Die erste Mission (von Alfred Bekker)

die_erste_missionDie Science Fiction Heftromanserie „Sternenfaust“ erschien von 2005 bis 2012 im Bastei-Verlag. Es war die erste Heftromanserie, die ich regelmäßig verfolgte. Von 2006 bis 2009 veröffentlichte der Zaubermond-Verlag zudem 12 ausführlichere Romane, die die Vorgeschichte des leichten Kreuzers Sternenfaust erforschten. Damals waren mir die Romane im Vergleich zu den Heftromanen zu teuer. Zu Weihnachten 2015 wurden die Restposten der Serie für 2€ das Stück verkauft, da der Verlag sich zunehmend von seinen gedruckten Werken verabschiedet und sich verstärkt Hörspielen zuwendet. Für mich ist das eine erstklassige Chance, noch ein letztes Mal in den Sternenfaust-Kosmos einzutauchen.

Commander Leslie und van Deyk stehen vor ihrem ersten Kommando. Jüngst hat das Star Corps zwei Prototypen einer neuen Leichten Kreuzer Klasse fertig gestellt: Die Sternenfaust und die Jupiter. Der sehr junge Admiral Rudenko hat dieses Projekt gegen starke Widerstände der Wirtschaftslobby, der nicht an einer Aufrüstung des Militärs der Solaren Welten gelegen ist, durchgedrückt. Viel hängt davon ab, dass die erste Mission der beiden jungen Commander erfolgreich verläuft. Dafür werden Leslie und van Deyk in ein System im sogenannten Niemandsland geschickt, in der der das Star Corps Schiff Cambridge verschollen ist. Ihre Mission gerät zum Desaster: Jemand hat ihre Schiffe sabotiert und in dem System stoßen sie auf Spuren einer bisher unbekannten Bedrohung.

Alfred Bekker gelingt es mit diesem ersten Teil des Sternenfaust Prequels eine gelungene Balance zwischen großer Inszenierung und einer klaren und kleinen Handlung zu schlagen. Auf der einen Seite skizziert er gekonnt die verschiedenen interstellaren Mächte der Serie. Die gerade erst zu den Sternen aufgebrochene Menschheit steht zum Beispiel vor der Entscheidung, ob sie in den Krieg zwischen J’ebeem und Starr eingreifen soll. Außerdem gibt es innenpolitische Auseinandersetzungen: Einige System sowie große interstellare Unternehmen versprechen sich keine Vorteile von einem starken Militär und intrigieren dagegen. Neben diesen sehr globalen Handlungen stellt Bekker die erste Mission der Sternenfaust und ihres Schwesterschiffes. Dies wirkt sehr klein gegenüber den großen interstellaren Entwicklungen. Gleichzeitig bietet dies dem Leser einen sehr direkten und erfahrbaren Einstieg in die Serie.

„Die erste Mission“ erzählt mit der in ihrem Umfang eher eingeschränkten Rettungsmission geschickt den ersten Kontakt des Star Corps mit den Msssarrr und den Kridan. Während die Gehirne sammelnden Msssarrr ein skurriles, grausames und bedrohliches Volks sind, sind die Kridan in ihrem religiösen Kreuzzug weniger skurril aber dafür nicht weniger grausam und bedrohlich. Vor allem letzteres Volk nimmt den größten Platz in den ersten 25 Bänden der Heftromanserie ein. Hier gelingt es Bekker einen sowohl dramatischen als auch persönlichen ersten Kontakt zwischen Menschen und Kridan zu präsentieren, der vor allem im Wissen um die folgenden Kreuzzüge in seiner Schlichtheit sehr überzeugend ist.

Verbunden wird diese Konfrontation mit einer faszinierenden Darstellung primitiver Bewohner auf einem Methanplaneten. In dessen Orbit wurde die Cambridge von den Msssarrr vernichtet, einige Rettungskapseln konnten dort landen. Die Darstellung dieser sich von Methan ernährenden Lebewesen ist außerordentlich gut gelungen und verdeutlicht im Zusammenspiel mit der gelungenen Darstellung der Msssarrr und der Kridan einmal mehr die für eine Heftromanserie überraschend große Fähigkeit der Serie, fremde Kulturen überzeugend darzustellen.

Andererseits wirkt die Rettungsmission gelegentlich überhastet und abgekürzt. Obwohl die Sternenfaust lange zum Beschleunigen und Abbremsen benötigt, sind ihre Bewegungen vor allem im letzten Drittel des Romans viel zu rasch. Hier hätte man sich die Zeit für eine ausführlichere Darstellung der Rettungsmission nehmen können. Der dafür notwendige Platz wird jedoch von unzähligen Anspielungen auf Charaktere der Hauptserie verwendet. Bereits auf der ersten Mission der Sternenfaust tummeln sich viele Fähnriche, die später eine zentrale Rolle in der Heftromanserie einnehmen werden. Auch Admiral Rudenko sowie einige Politiker und Wissenschaftler der Solaren Welten erhalten einen kleinen Auftritt. Vier Jahre nach der Einstellung der Serie hat man viele Charaktere natürlich nicht mehr direkt vor Augen, wodurch ihre Einführung hier interessant gerät. Doch mit dem Wissen um die meisten Protagonisten, wäre dieser Roman vermutlich etwas langatmig.

Wie die Heftromanserie, erfindet auch die Sternenfaust-Buchreihe die Science Fiction nicht neu. Gerade angesichts der derzeit publizierten Heftromanähnlichen Serien fällt jedoch sofort auf, mit welcher Balance in Sternenfaust bereits vom ersten Band an Grundlagen für lange, überzeugende Handlungsstränge gelegt wurde. „Die erste Mission“ ist als Vorgeschichte ein gut erzählter Roman, der geschickt das politische Umfeld der Serie abgrenzt, sich auf eine Kernkompetenz der Serie, nämlich die Darstellung fremder Kulturen, konzentriert und dabei zudem eine direkte und nahbare Rettungsmission schildert, in der der Leser die Hauptcharaktere der Serie kennen- und schätzen lernen kann. Für die meisten Leser dürfte dieser Auftakt ein ordentlicher Lesestoff sein, Fans der Serie wird wiederum ein regelrechtes Anspielungsfest geboten.

(Anmerkung: Tatsächlich sind die Zaubermond-Werke, die in der Regel nicht im Buchladen zu beziehen sind, vor allem für Fans der Bastei Heftromanreihen gedacht, die gewillt sind einen verhältnismäßig hohen Preis für ein immerhin schön gebundenes Buch mit Hintergründen zu Heftromanserien zu zahlen.)

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