Demystifying Dissertation Writing (von Peg Boyle Single)
|Ganz unprätentiös präsentiert Single ihr System zum Erstellen einer Doktorarbeit unter dem Titel „the Single System“. Dieser Titel steht nicht nur für ihren Nachnamen: Ganz im Sinne eines „streamlined Process“ ist in ihrer Herangehensweise alles auf das Schreiben der Doktorarbeit ausgerichtet. Singles Buch ist damit ein Plädoyer sich bei allen Aktivitäten während des Doktorstudiums darauf zu konzentrieren, was die jeweilige Tätigkeit zu der abschließenden Arbeit beitragen kann.
Ihr Buch enthält Ratschläge zu allen Phasen des Schreibprozesses und beginnt zusätzlich mit allgemeinen Tipps zu Betreuer-Studierenden Verhältnissen. Das Kernstück ist jedoch Singles Schreibsystem. Zentral ist hier jeden gelesenen Artikel auf die Relevanz für die Arbeit zu überprüfen, dies in regelmäßiger Schreibroutine sofort festzuhalten und Stück für Stück in mehreren Überarbeitungsschritten in einen zusammenhängenden Text zu verwandeln. Die Kernbotschaft ist ähnlich wie bei Bolker: Schreib täglich und regelmäßig und das Erstellen der Doktorarbeit wird deutlich leichter fallen.
Das ist einfach gesagt, doch im Alltag kommen immer wieder Aufgaben zwischen das Schreiben. Single hat darauf zwei Antworten: Sie glaubt erstens, dass Forscher mit Schreibblockade einfach noch nicht bereit sind zu schreiben. Stattdessen müssen sie mehr lesen bzw. Daten erheben. Allerdings bedeutet das für Single nicht, dass sie nicht schreiben. Sie argumentiert, dass jeder Forschungsschritt sofort schriftlich festgehalten werden sollte und dass in dieser Schreibroutine bereits der Grundstein für die Dissertation liegt. Zweitens weist sie darauf hin, dass Schreiben entgegen der landläufigen Meinung keinesfalls eine solitäre Aufgabe ist. Um den Schreibprozess in einen sozialen Kontext einzubetten, bietet sie mehrere Ratschläge, die sich in erster Linie um eine Schreibgruppe an der Fakultät drehen. Mithilfe simpler Überprüfungsmethoden (mehr oder weniger einem Schreibtagebuch) können Schreibprozesse standardisiert verglichen werden und Erfahrungen ausgetauscht werden. Die Beschreibungen aus Singles Erfahrung als Schreibtrainerin wirken tatsächlich inspirierend und regen dazu an, den eigenen Schreibstil zu überdenken.
In gewisser Weise ist das System darauf ausgerichtet, den letzten Schritt des Schreibprozesses, die Revision, besser zu gestalten. Aus Zeit- oder Müdigkeitsgründen kommt es häufig nicht zu diesem letzten Aspekt des Schreibens. Obwohl Single nur ein Kapitel auf die Überarbeitung von Texten verwendet, ist ihr ganzer Prozess, der Notizen in Zusammenfassungen und diese dann in Fließtexte verwandelt in gewisser Weise ein langer Revisionsprozess, indem erhobenes Material durchdacht wird. Die Revision gibt dem dann den notwendigen Feinschliff und stellt sicher, dass der Gesamteindruck eines Textes stimmt.
Natürlich gilt bei diesem Buch wie bei vielen anderen Ratgebern, dass viele Ratschläge selbstverständlich erscheinen. Doch die tägliche Schreibroutine, das Fokussieren auf kurze Schreibeinheiten statt langer Schreibttage, und vor allem Singles Bemühungen, Schreiben als sozial eingebetteten Prozess zu verstehen, sind inspirierend und geben durch ihren selbstkritischen Fokus viel Material den eigenen Schreibansatz zu hinterfragen.