Vergiss Mich Nicht

Star Trek: Discovery Season 3 Episode 4, engl. Titel: „Foget Me Not“

Die U.S.S. Discovery steuert Trill an. Dort soll Adira ihre ungewöhnliche Verbindung mit einem Trill-Symbionten untersuchen. Die Trill sind zunächst begeistert. Den Burn haben nur wenige mit ihren Symbionten verbundene Trill überlebt. Allerdings haben sie nicht damit gerechnet, dass Adiras Symbiont mit einem Menschen verbunden wurde. Für viele ist das eine Häresie. Um keinen Streit aufkommen zu lassen, entscheidet die Trill-Führung, dass Adira den Planeten umgehend zu verlassen hat. Radikale sind mit der Lösung unzufrieden und versuchen Adiras Symbionten in einem Hinterhalt gewalttätig aus ihr herauszubekommen. Ihre Eskorte Burnham setzt sich gegen die Angreifer zur Wehr und nutzt die Chance um in den heiligen Höhlen auf Trill nach einem Weg zu suchen, Adira eine Verbindung mit ihrem Symbionten zu ermöglichen. Derweil leidet die Moral an Bord der Discovery weiterhin darunter, in einer unbekannten Zukunft ohne Verwandte, Bekannte und Föderation gelandet zu sein. Captain Saru erkennt das Problem und versucht mit sozialen Aktionen gegenzusteuern. Doch bei einem gemeinsamen Dinner der Führungsoffiziere explodieren die Spannungen.

Der begrenzte Umfang der Folgen der dritten Staffel tun der Serie gut. Wie in den drei Vorgängern wird hier eine begrenzte Geschichte erzählt und noch in der Episode aufgelöst. Alles trägt zum generellen Handlungsstrang der Staffel – der Suche nach den Überresten der Föderation – bei, ohne dabei zu sehr auf serielles Erzählen zu setzen. Dadurch hat jede Folge ihren eigenen Gehalt und unterhält für sich stehend in der Regel sehr gut. Das gilt auch für „Vergiss Mich Nicht“ auch wenn die Handlungen kleinere Schwächen aufweisen.

Die Trill-Handlung ist vor allem optisch imposant. Man sieht zwar nur wenig von Trill. Doch die Höhlen und Parks, die man zu Gesicht bekommt, sind spektakulär. In einer der Trill-Höhlen nimmt Adira Kontakt mit ihrem Symbionten auf. Auch dies ist beeindruckend in Szene gesetzt. Im Dialog mit Michael und dem Symbionten erinnert sich Adira wieder an ihre Vergangenheit und wie sie den Symbionten erhalten hat: Ihr Partner auf einem Generationenschiff starb bei einem Angriff und der Symbiont musste in einer Notoperation gerettet werden, bei der nur Adira als Wirt zur Verfügung stand. Das ist eine emotionale und überzeugend gespielte Erklärung, die gleichzeitig schlicht genug ist, um den Paradigmentwechsel eines Nicht-Trill Wirts zu erklären.

Allerdings gelingt es der Episode nicht wirklich zu erklären, warum Adira die Verbindung mit dem Symbionten jetzt nur in dieser Höhle aufbauen kann. Wenn es Schwierigkeiten mit ihrem Menschsein gibt, warum kann die auf Trill spezialisierte Höhle diese dann aufheben? Und wenn es damit nichts zu tun hat, warum war es nicht bereits vorher möglich, eine Verbindung aufzubauen? Die Handlung zeigt einmal mehr die Probleme der „Burn“-Handlung. Je nach Lesart ist dies gerade erst zehn bis zwanzig Jahre her. Vorher waren Warp-Reisen also noch weitgehend problemlos möglich. Haben sich die Trill also in so kurzer Zeit zu einer überreligiösen Gemeinschaft entwickelt? Hatten die Trill bereits zuvor Probleme geeignete Wirte unter sich zu finden oder wurde dies erst durch die massiven Verluste während des Burns ausgelöst? Bei Hintergrundinformationen ist Discovery weiterhin sehr sparsam. Die Dialoge sind dadurch natürlich zielgerichteter. Es lässt aber leider auch sehr viele Fragen offen. Außerdem erscheint es weiterhin merkwürdig, dass Burnham mit ihren 900 Jahre alten Phasern moderne Trill-Waffen und damit den Hinterhalt der Radikalen schlagen kann. Zuletzt ist es merkwürdig, dass die Trill so positiv auf Adiras Entscheidung reagieren, ins All zu ziehen und ein Botschafter für Trill-Symbionten, die sich nicht mit Trill vereinigen zu sein. Eigentlich ist ihre Verbindung der wissenschaftliche Durchbruch, der den Trill helfen könnte. Schließlich haben sie mehr Symbionten als geeignete Wirte. Wäre es daher nicht dringend geboten herauszufinden, ob jeder Nicht-Trill für eine Verbindung geeignet ist oder ob Adira durch ihre besondere Verbindung zu einem vorherigen Wirt geeignet ist? Während die Trill-Handlung emotional überzeugend ist, bleiben all diese Fragen offen. Natürlich hätte nicht alles im Detail beantwortet werden können. Doch die vielen offenen Fragen lassen den Inhalt ein wenig oberflächlich werden. Zumal der freie Platz nicht für andere inhaltliche Szenen genutzt wurde, um die entstandenen fundamentalistischen Tendenzen in der Trill-Gesellschaft zu dokumentieren, sondern lediglich für Adiras Hintergrundgeschichte. Und dort ist nicht einmal klar, wohin das Generationenschiff gereist ist und wer es angegriffen hat. Insofern bleibt die Handlung nett anzusehen, emotional berührend, aber inhaltlich leider oberflächlich.

Sarus Bemühungen um seine Crew sind rührig. Der Ausbruch der Konflikte und Schuldzuweisungen ist zudem sehr überzeugend. Es gelingt der dritten Staffel immer besser, die überzeugenden Charaktere auf der Discovery in Szene zu setzen. Allerdings gibt es auch hier Fragen. Die Hierarchie auf der Discovery ist immer noch nicht ganz klar. Dr. Culber scheint zum Beispiel nicht der Chefarzt zu sein und Stamets nicht der Chefingenieur. Dennoch wird eher Tilly (ein Ensign!) zu dem Offizierstreffen geladen als die Chefärztin oder der Chefingenieur. Natürlich sind das die Protagonisten, die wir aus Burnhams degradierten Perspektive in der ersten Staffel kennen gelernt haben. Es wäre aber an der Zeit, die Positionen der einzelnen Offiziere klarer zu machen. Es ist zudem nicht ganz klar, warum Stamets wieder das Bedürfnis hat seine überhebliche Seite aus der ersten Staffel auszuleben. Abgesehen davon wirken die in Szene gesetzten Figuren aber immer überzeugender und entwickeln sich zu Sympathieträgern und einer Stütze für die Serie. Sarus Aufheiterungsaktion endet dann auch zunächst in einem großen Streit und für den Zuschauer damit in vergnüglichem Chaos, erzielt aber am Ende seinen gewünschten Effekt. Die Nebenhandlung trägt dadurch sehr zu dem unterhaltsamen, lichten und gleichzeitig emotionalen Eindruck bei, den die Episode hinterlässt.

„Vergiss mein nicht“ ist eine unterhaltsame Episode, die eine interessante und bewegende, aber auch etwas oberflächliche Geschichte auf Trill erzählt und die Discovery einen kleinen Schritt in Richtung der Föderationsreste bringt. Es wird immer deutlicher, dass die Autoren der Serie es immer besser beherrschen, sich auf die immer überzeugenderen Crew- und Charakterdynamiken zu konzentrieren und der Staffelhandlung dadurch einen emotionalen Unterbau zu ermöglichen, der die Spannung hoch hält. So ist man nach dem Zwischenstop auf Trill und der Erkundung Adiras tragischer Vergangenheit gespannt darauf, wie die Crew reagiert, wenn sie endlich auf Überbleibsel der Föderation trifft.

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert