Willkommen im Tamanium (von Andreas Eschbach / Die falsche Welt 1/4)

pr2812Perry Rhodan ist die wohl bekannteste deutsche Sciencc-Fiction-Serie. Mit über 2800 Heften hat sie einen beachtlichen Umfang und kann dementsprechend auf eine komplexe Vorgeschichte sowie einige Tausend Serienjahre zurückblicken. Ich habe mehrfach versucht, mit Perry Rhodan warm zu werden. Dabei habe ich zum Beispiel die Hauptserie versucht, aber mich auch durch Perry Rhodan Action und die Beginne von Perry Rhodan Neo gearbeitet. Nie war ich so überzeugt wie von vergleichbaren, aber deutlich bodenständigeren Serien wie Sternenfaust oder Heliosphere 2265. Ab und an versuche ich aber dennoch der Serie noch eine Chance zu geben.

Diese Chance scheint es nun zu geben: Die Hefte 2812-15 bilden einen abgeschlossenen Mini-Zyklus mit dem Titel „Die falsche Welt“. Zwei der Romane sind von dem bekannten Autor Andreas Eschbach verfasst. In den kommenden vier Wochen werde ich diese Romane lesen, mal schauen ob der Anschluss an die „größte Science-Fiction-Serie“ diesmal klappt.

Obwohl angeblich in sich abgeschlossen, steht „Die falsche Welt“ doch bei weitem nicht für sich allein. Stattdessen ist die Handlung in den derzeit laufenden Zyklus, „Die fernen Lande“ eingebunden. Aus den Informationen im Heft geht hervor, dass die Milchstraße und die Menschheit zwar in Frieden leben. Dies sei aber nur dadurch bedingt, dass die gesamte Galaxis unter der Herrschaft des Atopischen Tribunals steht. Perry Rhodan versucht in der Vergangenheit herauszufinden, was es mit den Richtern dieses Tribunals auf sich hat. Atlan wiederum konnte ein Richter-Raumschiff erobern und ist auf dem Weg zu der Heimatwelt der Richter. Dabei durchqueren sie die Synchronie, in der Zeit und Raum verschwimmen. Auf ihrer Reise wird die ATLANC von einer Falle aufgehalten. Mit seinen Begleitern strandet Atlan über tausend Jahre in der Zukunft der aktuellen Handlung. Hier erlebt er eine Zeitversion, in der die Richter sich durchgesetzt haben und endgültig über die Milchstraße herrschen.

Der Roman gliedert sich in drei Ereignisstränge. Zunächst gerät die Besatzung der ATLANC in die Falle, kann sich danach nur mit Mühe daraus befreien und lernt in einem dritten Schritt mehr über das „Tamanium“, das sich als wiederauferstandenes und von den Terranern dominiertes lemurisches Imperium entpuppt. Das ist relativ ereignisreich, aber an einigen Punkten äußerst unbefriedigend: Mal kann sich die ATLANC (mit etwas Mühe) gegen hunderte an Raumschiffen zumindest vorübergehend zur Wehr setzen, am Ende reicht ein Schiff um Atlan Schweißperlen auf die Stirn zu treiben. Außerdem landet Atlan nicht wie angekündigt in einer „falschen Welt“, sondern schlicht in einer Zukunft, in der er sich nicht durchgesetzt hat.

Diese Zukunft ist durchaus interessant. Die Richter haben seit Jahrhunderten Frieden in der Milchstraße garantiert. Doch der Frieden, das wird am Ende deutlich, ist nur dadurch gesichert, dass einige Völker anderen vorgezogen werden und dass das Selbstbestimmungsrecht selbst der durchsetzungsstarken Völker stark beschränkt ist. Die Debatte über die Vor- und Nachteile dieser Regierungsformen wird zwar geführt, verharrt aber auf einem äußerst stereotypen Niveau (indem Atlan zum Beispiel anführt, dass auf einem Planeten tausend Wesen bekannten trübselig zu sein – bei Billarden Wesen in der ganzen Milchstraße).

Spannung wird nur an wenigen Stellen aufgebaut. Das sind zum einen die beiden bereits erwähnten Kampfszenen. Allerdings sind die ersten Momente des Zurechtfindens im Tamanium ebenfalls interessant. Sobald die Szenerie jedoch aufgedeckt ist, macht sich die erste (kleine) Enttäuschung breit: All die lange Vorgeschichte, die Flucht, die Hälfte des Bandes diente lediglich dazu, die Bühne zu betreten. Das hätte schneller passieren, nämlich in der ersten Hälfte der Erzählung, können sodass noch Platz für eine Handlung geblieben wäre. Stattdessen hört Atlan lediglich einem merkwürdigen Seher zu, der ihm rät zum „Grab Rhodans“ zu gehen, wohin er nach einer weiteren Flucht auch aufbricht.

Dadurch ist „Willkommen im Tamanium“ zwar ein stimmig zu lesender Anfang, der sich jedoch mit kleinen Handlungsschwächen und einer dünnen inhaltlichen Ebene herumschlägt. Das ist unterhaltsam, doch wenn das inhaltliche Tempo nicht anzieht wird von den vier Teilen der „falschen Welt“ wenig zurückbleiben.

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