Star Wars: Das Erwachen der Macht (II)

Nach dem ersten Eindruck der siebten „Star Wars“-Episode der weitgehend Spoiler-frei präsentiert wurde, folgt hier nun eine etwas Spoiler intensive Rezension des Films, die sich vor allem auf die kritischen Aspekte konzentriert, da die positiven bereits im vorherigen Teil hervorgehoben wurden.

„Das Erwachen der Macht“ ist eindrucksvolles Popcorn-Kino, das nicht nur überzeugendere Bilder als die Episoden I bis III liefert, sondern gleichzeitig das „Feeling“ der Originaltrilogie zurück auf den Bildschirm bringt. Der Humor, die Musik, die Charaktere sind nun wieder spürbar eine Einheit und lassen damit die gewohnte „Star Wars“-Atmosphäre auf dem großen Kinobildschirm entfalten. Der Film krankt jedoch an der Handlung, die ungewöhnlich und unnötig konservativ konzipiert wurde und an der geheimniskrämerischen Story.

Der Film zeichnet sich dadurch eine konservative Art aus, die unzählige Handlungselemente der Originaltrilogie übernimmt. Das beginnt bei der Heldenentwicklung, die auf einem Wüstenplanet startet und endet bei vielen kleinen Anspielungen auf die früheren Filme (allen voran im Millenium Falcon). Vor allem aber wird das zentrale Handlungselement wiederholt: Der First Order hat wie das Imperium einen neuen Todesstern erschaffen und dieser ist nun noch viel größer und noch viel gefährlicher als alle vorherigen. Dies ist nun bereits die dritte Superwaffe dieser Art die (auf relativ simple) Weise vernichtet werden muss – wie kommt es, dass das Imperium bzw. der First Order nichts aber auch gar nichts dazu lernt? Andererseits müsste man die Frage anders stellen: Warum glauben die Verantwortlichen, dem Zuschauer mit einer totalitären Waffe wie dieser wirklich überzeugen zu können?

Wäre es nicht an der Zeit gewesen, die Handlung anzupassen; aus einer Zeit in der riesige Imperien (wie im Kalten Krieg) die Welt bzw. Galaxis beherrschten zu holen und die Galaxis als einen Ort pluraler und vor allem widersprüchlicher Herrschaftszentren zu zeigen, in denen das Imperium mit den Rebellen (oder was davon übrig bleibt) ungefähr auf Augenhöhe konkurriert? Schließlich ist es letztlich absolut unrealistisch, dass der First Order ohne anständige Machtbasis, so ein Mammutprojekt wie den dritten Todesstern überhaupt finanzieren bzw. ausführen kann. Hier hätte man der Handlung eine aktuellere und vor allem realistischere Grundlage schaffen müssen.

Zuletzt lässt dies die Handlung unangenehm vorhersehbar erscheinen: Dem Riesenplaneten muss es ja an den Kragen gehen, da sich die Rebellion ansonsten von solch einer Schlappe kaum erholen könnte. Auf diese Weise wiederholt man den Gang der Originaltrilogie und reißt den Zuschauer nicht mit etwas Neuem mit. Das unterhält immer noch sehr gut, löst aber keine Begeisterungsstürme aus.

Die zweite große Schwäche ist die Unbestimmtheit und die Geheimniskrämerei um die Handlung. Zunächst stellt sich hier die Frage, was der First Order eigentlich möchte. Natürlich wird er von einem Sith angeleitet, der vermutlich seine Ordnungsvorstellungen hinsichtlich Rassen und Machtverteilung in der Galaxis durchsetzen möchte. Allerdings wird ihm das ja wohl kaum dadurch gelingen, dass er „mal eben“ die gesamte Republik vernichtet (wobei dabei unklar ist, worum es sich bei dem Gebilde eigentlich handelte, welche Planeten davon betroffen sind und was dieser Verlust nun eigentlich bedeutet – die Trauer des Widerstands hält sich schließlich in Grenzen). Möchte der First Order nun zerstören oder beherrschen und wenn es um letzteres geht, was beherrscht der First Order eigentlich? Diese Ambivalenz des Gegenspielers lässt den First Orders äußerst unbeeindruckten wirken.

Natürlich ist die Unbestimmtheit häufig eine Stärke der Originaltrilogie geworden. Vieles wurde der Fantasie des Zuschauers überlassen. Allerdings haben sowohl das Ende dieser Trilogie als auch die Episoden I bis III dafür gesorgt, dass man nun viel mehr über die weit entfernte Galaxis weiß als noch in Episode IV. Dementsprechend erwartet man auch etwas mehr Fundierung: Was ist mit der Rebellion geschehen, dass sie die Zerstörung des Imperiums nicht für sich nutzen konnte? Warum ist die Republik so schwach und ambivalent zwischen dem First Order und dem Widerstand? Liegt das alles an dem Versagen der Jedi-Ritter um Luke Skywalker oder gibt es dafür andere Gründe (s. Machtbereich des First Orders sowie dessen Vorgeschichte)? Wenn einige Rezensenten anmerken, dass die Frage, was zwischen Episode VI und VII geschehen ist, geradezu der interessanteste Aspekt der etwas dünnen Handlung ist, dann haben sie damit gar nicht mal Unrecht. Nur: Darüber erfährt man nichts.

Stattdessen erfährt der Zuschauer lediglich etwas über die verschiedenen Familienbande allen voran, dass Han und Leia scheinbar als Eltern eine denkbar schlechte Rolle abgeben haben und einen willigen Diener eines noch unbekannten Sith-Herren geschaffen haben. Dabei sieht man wie zwei unscheinbare Charaktere sich dagegen auflehnen und eine davon von der Macht auserwählt wird. Außerdem wird der neue Todesstern zerstört und Luke Skywalker gefunden. Das ist nicht viel für eine Episode, die zumindest einen kleinen Vorgeschmack auf den kommenden Teil geben sollte. Vor allem aber wissen die Familienbande, die nun bereits in dem ersten Teil der Trilogie weitestgehend enthüllt worden, nicht zu überzeugen: Sie entwickeln keine Spannung für die Folgeepisoden wie es noch in Episode V geschehen ist.

Insofern sorgt ausgerechnet die Unbestimmtheit der Handlung dafür, dass nach dem Sehen des Filmes der Eindruck einer willkürlichen Wiederholung und Montage frühere Storyelemente zurück bleibt. Hier hätte man viel mutiger sein müssen,¹ um wirkliche Begeisterung zu erwecken. Der Film verpasst somit die Chance, die Handlung zu modernisieren, ihren mythischen Kern zu behalten und neue Handlungswege zu bestreiten. Er präsentiert alten Wein in neuen Schläuchen und ist eine einzige, lange Einleitung in eine neue Trilogie, deren Inhalt erst mit dem zweiten Teil richtig festgelegt wird.

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¹An diesem Punkt amüsiere ich mich immer über die Formulierung, die ich glaube in der FAZ gelesen habe, dass die Episoden I bis III angesichts von Episode VII äußerst kreativ erscheinen!

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