Vorstoß ins Niemandsland (von Alfred Bekker)

Vorstoß_ins_NiemandslandDie Menschheit hat vor zwei Jahren von der Gefahr durch die fanatischen Kridan erfahren, die in einem heiligen Krieg alle Völker unterwerfen, denen sie begegnen. Aus diesem Grund wurde ein umfangreiches Rüstungsprogramm beschlossen. Dennoch fehlt es an einer wichtigen Komponente: Das Star Corps weiß nicht, was sich im und hinter dem so genannten Niemandsland, dem Sternencluster am Rande der Solaren Welten und vor dem Kridan-Gebiet befindet. Aus diesem Grund wird eine Flotte aus Leichten Kreuzern, darunter die Sternenfaust, in die Region geschickt, um sie zu erkunden. In dem zu erkundenden System befindet sich der Planet Snowball, auf dem der junge Kridan-Kadett Sun Tarin vor kurzem Teil einer schiefgelaufenen Mission war. Er ist der einzige Überlebende und kämpft gegen tödliche, elektrische Vielbeiner dafür, dass dies so bleibt.

„Vorstoß ins Niemandsland“ möchte viel erreichen und schafft wenig. Zunächst einmal gibt es eine Reihe von Handlungssträngen. Die Kridan bereiten ihre Invasion der Solaren Welten vor und haben im System um den Planeten Snowball einen idealen Ort für einen Wertverbund gefunden. Doch die Mission auf Snowball geht aufgrund des Widerstands der Eingeborenen schief. Die Eingeborenen wiederum stellen sich als Nachfahren der J’ebeem heraus, die seit Jahrtausenden mithilfe eines spirituellen Verbundes überleben. Derweil werden in diesem Roman auch die Xabong eingeführt, Flügelwesen, die vor den Kridan fliehen und ein Bündnis mit der Menschheit eingehen möchten. Dazwischen fliegt die Sternenfaust und ihre Besatzung hin- und her und versucht aus diesem Mix ein Abenteuer zu konstruieren – ein Versuch, der misslingt.

Denn obwohl die vielen Handlungsstränge den Handlungsfluss befördern und das Lesetempo konstant hoch halten, ist man doch immer wieder überrascht, wie wenig tatsächliche Handlung der Roman aufweist. Es wird viel geredet, vor allem auf der Seite der Menschheit. Bekker versucht einigen Charakteren der Zaubermond- wie auch der Bastei-Heftserie etwas mehr Kontur zu verleihen. Das ist ein guter Versuch, vor allem Leslies Konflikt mit seinem von den Christophorer-Orden aufgenommenen Bruder ist streckenweise sogar recht gut gelungen. Hauptsächlich wirkt dies aber wie ein Versuch, die Handlung des Romans unnötig zu strecken. Vor allem da der eigentlich interessante Teil, die Entdeckung einer gescheiterten Mission auf Snowball und die Konfrontation zwischen der Sternenfaust und einem Kridan-Raumer unglaublich knapp und lieblos abgehandelt wird.

Die eigentliche Geschichte, Sun-Tarins Überlebenskamp gegen die Vielbeiner und die unspektakuläre Auseinandersetzung zwischen der Sternenfaust und den Kridan hätte auch locker in dem Umfang eines 65-seitigen Heftromans untergebracht werden können. Hierfür so etwas braucht es keine 256 Seiten.

Wie im Vorgänger kann immerhin die Darstellung einer primitiven (bzw. einst als J’ebeem nicht primitiven) Zivilisation auf Snowball überzeugen. Der Machtkampf, der dort stattfindet, mag zwar klischeehaft inszeniert sein, aber der fremdartige, mit Gedankenübertragung überlebende Verbund an Lebewesen ist nichtsdestotrotz faszinierend. Das ist mehr als man von der Haupthandlung sagen kann. Sie kann trotz eines guten Erzählflusses und einiger sympathischer Charaktermomente durch den Einsatzbeliebter Charaktere aus der Hauptserie aufgrund fehlender Handlungselemente nicht überzeugen.

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