Writing Your Dissertation in Fifteen Minutes a Day (von Joan Bolker)

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Natürlich kann man eine Doktorarbeit nicht in 15 Minuten am Tag schreiben. Bolker verschweigt in ihrem Titel, dass sie Doktoranden rät mindestens 15 Minuten am Tag zu schreiben. Dafür hat sie eine gelungene Metapher: Es ist ertragreicher und gesünder, über die Woche verteilt täglich an der Dissertation zu „snacken“ als ein oder zwei Mal die Woche daran zu „schlemmen“.

Doch die meisten Doktoranden kommen angesichts akademischer Kurse, Lektüre, Datenerhebung, Verwaltungsaufgaben und natürlich den Verlockungen des Privatlebens (und der zu säubernden Wohnung) kaum zum regelmäßigen Schreiben. Die Kernaussagen des Buches sind daher „schreibe täglich“, „fühl Dich wohl“ und „suche Dir Leute, die Dich unterstützen“. Bolker geht in ihrem Buch dafür auf die äußeren und inneren Schreibblockaden, Tipps zum täglichen schreiben und zum Umgang mit Betreuern und dem sozialen Umfeld ein. Die meisten Ratschläge sind genereller Natur. Natürlich gibt es einige praktische Anweisungen, aber Bolker betont, dass jede/r Nachwuchsforscher/in eine eigene Herangehensweise hat und diese herausfinden muss. Einzig die drei Kernaussagen des Buches sind nicht verhandelbar.

Neben einem intakten, den Schreibprozess fördernden sozialen Umfeld sieht Bolker die Entwicklung einer „Schreibsucht“ als zentral für eine erfolgreiche Dissertation (bzw. eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere). Dafür bedarf es der Einrichtung regelmäßiger Schreibzeiten, in denen die anderen Anforderung der akademischen Arbeit und des privaten Lebens ausgeblendet werden können. Bolkers wunderschöner Schreibstil schafft viel Motivation, sofort loszulegen und sich so schnell wie möglich eine „Schreibsucht“ anzuarbeiten. Das ist viel Arbeit und daher bietet Bolker dankenswerterweise für diesen Aspekt die konkretesten Ratschläge.

Zusätzlich regt das Buch dazu an, auf keinen Fall eine Scheu vor schlechten Sätzen in frühen Textversionen zu entwickeln. Regelmäßiges Schreiben bedeutet eben nicht, jeden Tag eine fertige Seite der Doktorarbeit vorzulegen. Stattdessen plädiert Bolker für das exzessive Schreiben früher Entwürfe, die im Anschluss (und durch das Streichen der meisten Notizen) in einen präsentablen Text umgewandelt wird. Bolkers versucht daher auch Selbstzweifeln im Schreibprozess Raum zu geben, indem sie dazu rät, Fragen offensiv ebenfalls in Entwürfe zu stellen. Schreiben ist dementsprechend nicht nur auf das wissenschaftliche Ergebnis ausgerichtet, sondern auch dazu gedacht, den Denkprozess zu konservieren.

 

Das Anfertigen einer Doktorarbeit muss ein täglicher, sozial eingebetteter Prozess sein. Dieses Argument verdeutlicht Bolker nicht nur sehr gut, ihrem Buch gelingt es, auch die notwendige Motivation für diesen Prozess zu wecken.

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