Kabale und Liebe (im Schauspielhaus Hamburg)
|Es ist eine Weile her, dass wir in der Schule „Kabale und Liebe“ gelesen haben. In der Zehnten haben wir das Stück mit einer Referendarin ein wenig angerissen. Nun wollte unser Deutsch-LK-Lehrer gerne in die Aufführung des Stückes in Hamburg.
Ferdinand, Sohn des adligen Präsidenten eines kleinen Fürstentums, liebt die Bürgertochter Luise. Beide versprechen sich die Ehe, doch Luises Vater ist misstrauisch. Er glaubt nicht an das Glück. Und in der Tat hat Ferdinands Vater andere Pläne für seinen Sohn. Nachdem er nämlich seinen Vorgänger im Präsidentenamt aus dem Weg geräumt hat, möchte er seine Familie nun noch enger an den Herzog binden, indem er Ferdinand mit der Mätresse des Herzogs verheiratet und sie ihm somit erhalten bleibt. Diese hat die Verbindung jedoch lange geplant gehabt, da sie Ferdinand sehr liebt. Hinzu kommt noch der Bedienstete des Präsidenten, Wurm, der Luise sehr liebt, aber nicht zurück geliebt wird, und der auch noch die ein oder andere Kabale (bzw. Intrige) mit einbringt…
Und so entwickelt die Geschichte natürlich immer mehr Eigendynamik…
Die Bühne verwunderte von Anfang an. Sie enthielt nämlich nichts. Später kam noch ein Stuhl dazu. Mehr Bühnenequipment gab es jedoch nicht. Überasschend war dabei jedoch, dass es den Schauspielern dennoch gelungen ist, verschiedene Orte „fühlbar“ zu machen.
Das Stück selber ist ja schon recht interessant. Also damit meine ich, dass die Geschichte schon spannend ist und nicht erst dadurch spannend wird, dass man ein paar Stunden daran ruminterpretiert. Man hatte also eine gute Ausgangslage.
Unser örtliches Käseblatt hat damals bei de Uraufführung geschrieben, dass, wer das Reclam-Heft besitzt, sich keine Sorgen machen müsse. Das Stück sei extrem werkgetreu.
In der Tat schien nur wenig Text zu fehlen. Zumindest wurde viel geredet und das Stück war sehr lang.
Dadurch wurde es jedoch nicht langweilig. Im Gegenteil: Es gelang den sehr guten Schauspielern mühelos, über zwei Stunden lang das Publikum zu fesseln.
Dabei wurden einige Szenen ein wenig komisch gespielt, während jedoch viel auch überzeugend ernst und dramatisch wirkte.
Was jedoch nicht ganz stimmt, ist die Werkttreue. Das Ende ist völlig abgeändert. Nicht unbedingt vom Text. Da hatte ich fast das Gefühl, dass das Schillers Sprache sein könnte und man verschiedene „Versatzstücke“ zusammen genommen hat. Doch vom inhaltlichen her ist es ganz anders als im Original.
So erschießt Luise sich und später erschießt sich dann Ferdinand.
Sonderlich störend fand ich das jedoch nicht, allerdings hatte ich leider auch noch nicht genügend Zeit, lange darüber nachzudenken, was der Regisseur einem damit sagen möchte.
Mein Deutschlehrer fand das und den vielen Text jedoch störend…
Mir hat die Aufführung auf jeden Fall außerordentlich gut gefallen. Das Stück ist auf einer einfallsreichen (weil leeren Bühne) spannend und fesselnd umgesetzt worden.