Genese (von Ian Rolf Hill / Maddrax Band 541)

Die Krieger des Lichts sind weiterhin auf der Flucht vor Aruula und Rulfan. Mittlerweile sind auch Matt und Worrex wieder zu den beiden dazugestoßen. Noch geschwächt von den Auseinandersetzungen in der Mormonen-Gemeinschaft fallen zwei der drei Krieger des Lichts in die Hände der Bewohner von Nimbus III. Den Menschen in dem kargen Wüstendorf fehlt es an allem.  Um so gieriger sind sie auf die Technologie der Krieger des Lichts. Sie ahnen nicht, welche unbändige Gefahr von den Krieger ausgeht. Der dritte ist von der Gruppe abgeschnitten und sieht sich mit einer unterirdischen Gefahr konfrontiert. Die wird bald zu einer Gefahr für Nimbus III – natürlich just als Matt und seine Begleiter eintreffen.

„Genese“ ist ein spannendes Heft. Das liegt in erster Linie an dem guten Aufbau. Nimbus III wird überzeugend als elendiges Loch eingeführt, in dem es an allem mangelt. Und so gibt es einen klassischen Konflikt zwischen einem von Gier angetriebenen Anführer, einem skeptischen Mahner und den vernünftigen Sympathieträgern dazwischen. Der Anführer setzt sich durch und lädt sich die Gefahr in Form der Krieger des Lichts selbst ein. Das ist wieder einmal eine tickende Zeitbombe. Doch anders als sonst endet dieser Fehler nicht in einem Gemetzel – zumindest nicht so, wie man es erwartet hätte. Stattdessen beeinflusst der dritte Krieger mit seinen Fähigkeiten eine Gemeinschaft von Skorpionen zu einem riesigen Angriff auf die Gemeinschaft. „Genese“ spielt dadurch mit Spannung von zwei Seiten, findet eine überzeugende Rolle für Matt und seine Freunde als Mahner vor den Kriegern des Lichts, die sich angesichts der überlegenen Stärke der Dorfbewohner zunächst aufs Argumentieren verlegen müssen und erst nach dem Skorpionangriff zu Taten schreiten können. Das ist ein spannendes, ereignisreiches Abenteuer.

Wirklich gelungen ist aber die Wandlung der Krieger des Lichts. Sie tragen ein Tachyonen-Wesen in sich, mit dem die Archivare hoffen, die ständig auftretenden Dimensionsverschiebungen schließen zu können. Bisher wurden die drei jedoch einzig von ihrem Hunger nach Energie getrieben. Olivia erkennt in dieser Folge, in welche Abgründe sie dieser Appetit getrieben hat und am Ende verschmelzen die drei mehr oder weniger freiwillig zu einem „nutzbaren“ Wesen. Darauf hat man lange gewartet, denn endlich trägt Olivias Perspektive dadurch etwas zur Handlung bei. Dennoch ist es schade, dass dieser Wandel erst im letzten Teil des Handlungsbogen einsetzt. Die Krieger des Lichts haben auf ihrer Flucht immer viel Platz in der Handlung erhalten. Viele Szenen wurden aus Olivias Sicht geschrieben und dabei wurde nie wirklich klar, wie viel von Olivias alter Persönlichkeit nach der Übernahme durch das Tachyonen-Wesen noch Bestand hatte. Dadurch geriet völlig ins Hintertreffen, dass ihre ursprünglichen Ziele – Korruption in Washington auszurotten und damit ihren getöteten Bruder zu rächen – durchaus ehrenhaft waren, auch wenn ihre Methoden und ihre Informationen völlig falsch waren. Wie viel spannender wäre dieser langatmige Handlungsstrang gewesen, wenn der Leser in Oliviasszenen immer einen dramatischen Widerspruch zwischen ihren Zielen und dem Druck des Tachyonen-Wesens, mehr Energie zu sammeln, miterlebt hätte?

Abgesehen von dieser nun überflüssigen Frage ist „Genese“ ein runder Abschluss für einen langwierigen Handlungsrahmen. Matt und seine Begleiter haben nun das Werkzeug in der Hand, um die Dimensionsverschiebungen zu schließen. Unklar ist, ob es dadurch auch gelingen kann, neue Dimensionsverschiebungen zu verhindern. Nach dem spannenden Abschluss der brutalen und verlustreichen Jagd nach dem Tachyonen-Wesen geht es nun erst einmal wieder zu den mit anderen Dimensionen vertauschten Gebiten. Der Druck ist hoch: Aus diesen Verschiebungen wurden bisher fast immer ausgezeichnete Geschichten gesponnen, die nun übertrumpft werden wollen.

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