Der neue Phantomias kehrt zurück (LTB Premium Band 4)
|In der Reihe „LTB Premium“ wird die italienische Phantomias-Serie neu aufgelegt. Weitere Informationen hierüber finden sich in der Vorbemerkung zum ersten Teil. „Der neue Phantomias kehrt zurück“ enthält die Kapitel sechs bis neun der Serie sowie eine Reihe von Kurzgeschichten.
Nachdem in den ersten fünf Episoden die Evronianer als Hauptfeinde des „neuen“ Phantomias sowie Eins als neue Computerunterstützung und Klarissa und Xadhoom als neue Verbündete eingeführt wurden, können die darauf folgenden vier Episoden auf ein gut etabliertes Universum aufbauen. „Der Tag der Kalten Sonne“ ist dafür ein gutes Beispiel. Hier taucht der Zeitpirat aus dem zweiten Kapitel wieder auf und macht sich an einem Kraftwerksneubau in Entenhausen zu schaffen. Phantomias stellt ihn und kommt dabei auch wieder mit der Zeitpolizei und Klarissa in Kontakt, die eigentlich seine Verbündeten sind. Hier wird das schwarz-weiß Schema so stark gebrochen wie in keinem vorherigen Kapitel: Denn die Zeitpolizei verheimlicht Phantomias, dass das experimentelle Kraftwerk explodieren wird und Entenhausen zerstören wird. Man möchte schließlich die Kontinuität der Zeitlinie nicht gefährden. Phantomias ist damit hin- und hergerissen: Der Zeitpirat bietet Phantomias an, Entenhausen zu retten, wenn er ihm dafür bei seinen kriminellen Aktivitäten hilft und gleichzeitig ist sich Phantomias durchaus bewusst, welche Gefahren von einer Manipulation der Zeitlinie ausgehen. Dies führt zu einer nachdenklichen Episode, die nur durch einen schlauen Gedankenzug gelöst werden kann. Leider wird am Ende zu wenig über die Natur der Zeitlinie und die Konsequenzen einer Veränderung gesprochen. Aber das wäre von einem Duck-Comic wohl zu viel erwartet. Immerhin ist die Handlung vielschichtig und verabschiedet sich von schlichten gut-böse Mustern.
„Erdbeben“ ist ein im doppelten und positiven Sinne bodenständiges Kapitel. Hier treten keine Außerirdischen oder Zeitreisende auf. Stattdessen steht ein wahnsinniger Professor im Mittelpunkt, der für den Gewinn eines weiteren Kontinents auf der Erde mithilfe einiger Erdbeben Millionen von Toten riskiert. Phantomias muss dies natürlich verhindern. Dabei kommt er in Kontakt mit einer „PBI“-Agentin, die ihm vielleicht in Zukunft noch als Verbündete zur Seite steht. Vor allem aber steht diesmal Eins vor einem moralischen Dilemma: Seine Routinen können den Tod mehrere Millionen Menschen nicht automatisch über die potentiellen Vorzüge eines neuen Kontinents (z.B. Besiegen des Hungers) stellen. Das macht auch dieses Kapitel nachdenklich und spannend zugleich.
„Abenteuer in der Zukunft“ ist ein lustiges Rätselraten, das etwas von der bedrohlichen Stimmung der anderen Kapitel abweicht. Phantomias wird in die Zukunft befördert, um dort in einer Folge einer Fernsehserie über ihn selbst teilzunehmen. Die Evronianer sind hier längst besiegt und Phantomias verkloppt reihenweise Roboter. Doch immer wieder geht etwas am Set schief und Phantomias gerät immer wieder in Lebensgefahr. Hinsichtlich der Handlung ist dieses achte Kapitel der Serie sicher das bisher simpelste. Doch auch dieser Episode gelingt es Spannung aufzubauen und der positivere Ton hebt sie angenehm von den Vorgängern ab.
Das letzte reguläre Kapitel „Invasion der Sporen“ ist hingegen wieder deutlich düsterer. Die Sporen sind Brutstätten der Evronianer und eignen sich somit für eine verdeckte Invasion. Sie werden sofort von dem Militär untersucht, das scheinbar bereits erste Verhandlungen mit den Evronianern führt. Aus vorherigen Fällen ist bekannt, dass dies meist eine Vorstufe zu einer Invasion ist. Da zuvor ausschließlich abgeschlossene Geschichten erzählt wurden, ist dieses Kapitel merkwürdig offen. Man erfährt über die Sporen nämlich relativ wenig, stattdessen besteht die Episode fast ausschließlich aus einem Kampf zwischen Phantomias, der die Sporen vernichten möchte, und dem Militär, das sie erforschen will. Es endet mit der Vernichtung der Sporen. Doch Phantomias ahnt, dass er benutzt wurde, der unterlegene General vermeldet, dass er als Sieger vom Schlachtfeld geht und ein von dem Journalisten Konrad Kiwi zurückgewiesener Bauer verfügt noch immer über Sporen. Alles in allem eine sehr bedrohliche, aber auch verwirrende Endlage. Dies bringt die Haupthandlung um die Evronianer zwar nicht voran, erhöht aber das Interesse an den Folgebänden.
Die abschließenden Kurzgeschichten sind diesmal nicht besonders spektakulär: Aller Charaktere reagieren auf das Verschwinden des Phantomias (der in einem tibetischen Kloster bei Duclair etwas Meditationskunst erlernt) und man kann sich wieder über zwei Episoden aus den Anfangsjahren Konrad Kiwis in Neuseeland freuen. Das ist unterhaltsam, vor allem im Vergleich zu den regulären Kapiteln aber äußerst unspektakulär.
„Der neue Phantomias kehrt zurück“ ist damit insgesamt eine sehr lohnenswerte Fortsetzung der düsteren und actionreichen neuen Auflage der Phantomias-Saga. Das liegt vor allem daran, dass die Autoren in vielen Erzählungen Graustufen einbauen und durchaus komplizierte Konzepte in die Entenhausener-Welt tragen. Dadurch sind die hier präsentierten Kapitel noch ein Stück spannender, überzeugender und gelungener als der gute erste Sammelband.