Die andere Seite (Heliosphere 2265 – Band 13)

helios13Die Hyperion ist durch einen Zeittunnel nicht nur in die Zukunft geraten, sondern auch noch in einer alternativen Zeitlinie. Wobei man sich angesichts der Enthüllungen des vorherigen Romans gar nicht sicher sein kann, welche Zeitlinie nun eigentlich alternativ und welche original ist. Doch anstatt die komplizierten Ereignisse noch weiter auszuführen, schaltet „Die andere Seite“ erst einmal einen Gang zurück. Die Hyperion ist eingekreist von feindlichen Schiffen. Es bedarf der Kreativität der gesamten Mannschaft um den im Koma liegenden Captain Cross, um aus dieser Situation herauszukommen. Derweil wird das Schiff auf der anderen Seite des Tunnels für zerstört gehalten. Hier gilt es für die Rebellen, ihren fragilen Staat mit einer Verfassung und einer zivilen Regierung zu konsolidieren, um dem Imperator Sjöberg eine freiheitliche Alternative entgegensetzen zu können.

Der zweite Heliosphere-Zyklus beginnt mit einem bodenständigen und doch alles andere als ruhigen Roman. Während in Omega langatmig (und langweilig) die Ereignisse der vorherigen elf Roman noch einmal nacherzählt und erklärt wurden, die Handlung sich dabei in gigantischen Zusammenhängen verstrickte und es nur am Ende noch zu etwas neuer Handlung reichte, erzählt Andreas Suchanek in „Die andere Seite“ eine grundständige Geschichte.

Die Hyperion muss aus dem System, in dem sie angekommen ist fliehen, sonst wird sie die Informationen, die die Mannschaft benötigt, nicht erhalten. Gleichzeitig ist eine wichtige Errungenschaft der vorherigen Zeitlinie rückgängig gemacht worden: Captain Cross Killchip ist nicht mehr ausgetauscht und somit wieder aktiviert. Der Captain fällt damit für einen großen Teil der Handlung aus und die Rettung desselbigen nimmt viel Platz ein. Die Operation und Cross‘ anschließender Genesungsprozess bauen zwar nicht viel Spannung auf, bringen aber wieder etwas Ruhe in die Handlung. In diesen ruhigen Momenten merkt man, dass die Serie diese nötig hatte.

Bis zum Ende wir dennoch ein ordentliches Maß an Spannung aufgebaut. Anscheinend hat der Imperator Sjöberg in dieser Zeitlinie nicht nur die Killchips in die Köpfe all seiner Soldaten einbauen lassen. Hier wissen die Betroffenen zudem gar nichts von der Bombe, die sie in ihrem Kopf tragen. Die Enthüllungen dieser Tatsache ermöglicht der Hyperion am Ende die Flucht, aber erst nach einer Verfolgungsjagd und einer aufgeladenen Konfrontation zwischen Cross und einem imperialen Captain.

Dass die Rebellen in der ursprünglichen Zeitlinie damit beginnen, sich staatliche Strukturen zu geben, ist sehr gut. Sie sind theoretisch auf verlorenem Posten. Der Imperator verfügt über beinahe unendlich größere Ressourcen als die Rebellen, die er zudem ohne Skrupel einsetzen kann. Die Rolle der Zukunftsrebellen, die im Austausch für die Hyperion in diese Zeitlinie geraten sind, ist noch lange nicht geklärt. In dieser Situation braucht es Strukturen, um die Hoffnung noch aufrecht erhalten zu können. Ein geschickter Schachzug sind die Verfassung und die anstehende Wahl einer zivilen Regierung aber auch, da dies sicher für einen guten Handlungsstrang sorgen wird.

„Die andere Seite“ ist ein solider Auftaktband für den zweiten Zyklus der Serie. Er zeigt, dass „Heliosphere 2265“ selbst in einer bisher kaum bekannten Zeitlinie ordentliche und gute Geschichten erzählen kann. Natürlich gibt es am Ende des Romans bereits Andeutungen, welche weiteren Informationen für die Handlung noch wichtig sein werden. Der Leser muss ja schließlich dazu bewegt werden, sich auch den folgenden Band zu kaufen. Aber selbst das Ende ist im Vergleich zu den vorherigen Bänden deutlich unaufgeregter.

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