Verkehrte Welt (von Michael M. Thurner / Maddrax Band 407)
|Matt und Aruula folgen einem Flussverlauf, der sie zu dem Turm der Friedenswahrer im Zentrum von Toxx bringen soll. Dort hoffen sie, ihre Freundin Xaana wiederzufinden. Die beiden Gefährten wurden vor dem Fluss gewarnt, selbst die Friedenswahrer meiden diesen Ort. In der Tat beginnt sich die Welt um sie herum zu verändern. Die Gesetze der Physik gelten nicht mehr und überall lauern gefährliche Illusionen. Zu allem Überfluss verhält sich Aruula merkwürdig. Matt ist sich sicher, dass sie von jemandem beeinflusst wird, der sich in der Höhle aufhält.
Die „Verkehrte Welt“ ist ein faszinierender Ort. Für den Leser wie für die beiden Reisenden ist sie ein fantastisches Areal, in dem man sich nur schwer zurechtfinden kann. Der Leser hat hier den Vorteil, gelegentlich einen Einblick in die Gedankenwelt eines der Höhlenbewohner, einen von einer fremden Macht getriebenen Saven, zu erhalten. Dieser ist ungemein an der mentalen Kraft Aruulas interessiert. Die Hintergründe der Saven sind jedoch äußerst komplex und es gelingt bis zum Schluss nicht, die wahren Hintergründe des Konflikts innerhalb dieser Spezies zu ergründen. Das sorgt für ein ordentliches Maß an Spannung in dem Heft.
Interessant wird die Darstellung vor allem durch die fremdartige Form der Kommunikation. Wieder einmal verwendet ein Wesen bildhafte Kommunikation, die auf den Empfänger zugeschnitten ist. So wird zum Beispiel Matt in physikalischer, Aruula aber in theologischer Sprache über die Hintergründe der Saven aufgeklärt. Deutlich wird in jeder Unterhaltung, dass sich der Save für viel wertvoller und bedeutender hält als das „minderwertige“ menschliche Leben. Insofern ist der Leser während der Handlung immer zwischen dem Mitleid für dieses gejagte Lebewesen und Ekel vor dessen Ignoranz hin und her gerissen. Das ist eine sehr überzeugende Darstellung.
Glücklicherweise steht das Ende des Heftes, anders als in anderen Erzählungen dieses Zyklus nicht im luftleeren Raum. Stattdessen wird Matt rasch klar, dass eine „Befreiung“ der Saven, so wie diese das wünschen, eine Katastrophe für Toxx wäre. Mit ihren mentalen Kräften und der Fähigkeit, ihre Umwelt zu beeinflussen, würden sie die Millionenstadt ins Chaos stürzen. Vermeintlich gelingt es, diese Bedrohung abzuwehren: Aruula lehrt die beiden „Großkonzepte“ der Saven, dass so etwas wie Mitleid existiert. Dabei erfahren diese unbewusst aber auch von menschlichen Emotionen wie „Niedertracht“ und „Heimtücke“. Dies ermöglicht ihnen, stärker als zuvor gegen die Friedenswahrer vorzugehen. Im Idealfall erwächst damit ein mächtiger Gegner für die die Bevölkerung von Terminus unterdrückenden Friedenswahrer. Möglicherweise stellen sich die Saven jedoch als Tragödie für die Millionen Lebewesen in Toxx heraus.
Die „Verkehrte Welt“ bietet nach einem langatmigen Start, in dem das Höhlensystem erkundet werden muss, spannende und gelegentlich sogar nachdenkliche Unterhaltung und Einblicke in die Gedanken eines faszinierenden Volkes. Gleichzeitig baut die Handlung eine Art Damoklesschwert für den Zyklus auf, das hoffentlich noch einmal aufgegriffen wird. Insgesamt liest sich das Heft so sehr gut.