Götterdämmerung im Live-Ticker!

Eine wahrhaft menschenverachtende Sprache wählte „Spiegel Online“ gestern hinsichtlich der Berichterstattung über die Ereignisse in Lybien.

Man sah eine „Götterdämmerung“ in Tripolis nahen. Da fragt man sich doch, welchem Gott dämmerts jetzt? Diese Wortwahl ist aber immer noch besser als ein Video auf der Homepage, das mit „Endspiel für den Dauer-Despoten“  betitelt ist. Zusammen mit der noch perverseren Überschrift „Tyrannosaurus Ex“ wird sehr deutlich, was für ein Bild vom Bürgerkrieg in Lybien die „Spiegel Online“-Redakteure pflegen. Der Krieg ist für sie anscheinend mehr wie ein „Comupter“-Spiel, er gleicht einem „Ego Shooter“, in dem man erst ein paar Städte erobern muss, um dann ins Endspiel zu gelangen.

Dazu passt dann auch der permanente „Live-Ticker“, den „Spiegel Online“ anbietet. Wie im Fußballspiel kann man sich hier informieren, wie die Schlacht abläuft. Es fehlt nur noch, dass die Redaktion den einzelnen Seiten Punkte zuschreibt. Man getötet 1 Punkt, Panzer vernichtet 2 Punkte, Zivilist getroffen -1 Punkt. Während das eine Team den an oben erwähnte Schlagzeile angelehnten Namen „Tyrannosaurus“ tragen würde, haben sich die Spiegel-Redakteure natürlich auch schon einen Namen für die Rebellen ausgedacht. Hier hat man die Möglichkeit an der Seite der „Mad Max-Truppe“ zu „spielen“.

Diese Berichterstattung ist höchstens ein Trauerspiel. „Spiegel Online“ ist mit dieser Berichterstattung leider nicht allein. Die perverse Wortwahl zeigt allerdings nur einmal mehr, dass das Internet dem Journalismus sicherlich keinen Qualitätsschub verpasst hat. Im Kampf um die reißerischste und witzigste Schlagzeile leidet alles – von der Objektivität bis zur Menschenwürde.

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