Stimmbändertest

Am vergangenen Montag sendete Sat.1 zum zweiten Mal die Sendung „Eins gegen Eins“. In der ersten Sendung konnte Sat.1 zwar ein interessantes Konzept, aber eine schlechten Frage mit ähnlich mäßigen Kandidaten aufweisen. Diese Woche versprach zumindest das erste Manko etwas besser zu werden. Die Frage „Muslime in Deutschland: Soll bestraft werden, wer sich nicht integriert?“ ist eher eine Ja-Nein-Frage als die „Macht Wählen eigentlich Sinn“-Frage der vorherigen Woche. Bei den Gästen hat man sich aber wieder für einen bekannten und einen unbekannten Gast entschieden. So diskutierten Thilo Sarrazin und Sebastian Edathy, letzterer ist SPD-Innenexperte im Bundestag.

Natürlich war die Frage populistisch und es ist kein Wunder, dass die Mehrheit erst einmal für Bestrafungen war. Allerdings bot die Konstellation diesmal einige interessante Aspekte. Denn das Konzept mit jeder Sendung eine eher unbekannte Persönlichkeit ins Rampenlicht zu stellen, die man mit weniger Emotionen betrachtet als Westerwelle oder Sarrazin hat ja schließlich auch ihren Reiz. Dadurch wird den Argumenten tatsächlich mehr Gewicht gegeben. Außerdem sorgt dieses Prinzip dafür, dass auch Politiker abseits des „Talkshow-Mainstreams“ zu Wort kommen.

Die zweite interessante Komponente war, dass beide Diskutanten Mitglieder der SPD sind. Daraus hätte man eine spannende Diskussion über verschiedene Meinung in einer Partei und wie diese damit umgeht machen können. Das hat Strunz allerdings nicht einmal versucht.

Stattdessen entglitt die Diskussion am Montag an vielen Stellen. Argumente konnten seltenst zu Ende ausgeführt werden, da der „Gegner“ schon vorher wieder anfing dagegen zu stänkern. Dadurch kam es zu mehreren Szenen, in denen Edathy, Sarrazin und Strunz gleichzeitig aufeinander einredeten. Für eine „Arena der Argumente“ ist das zwar sehr Arena-lastig, weist aber keine Argumente auf.

Harmonischer wurde die Stimmung, als die beiden Diskutanten ihre „Side-kicks“ zur Seite gestellt bekamen. Sarrazin wurde von einer Berliner Grundschullehrerin unterstützt, die sich mit ausfallenden Drittklässlern rumplagen muss, während Edathy ein 19-jähriges Musterbeispiel für Integration zur Seite gestellt wurde. So stereotyp wie sich das anhört, war es dann auch. Trotzdem diskutierten die beiden „Side-kicks“ zwar auf einem konkreteren und weniger theoretischen Niveau, blieben dabei aber sachlicher als ihre beiden Kollegen. Dadurch waren auch nachdenkliche Töne von beiden möglich.

Dennoch sollte man sich überlegen, ob die Unterstützungsidee wirklich Sinn macht. Denn der „Arena“-Charakter geht in dem Moment verloren. Dafür wird der „Argumente“-Charakter mehr betont. Strunz sollte sich überlegen, ob er nicht schon aus den zwei „Promi“-Gästen Argumente rausholen kann und so die Zuspitzung bewahren kann.

Die Abstimmung zeigte zum Schluss zwar weiterhin eine Mehrheit für Bestrafung, aber sie war weitaus kleiner als bei der ersten Abstimmung. Dies kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass man sich diesmal eine Frage ausgesucht hat, bei der eine Meinungsänderung auch möglich ist. Wobei der starke Meinungsumschwung recht verwunderlich ist, da die Argumente Sarrazins und Edathys durch das viele Gekeife, kaum deutlich wurden und den beiden „Assistenten“ nur einen kleinen Teil der Diskussionszeit zugestanden wurde.

In der vergangenen Woche fuhr „Eins gegen Eins“ immerhin einen Achtungserfolg ein. Diesmal blieben die Quoten unter 5% Marktanteil und waren damit selbst für Sat.1-Verhältnisse schlichtweg enttäuschend. Das Konzept an sich bietet immer noch Ansätze von Abwechslung gegenüber den Einheitstalkshows der ARD. Es gibt aber genau so viele Verbesserungsmöglichkeiten. So bleibt zu hoffen, dass Sat.1 dem Konzept auch Zeit gibt, sich zu entwickeln und zu entfalten und es nicht in zwei Wochen absetzt.

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