Iphigenie

Vor den Herbstferien haben wir im Deutsch-LK Iphigenie auf Tauris gelesen. Eigentlich ein Stück, in dem nicht sonderlich viel passiert, das aber dadurch besticht, dass es eine große Spannung aufbaut und diese in den letzten Zeilen einfach platzen lässt.

Iphigenie wurde von ihrem Vater Agamemnon geopfert, aber dann von einer Göttin nach Tauris gebracht. Dort ist sie nun Priesterin dieser Göttin. Der König der Taurer, Thoas, möchte sie ehelichen. Als sie sich weigert, zwingt er sie, das Menschenopfer, das sie verdrängt hat, wieder durchzuführen. Die ersten beiden Opfer sollen zwei Griechen sein. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um Orest, Iphigenies Bruder, und dessen Freund handelt. Orest hat die gemeinsame Mutter umgebracht, nachdem diese Agamemnon ermordet hat, weil er Iphigenie geopfert hat.
Orest möchte am liebsten sterben, doch Iphigenie kann ihm wieder Lebensmut geben.
Gemeinsam planen sie zu fliehen. Doch Iphigenie möchte Thoas, der für sie wie ein Vater ist, nicht betrügen…

Das Stück ist sehr vom Humanismus geprägt. Es geht um die Emanzipation der Frau, die Unabhängigkeit von den Göttern und um moralisch richtiges Handeln.
Das macht das Stück streckenweise ein wenig eintönig, das Ende entschädigt jedoch für alles.
(mal wieder ein Spoiler)
Denn als sich gerade alle Akteure gegenüberstehen und dabei sind, übereinander mit Schwertern herzufallen, erinnert Iphigenie Thoas an ein wohl nicht ganz ernst gemeintes Versprechen und bittet ihn sie gehen zu lassen – und Thoas stimmt zu.
Doch dass ist für Iphigenie noch nicht genug. Sie möchte in Freundschaft scheiden. Auch dem stimmt Thoas zu. Mit einem „Lebe wohl“ endet das Stück.

Heute waren wir dann als Kurs in der „Iphigenie“ Aufführung im Thalia-Theater in Hamburg. Vor dem Stück von Goethe wurde noch Iphigenie in Auris von Euripides aufgeführt. Darin wird dargestellt, wie es zu der Opferung Iphigenies kommt.

Da ich nur selten ins Theater gehe, kann ich nur wenig zu den schauspielerischen Leistungen sagen. Ich fand sie aber subjektiv gesehen sehr gut. Es hat lediglich ein wenig gestört, dass sie teilweise leise geredet haben und man Schwierigkeiten hatte, sie zu verstehen.

Euripides‘ Stück wurde so abgeändert beziehungsweise mit Kommentaren versehen, dass es für einige Lacher sorgte. Da wir nicht genau darüber informiert waren, dass es vor Goethes Stück gezeigt wird, wunderten wir uns doch ein wenig, über die lange „Einleitung“. Erst in der Pause wurde uns bewusst, dass wir gerade ein eigenständiges Stück gesehen hatten.

Goethes Iphigenie wurde also im zweiten Teil des Abends aufgeführt. Nun gab es zwei Iphigenien auf der Bühne, eine junge und eine alte. Goethes Text wurde auf etwa ein Drittel reduziert. Dennoch war alles gut verständlich und nett anzusehen. Häufig wurde auch vom Text abgewichen.

Mir kam es so vor, als hätte man der Frauenthematik („Ich bin so frei geboren wie ein Mann“ – fehlte zum Beispiel in dieser Version) keine Beachtung geschenkt.

Dennoch war es weitaus witziger und spannender als ich zuerst vermutet hatte. Vor allem das häufige Abweichen vom Text und die Kürzungen machten das Ganze interessant.

Zudem war die eingesetzte Technik sehr beeindruckend. Mehre Male wurde das Publikum mit Lichteffekten beeinflusst. Zudem wurden häufig Instrumente geschickt eingesetzt, was das Stück ebenfalls besser machte.

Trotz der langen Spieldauer von 2:45h war der Abend so sehr unterhaltsam. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt!

(Photo-Quelle )

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