A Storm of Swords (von George R. R. Martin)

storm-of-swords„A Storm of Swords“ schließt nahtlos an den Zusammenstoß der Könige an. Die größten Schlachten sind geschlagen, doch noch immer konkurrieren Robb Stark, im Norden, Joeffrey Lannister, in King’s Landing sowie Stannis Baratheon miteinander, während Daenerys Targaryen auf dem Kontinent eine Armee erhebt, mit denen sie die sieben Königreiche erobern kann. Zu Beginn des Romans ist kein einziger König in der Lage, alle anderen oder auch nur einen der anderen in seine Schranken zu verweisen. Alle lecken ihre Wunder und suchen mehr oder weniger verzweifelt nach weiteren Optionen, ihre Konkurrenten auszuschalten. Derweil steht die Wache des Walls im Norden unter starkem Druck, der Wall wird sowohl von Wilden als auch von mysteriösen, nicht zu tötenden Wesen.

Der dritte Roman des „Lied von Eis und Feuer“ hat wie seine Vorgänger einen enormen Umfang von über 1000 Seiten. Normalerweise halte ich es für einen Betrug, solche Bände bei der Übersetzung zu teilen. Schließlich kann man dann in der Regel das Doppelte verlangen. Bei diesem Buch kann ich die Entscheidung der deutschen Übersetzer jedoch verstehen: Es ist zu lang. Allerdings, funktioniert eine Teilung vermutlich nicht richtig.

Denn das Problem dieses Buches ist, dass es nicht wirklich in Fahrt kommt. Die Handlung mag clever konstruiert sein, sie basiert aber auf viel zu vielen Personen. Gerade zu Beginn vergehen regelmäßig hundert Seiten, bevor ein Handlungsstrang wieder aufgegriffen wird. Da sticht jeder schwache oder langatmige Handlungsstrang, und davon gibt es einige, besonders hervor.

Von vielen wird Martins Rücksichtslosigkeit gegenüber seinen Charakteren als etwas Besonderes gelobt. Tatsächlich schreckt Martin nicht davor zurück, Hauptcharaktere an unerwarteten Stellen sterben zu lassen. Auf diese Weise reduziert er die Zahl der Handlungsstränge spürbar. Dadurch wird das Erzähltempo am Ende des Romans deutlich erhöht.

Obwohl der Roman kein eindeutiges Finale, kein eindeutigen Höhepunkt haben, ist das letzte Drittel sehr überzeugend. Vorher plätschert die Handlung eher vor sich hin, bereits bekannte Konfliktkonstellationen werden lediglich wiederholt. Erst danach kommt Bewegung in die Geschichte. Die Stärke dieses letzten Teil ist, dass kaum noch etwas vorhersehbar ist. Einzig Daenerys gelingt es, stetig ihre Position zu verbessern – weil sie aber auch alleine auf dem Kontinent ohne starke Konkurrenten agieren kann. Alle anderen müssen regelmäßig geradezu desaströse Rückschläge erleiden. Die Unsicherheit der Charaktere überträgt sich dann auf den Leser, wodurch endlich Spannung aufgebaut wird.

Eine zweite Stärke des Romans ist, dass mittlerweile alle Seiten durchleuchtet werden. Schien es zu Beginn noch möglich, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, ist das nach dem dritten Band nicht mehr möglich. Das liegt daran, dass alle vermeintlich Bösen Charaktere im dritten Teil lichte Seiten zeigen, während die „guten“ Charaktere das Zeitliche segnen. Die Handlung wirkt dadurch noch realistischer als in den Vorgängern.

„A Storm of Swords“ ist ein herausforderndes Buch. Man muss sich über eine äußerst lange Durchstrecke kämpfen, in der kaum etwas geschieht und viele ereignisarme Nebenhandlungen auf viel Platz ausgebreitet werden. Höhepunkte gibt zunächst keine. Erst das Ende wird, durch eine Reihe überraschender und trotzdem überzeugender und realistischer Ereignisse, spannend und macht Lust auf weitere Geschichten aus dem Reich der Sieben Könige.

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