeitung der erlittenen Grausamkeiten bleibt die äußerst knappe Erzählung jedoch hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Bewertung: 3 / 5

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