Live Bombing

Im August monierte ich die unglückliche Wortwahl Spiegel Onlines bei den Kämpfen um die libysche Hauptstadt Tripolis. Von „Götterdämmerung“ war damals die Rede und es wurde ein Live-Ticker angeboten. Mit Blick auf die englische Presse muss man nun sagen: Immerhin wurde von einem Live-Ticker gesprochen. Ein Flaggschiff der britischen Presselandschaft, der Guardian, versprach heute auf seiner Internetseite nämlich schlicht: „Syria: Homs bombardment – live“. Dazu gab es einen schönen roten „live“-Button, der den Buttons ähnelt, die bei Fußballspielen eingesetzt wird. Bombardements live in die westliche Welt übertragen. Ist das nicht toll?

Nicht nur in Deutschland, weltweit sollten Internetseiten sich überlegen, wie sie ihre Leser fangen wollen. Natürlich ist es schwieriger, die „Kunden“ im Internet bei der Stange zu halten. Sie lassen sich nicht von einem Titelblatt ködern und kaufen dann das ganze Produkt. Stattdessen müssen sie für jeden Artikel neu gewonnen werden. Spannung und Interesse sollten dennoch nicht dadurch entstehen, dass man Katastrophen und Kriege in spielähnliche Liveübertragungen verwandelt. Das ist geschmacklos.

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