Verdammnis (von Stieg Larsson)
|Nun, nach einem Jahr, mache ich mich also an einen Text über den zweiten Band der Reihe: Verdammnis.
Lisbeth Salander wird beschuldigt, einen grausamen Mord verübt zu haben. Der Journalist Mikael Blomkvist, der zuvor bereits die Recherchekünste Salanders in Anspruch genommen hat, glaubt jedoch nicht daran, dass die eigensinnige Frau Schuld hat. Er vermutet einen kriminellen Ring von Mädchenhändlern hinter der Tat…
Verdammnis startet überraschend langsam. Der im Umschlagstext erwähnte Mord passiert erst nach 200 Seiten.
Bis dahin ist die Geschichte zwar nett zu lesen, da einem die Charaktere bekannt sind und die Recherche der Zeitung Millenium, die beschrieben wird, recht interessant ist, aber wirklich fesselnd ist der Roman da noch nicht.
Auch als der Doppelmord dann passiert ist und Lisbeth Salander verschwindet, zieht die Spannung nicht sofort an. Vielmehr erfährt man zunächst enorm viel über das Polizistenteam, das die Ermittlungen leitet.
Dabei fällt im Verlauf des Romans auf, dass die schwedische Polizeit – so wie sie hier dargestellt wird – tendenziell eher unfähig ist. Der Staatsanwalt denkt nur an seine eigene Karriere. Im Büro wimmelt es von Machos und auch die „guten und fähigen“ Polizisten vergessen, dass sie zunächst die Rechercheleistung des Mordopfers zum Thema Kinderprostitution überprüfen sollten.
Ab der Hälfte des Buches beginnt die Spannung dann jedoch richtig anzusteigen. Die Fronten sind nie ganz geklärt und vor allem ist bis zum Schluss nicht wirklich klar, wer denn nun eigentlich verantwortlich ist. Und auch als das deutlich wird, bleibt das Warum immer noch rätselhaft.
Glücklicherweise geht dem Buch bei der Enthüllung dann nicht die Luft aus. Vielmehr entscheidet sich Salander für eine Einzel-Kamikazeaktion und kann erst in letzter Sekunde von Blomkvist gerettet werden. Somit vergehen auch die letzten 100 Seiten wie im Flug.
Schön ist an diesem Roman vor allem, dass er der Figur der Lisbeth Salander noch mehr Tiefe verleit. Es war ja interessant, dass sie in Verblendung so seltsam dargestellt wurde. Jetzt weiß der Leser aber auch, warum sie sozial eher „gestört“ ist.
Verdammnis ist eine nette Lektüre, die zum Ende hin richtig spannend wird. Zu wünschen wäre eigentlich nur noch, dass es einen spannenderen Anfang wie bei Verblendung gibt. Dort wurde nämlich zunächst auch viel Platz für die Einführung der Charaktere bereitgestellt. Doch durch die Verurteilung Mikaels und die Recherchen in einem abgelegenen Ort, stand ständig die Frage im Raum, was für ein Verbrechen eigentlich passiert ist und wer die Hintermänner sind. Diese Frage stellt sich in Verdammnis erst ab der Hälfte des Romans. Dafür dann aber um so intensiver.