Der Ehrenkodex (Next Generation Folge 4)

Inhalt: Die Enterprise benötigt dringend ein Gegenmittel gegen eine Grippe, die auf einem Planeten der Föderation ausgebrochen ist. Glücklicherweise trifft das Raumschiff auf ein Volk, das über so ein Gegenmittel verfügt. Leider befolgt es einen äußerst starren Ehrenkodex. Der schreibt unter anderem vor, dass der Anführer Letan seine Tapferkeit beweisen muss. In diesem Fall geschieht das dadurch, dass der Anführer Tasha Yar entführt. Picard muss nun darum bitten, sie zurückzuerhalten…

Kritik: Diese Episode hat einige Schwächen. Die (dunkelhäutigen) Aliens haben (zumindest im Englischen) einen starken Akzent. Dadurch wirken sie weitaus primitiver, als sie vermutlich sind. Das hätte man sich sparen können. Es ist sowieso unverständlich, warum der Translator Akzente wiedergeben sollte.

Außerdem setzt diese Episode stark auf die Mimik der Schauspieler. Diese ist bisher aber relativ nichtssagend oder aber zu pathetisch. Von Beginn an tritt zum Beispiel Commander Riker den äußerst höflich auftretenden Außerirdischen skeptisch gegenüber auf. Dafür gibt es zu dem Zeitpunkt aber noch gar keinen Grund. Sein hochgezogenen Augenbrauen wirken daher albern und verraten zu viel über den Fortgang der Episode.

Tasha wird entführt, der Anführer muss sie eigentlich wieder zurückgeben. Doch er möchte sie heiraten, woraufhin sie von der Ehefrau des Anführers zu einem Duell auf Leben und Tod herausgefordert wird. Sie muss das Duell eingehen, damit das Gegenmittel in die Hände der Föderation gelangt. Ein Eingreifen von Seiten der mächtigeren Föderation ist ausgeschlossen, das verbietet die oberste Direktive. Mit einem Trick gelingt es jedoch, dass Tasha das Duell gewinnt und dennoch niemand sterben muss.

Das Duell ist eine ärgerliche Sache. Es ist so eine typische Fernsehhandlung. Dabei wirken die Stunts aus heutiger Sicht unglaublich schlecht, vermutlich sahen sie auch in den 80ern bereits dürftig aus. Der Kampf ist ein schlichtes aufeinanderkloppen, das in keiner Weise spannend ist.

Dennoch hat die Episode zwei sehr interessante Aspekte. Das erste ist die Frage nach dem Abwägen zwischen Leben und der obersten Direktive. Die Föderation hat sich selbst verboten in die Entwicklung unterentwickelter Spezies einzugreifen. Die Bewohner des Planeten besitzen noch keinen Warp-Antrieb. Daher fallen sie unter diese Direktive. Picard könnte das Gegenmittel einfach gewaltsam erzwingen. Damit wären Millionen Leben gerettet. Da die Föderation aber auf dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit aufgebaut ist, kann er das nicht und muss somit das Leben eines seiner Offiziere aufs Spiel setzen. Dieser Konflikt ist zwar nicht unbedingt gut gespielt, aber wichtig. Denn damit ist bereits geklärt, was die Prioritäten der Föderation in diesem Zeitalter sind.

Zweitens ist die Behandlung der Frauen durch die Außerirdischen sehr geschickt thematisiert. Sie haben keinerlei Aufgaben, außer dem traditionellen Hüten des Hauses. Die Männer sind daher sehr verwundert, als sie Tasha Yar, einer weiblichen „Kriegerin“, gegenüberstehen.Abschätzig sagen sie, bei ihnen gehört den Frauen „nur das Land“. Das erweist sich aber als äußerst mächtig. Der Anführer ist quasi pleite. Ihm geht das Geld aus und das Land gehört seiner Frau. Daher fädelt er das Duell geschickt ein, damit er nach dem Tod seiner Frau über das Land verfügen kann. Nach der Rettung der Frau durch die Enterprise-Besatzung versteht die Frau, die ihn dennoch liebt, dass sie hereingelegt werden sollte. Daraufhin entscheidet sie sich, dem Stellvertreter ihres Mannes das Land zu verpachten, ihr Mann wird daraufhin der neue Stellvertreter. Somit stellt sich heraus, dass die Frauen zwar in dem Tagesgeschäft nicht das Sagen haben, aber jederzeit bestimmen können, wer über das Land verfügen sollen. Die Grundlagen der Gesellschaft werden also von den Frauen bestimmt. Das hätte man zunächst nicht gedacht.

Neben diesen beiden gelungenen Handlungen gibt es noch eine durchschnittliche Nebenhandlung um die Frage, ob Tasha Yar den Anführer eventuell liebt. Das ist etwas zu platt und zielt zu sehr auf die „männlichen“ Reize der Person ab, als dass die Handlung wirklich überzeugend sein könnte.

„Der Ehrenkodex“ bietet viele durchschnittliche Aspekte und einen grottenschlechten Kampf. Dafür überzeugen jedoch zwei sehr gelungene Diskussionen innerhalb der Episode. Diese verhelfen der Folge insgesamt zu einem gerade noch guten Eindruck. 3 von 5 Punkten.

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