Von Vätern und Töchtern (ARD Radiotatort)

Der einstige Oberkommissar Fischer liegt seit Wochen im Krankenhaus. Endlich kommt seine einstige Kollegin de Beer zu Besuch. Doch rasch stellt sich heraus, dass es de Beer eigentlich um etwas ganz anderes geht. Sie hat in einem Doppelmord zu schnelle Schlüsse gezogen und die falsche Person verdächtigt. Nach einem peinlichen Zugriff wurde die Duldung ihres Verdächtigen aufgehoben, eine unschuldige Person wird nun bald aufgrund ihrer Eile in ein Krisengebiet abgeschoben. De Beer hofft, dass Fischer dies durch seine Kontakte in die Migrationsbehörde verhindern kann. Doch der gekränkte Ex-Kommissar erwartet von de Beer erst einmal einen präzisen Einblick in alle Fakten des Doppelmordes. Nach einem lautstarken Streit beginnen die beiden die Fakten des Falls in neuem Licht zu betrachten.

Die Rekonstruktion des Doppelmordest ist interessant. Ein Russe und seine deutsche Freundin, beide in betagterem Alter, wurden in ihrer deutschen Wohnung erschossen aufgefunden. Die verzweifelte Tochter der Frau hat die Polizei auf die ausbleibenden Reaktionen ihrer Mutter aufmerksam gemacht. Für de Beer liegt der Fall auf der Hand: Der mit Waffen handelnde Russe muss der Mafia in die Queere gekommen sein, es handelt sich um eine Exekution. Für Fischer, der in der DDR viele Jahre lang mit Russen Seite an Seite gelebt hat, gestaltet sich der Fall ähnlich. Fischer zeigt de Beer einmal mehr, dass sie bereits alle Fakten zur Hand hat, die sie zur Lösung des Falls benötigt. Das ist überzeugend konstruiert und durch de Beers Schilderungen, unter anderem einer Russlandreise, streckenweise sogar spannend.

Die rahmengebende Auseinandersetzung zwischen de Beer und Fischer funktioniert leider nicht besonders gut. Zwischen den beiden gab es von Beginn an Spannungen. Diese konnten über die Jahre jedoch abgebaut werden, vor allem seitdem de Beer ebenfalls ihre Probleme mit einer übereifrigen, jüngeren Kollegin hatte. „Von Vätern und Töchtern“ versucht ständig Parallelen zwischen den sich immer stärker auf Familienverhältnisse konzentrierenden Ermittlungen und de Beers und Fischers Verhältnis zu ziehen. Das würde funktionieren, wenn die gesamte Episode nicht wie eine einzige Negierung aller vorherigen Folgen aus Sachsen-Anhalt wirken würde.
Das ändert aber nichts daran, dass die auf den Fall bezogenen Unterhaltungen zwischen Fischer und de Beer ein stimmiges Familiendrama enthüllen, das auch trotz des weniger stimmigen Polizistendramas sehr gut unterhält.

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