Das Kaeri-Protokoll (von Andreas Suchanek / Das Mars-Projekt Teil 3)
|Die Crew des Raumschiffs Jayden Cross ist in dem Parallel-Sonnensystem unter der Führung des Diktators Freeman in einer prekären Situation. Captain Belflair wurde von einem Agenten auf die Erde entführt. Dort versucht sich zudem ein Außenteam gegen die aggressiven, alles zerstörenden Naniten zu verteidigen. Im Orbit wurde die Jayden Cross von einem Kampfschiff Freemans und den Naniten so angeschlagen, dass nur noch ein geplanter Absturz über der Erde als Option verbleibt. Das ist ein riskantes Manöver und die Überlebenschancen der Crew sind sehr gering.
Das Gute zu Beginn: Die vielversprechende Handlung um die Naniten, die von Menschen zur Verteidigung geschaffen wurden und sich anschließend gegen eben diese wendeten, wird in dieser Episode zu einem sehr gelungenen und spannenden Abschluss gebracht. Außerdem sorgt auch der Handlungsstrang um die abstürzende Jayden Cross für viel Dramatik und gelungene Momente. Leider werden diese beiden überzeugende Punkte zu Nebenhandlungen degradiert.
Der Rest der Erzählung kann leider überhaupt nicht überzeugen. Wie im ersten Teil tritt Noriko Ishidas Mutter Yuna auf. Diesmal wird diese Erscheinung damit erklärt, dass sie zu einer Gruppe von Schicksalswächtern gehört, die mit übersinnlichen Fähigkeiten das Schicksal beeinflussen können und zudem über die Existenz (und die Gründe) der ominösen Fixpunkte Bescheid wissen, zu denen unter anderem Jayden Cross und – dank Ishida – auch Kiby Belflair gehören. Mit dieser Handlung gleitet „Das Mars-Projekt“, und damit auch „Heliosphere 2265“, endgültig ins Fantastische ab. Bereits die Handlung um die Ash’Gul’Kon versucht eine epische Makroerzählung aufzubauen deren erzählerische Breite sich über mehrere hunderttausend Jahre spannt. Die darin vorhandenen Zeitreisende nutzen immerhin technische Möglichkeiten, um ihre Ziele durchzusetzen. Die Gruppe um Ishida scheint mit ihren Fähigkeiten hingegen ausgestattet zu sein. Das ist wenig überzeugend und macht die Haupthandlung des „Kaeri-Protokolls“ eher zu einem Ärgernis als zu einem Lesevergnügen.
Ergänzt wird dies mit der Lebensgeschichte des IOs der Jayden Cross, Aliou. In seiner Karriere bei der Space Navy erlebt er verschiedene schwierige Situationen, die sein Leben prägen. Erst entfremdet sich Aliou von seinen Freunden durch seine militaristische Einstellung. Nach einem Kriegsverbrechen wandelt er sich zu einem besonderen Unterstützer Sjöbergs nur um von dessen Putsch verraten zu werden. Auf diesem Weg gelangt er dann zur Rebellion und damit auch in das Nova-System. Doch seine Freunde, zu denen er kurz vorher wieder eine Beziehung aufbauen konnte, sind in den Fängen Sjöbergs. Diesem konstruierten Musterlebenslauf fehlt es an Herzblut. Das liegt unter anderem an dem Stil, in dem er verfasst ist. Diese Erzählung ist gewollt herzzerreißend angelegt, zu gewollt. Am auffälligsten wird dies durch den letzten Satz eines jeden Abschnitt, der immer eine dramatische Zuspitzung sein soll, in der Regel aber schlicht pathetisch wirkt.
„Das Kaeri-Protokoll“ kann das hohe Niveau des überzeugenden Vorgängers nicht halten. Dessen überzeugende Handlungsstränge werden zwar zu einem spannenden und unterhaltsamen Abschluss gebracht, sie werden aber auch mit einer unglaubwürdigen und fantastischen Erzählebene ergänzt und mit einer Lebensgeschichte gestrickt, die vor allem durch einen pathetischen Stil viel an Überzeugungskraft verliert.