An Rhodans Grab (von Andreas Eschbach / Die falsche Welt 2/4)
|Einführende Worte zu meinen Erfahrungen mit Heftromanen und Perry Rhodan habe ich in dem Beitrag zu dem vorherigen Band verfasst, der hier zu finden ist. Kurz zusammengefasst: Obwohl ich unterhaltsame und leichte Heftromanskost sehr gerne lese, bin ich mit der langatmigen und teilweise langsamen Erzählweise der Perry Rhodan-Serie nie ganz warm geworden. Der Mini-Zyklus „Die falsche Welt“ bietet jedoch die Gelegenheit, einmal mehr in das Perry Rhodan-Universum hineinzuschnuppern.
Atlan und einige Mitstreiter stecken in einer tausend Jahre entfernten Zukunft fest, in der sich das atoopische Tribunal durchgesetzt hat und mithilfe des Matans die Milchstraße beherrscht. Dadurch ist zwar ein Frieden zwischen den vielen Völkern dieser Galaxie garantiert, doch der wird damit bezahlt, dass die Handlungs- und Meinungsfreiheit deutlich eingeschränkt ist. Außerdem werden einige Völker, wie zum Beispiel die Terraner, deutlich bevorzugt behandelt. Im VORHERIGEN TEIL erfuhr Atlan, dass er mehr Informationen an Perry Rhodans Grab erhalten würde. Insofern machen sich Atlan und seine Begleiter auf den Weg ins Sol-System, um das Grab zu besuchen.
„An Rhodans Grab“ ist ein kurzweiliger Roman, da er aus einer Aneinanderreihung vieler, in sich spannender Szenen besteht. Zwei Mitstreiter Atlans lassen in einer Raumstation ihr Leben. Atlan kämpft sich mühsam ins Sol-System vor, um den Seher, den er dort treffen soll, bereits kurz danach zu verlieren. Und nebenbei wird ein Geschichtsstudent, der die offizielle Lesart des Matans bezweifelt, von diesem mächtigen Herrscher besucht und wieder vom wahren Weg bekehrt. Das erscheint dicht erzählt, übertüncht jedoch nur, dass dieser Roman letztlich keine Informationen liefert, die nicht schon im vorherigen Roman enthüllt wurden.
Zunächst einmal sind weder das langwierige Eindringen in das Sol-System noch der unnötige Tod zwei der vier wichtigsten Begleiter Atlans wirklich wichtig für die Handlung. Sie nehmen viel Platz in dem Roman ein und vor allem erstere Handlung gibt weitere Eindrücke der Abschottung des lemurischen Regimes, letztlich handelt es sich jedoch um Füllmaterial. Auf der Erde selbst bringt Atlan kaum etwas Neues in Erfahrung. Für die weitere Handlung ist lediglich wichtig, dass er technische Elemente des auf einem Mond versteckten Richterschiffes benötigt. Dies sollte die erste Priorität sein, um anschließend weiter die Heimat der Richter zu erforschen und zu erfahren, wie diese grausame Zeitlinie verhindert werden kann. Stattdessen folgt Atlan der Einladung des Sehers. Da diese öffentlich ausgesprochen wurde, ist es absolut klar, dass er dabei direkt in eine Falle läuft. In der Folge entpuppt sich der alte Seher als absolut unnötiges Handlungselement: Er trägt inhaltlich nichts zu Atlans Kenntnisstand bei. Lediglich das mysteriöse und unrealistisch mächtige Schiff des sterbenden Sehers könnte in der Folge dabei helfen, an die technischen Ersatzteile zu kommen. Außerdem verfügt der Junge Germo Jobst, der den Seher begleitete, über einige beachtliche Fähigkeiten, die in der Folge von Nutzen sein könnten. Für beide Elemente hätte es allerdings nicht das Konzept eines abstrusen Sehers gebraucht, der weder eine tragende Rolle spielt noch eine interessante Herkunftsgeschichte aufzuweisen hat, sondern in erster Linie zum Sterben in die Handlung geschrieben wurde.
Darüber hinaus ist der Roman weiterhin nicht besonders einsteigerfreundlich. Während man sich an viele Begriffe durch den vorherigen Roman gewöhnt hat, enthält dieser zweite Teil Überraschungen bereit, die sich für den Laien-Leser kaum erschließen. Ein Beispiel ist die Tatsache, dass der angeblich so mächtige Matan sich mit einem Meister der Insel berät. Davon gehört mag man haben, was dies bedeutet, ist jedoch unklar. Hier (und an anderen Stellen) hätte man sich durchaus für ein oder zwei erklärende Sätze entscheiden können.
Immerhin, der Roman wird mit einem überzeugenden Cliffhanger abgeschlossen: Während Atlan und Mitstreiter zwangsmäßig eine Pause in ihrem neuen, gerade regenerierenden Raumschiff machen müssen, greift eine Agentin des Matans das Schiff auf. Wie dies weitergeht, verrät der nächste Roman. Nach der Hälfte der Handlung kann man daher sagen, dass „Die vergessene Welt“ inhaltlich alles andere als überzeugend ist, dafür aber mit einem erzählerischen Trick das Interesse am kommenden Teil aufrechterhält.