Blutfehde auf Alvarado (von Wes Andrews)
|John Donavan, stolzer Besitzer des Frachters Mary-Jane Wellington und überzeugter Frontiersmen, hat wieder einmal ein Problem: Für einen guten Preis hat er eine Herde Rinder nach Alvarado transportiert und findet seinen Abnehmer dort ermordet vor. Da die Rinder bereits verzollt sind, ist es schwierig, sie weiterzuverkaufen, um die Transportkosten zu decken. Donavan versucht es mit seiner Crew dennoch. Da ihm das Verhalten des größten Rinderzüchters – und wahrscheinlichem Mörder seines Kunden – nicht gefällt, wendet er sich an deren ärgsten Rivalen. Als er dazu noch den Auftrag annimmt, zwei liebende Mitglieder der verfeindeten Familien zusammenzubringen, geraten er und seine Crew wieder einmal zwischen zwei eskalierende Fronten.
Die Serie „Frontiersmen“ wandelt auf einem schmalen Grad. Zentrale Elemente der Handlung basieren nämlich auf einer Ansammlung übelster Klischees. Und anders als dem großen Vorbild Firefly, ist es in Romanen nicht möglich, diese Klischees in glaubwürdige, visuelle Bilder zu übersetzen. Denn die Handlung basiert auf relativ simplen Charakteren, angeführt von John Donovan, der nach außen den Macho gibt, tatsächlich aber ein großes Herz hat. Sein Hauptanreiz ist das Geld und so nimmt er einen Auftrag in der Regel erst einmal an und denkt anschließend darüber nach, wie er ihn eigentlich erledigen kann. Alle anderen Charaktere des Romans, seien es die strengen Familienpatriarchen, die schießwütige Tochter oder die guten Seelen innerhalb von Donovans Mannschaft sind ähnlich simpel gestrickt und entwickeln sich im Laufe der Handlung nicht weiter.
Diese Gradwanderung gelingt Wes Andres (a.k.a. Bernd Perplies) diese Gradwanderung noch besser als im ersten Teil. Natürlich: Die Charaktere sind platt. Aber: Der Roman ist auch ein großer Spaß. Er ist weniger episodenartig als der Vorgänger und erzählt eine richtig gute, zunächst bodenständige und im Verlaufe der Handlung immer wilder werdende Geschichte. Ausgehend von einer zunächst schrecklich gewöhnlich wirkenden „Romeo und Julia“-Erzählung gelingt es Perplies mit vielen Western- und Fireflyanleihen eine überzeugende Spacewestern Atmosphäre zu kreieren und den Leser darin zu fesseln.
Denn der Erzählfluss wird niemals gestoppt. Von dem Moment einer Kneipenschlägerei zu Beginn bis zum großen Show- und Shotdown eskaliert die Handlung immer weiter. Der Roman wird dadurch zu einem einzigen großen Sog, dem der Leser sich kaum entziehen kann. Der „Romeo und Julia“-Aspekt trägt zwar die Handlung, arbeitet in der Regel aber im Hintergrund. Stattdessen müssen sich Donovan und seine Kollegen in vielen brenzligen Situationen bewähren. Das ist schnell erzählt, ohne dabei die glaubwürdige Atmosphäre zu vernachlässigen.
Indem Perplies darauf verzichtet, mit mehreren Handlungssträngen wie im ersten Teil herumzuspielen, wirkt die Handlung deutlich kohärenter und kann sich noch stärker auf das Serienuniversum konzentrieren. Dadurch bleibt mehr Platz für die gesellschaftskritischeren Töne, Beschreibungen von Rassismus, finanziellen Ungleichheiten und Korruption als im ersten Teil. In diesen Teil fällt auch die einzige Entwicklung, Donovan hinterfragt in diesem Roman nämlich eine rassistische Einstellung, die er gegenüber den Peko hält. Gerade diese Mischung aus einer kohärenteren Handlung (an einem Ort bzw. einem System) sowie einem Fokus auf gesellschaftliche Aspekte unterstützt den realistischen Eindruck der Handlung und arbeitet damit der spannenden Handlung zu.
„Blutfehde auf Alvarado“ gelingt es bekannte Elemente aus Science-Fiction- und Western-Serien mit einigen Klischees zu einem unterhaltsamen, spannenden und mitreißenden Abenteuer zu vermengen, dass den Leser von der ersten Seite an fesselt und bis zur letzten Seite nicht zur Ruhe kommen lässt.